Endlich wieder ein deutscher Film, den man feiern kann.
Dafür, daß er keine
Beziehungskomödie ist. Dafür, daß er originell ist. Dafür,
daß er unwidersteh-
lich dynamisch ist. Dafür, daß er großartige Schauspieler
hat. |
Leider ist nichts davon wahr. Die in blutrot getauchten
Zwischendialoge sind
zwar nicht besonders peinlich, aber durchaus
beziehungskomödienkompatibel
(man denke etwa an den unerträglichen X-Filmer Dani Levy). Mit der
Origina-
lität ist das so eine Sache. Natürlich können Tykwer und sein
Kameramann
Frank Griebe einiges, aber im Medien-Mix, in der Gewagtheit der Einstellungen
und Montagen und Schnitte ist z.B. Oliver Stones Natural Born Killers
meilen-
weit voraus - und auch da scheint einem so manches überflüssig.
Die Geschichte
selbst ist öde, voller Versatzstücke, die keinen Spaß machen.
Die Zukunftsflashes
angerempelter Passanten sind monströs einfallslos: Lottogewinn, Drogentod,
Lie-
besgeschichten (ok, sie sind so banal wie das Leben selbst). Aber ich habe
mir
immer gedacht, das sollte doch ein Märchen sein. Wenn man sich schon
wün-
schen kann, nicht sterben zu müssen. Wenn man schon per Wunsch und
Wille
100 000 Mark im Casino gewinnen kann. Das um jeden lokalen Realismus unbe-
sorgte Berlin, das die rennende Lola da erläuft, ist eigentlich ein
guter Anfang,
hübsch die unterschiedlichen Querungen des Gendarmenmarkt-Bodens, von
oben
gefilmt (die ersten beiden Male; beim dritten Mal von der Seite). Alles in
allem aber
ist die Geschichte zu psychologisch: die Beziehung von Manni und Lola, des
Vaters
und seiner untreuen Freundin. Das passt alles einfach nicht zusammen. Und
auch das
Nicht-Zusammenpassen passt nicht. |
Das Problem mit den Schauspielern, insbesondere mit
Franka Potente, ist, daß sie zu
real sind. Es fehlt ihnen am schauspielerischen Handwerk und so wirken Bleibtreu
und
Potente nicht wie die Comic-Figuren, die sie sein müßten, um den
Film so vergnüglich
zu machen, wie er hätte werden können, sondern wie aus dem deutschen
Alltag entlau-
fen, wo man alles schrecklich ernst nimmt, vor allem aber Beziehungsprobleme
(die Fi-
xierung junger deutscher Regisseure darauf ist erstaunlich). So ist
zuletzt auch Lola rennt
ein Problemfilm, der seinen Problemen durch Davonlaufen zu entkommen hofft.
Das Ren-
nen ist ok (wenn auch das ganze ein bißchen was von Jost Stollmann
hat, von wegen nicht
denken, nur laufen). Das Problem sind die Probleme. Dabei hätte der
Film ein vergnügli-
ches Gegenwartsmärchen werden können. Wäre er leichter, wäre
er verrückter, wäre er
ein anderer Film. |