Soren Kragh-Jacobsen: Mifune (1999)
Dies ist Nummer 3 aus der Reihe der dänischen
Dogma-Filme, deren Prinzip bekanntlich die möglichst weit-
gehende filmtechnische Askese ist. Im Vergleich aber mit Vinterbergs 'Das
Fest' zeigt sich, wie unterschiedlich
die Filme, die den willkürlich vorgegebenen Regeln folgen, sein
können.
Nur auf den ersten Blick gibt es Ähnlichkeiten
zum 'Fest': Hier wie dort ist das Geschehen im wesentlichen auf
ein abgelegenes Haus konzentriert, dort ein nobles Landhaus, hier einen
heruntergekommenen Bauernhof.
Hier wie dort geht es um Familiales: Mifune beginnt mit dem Tod des Vaters,
der Rückkehr des in den Erfolg
und die per gerade vollzogener Ehe aussichtsreiche Verschwägerung mit
dem Firmenchef geflohenen Sohnes
auf den verwahrlosten Bauernhof irgendwo in der tiefsten Provinz. Dort aber
holt ihn unweigerlich die Vergan-
genheit ein, und zwar ganz und gar nicht abstrakt, sondern sehr konkret in
Gestalt seines nun verwaisten
Bruders Rud (die Mutter hat vor Jahren schon Selbstmord begangen), der an
UFOS glaubt und wie ein
aufgescheuchtes Huhn über den Bauernhof rennt.
Aus dieser Grundkonstellation zaubert Kragh-Jacobsen
eine grandiose Tragikomödie, indem er zwei weitere
Figuren einführt, eine Prostituierte, die als Haushälterin eingestellt
wird, und deren schwer erziehbaren Bruder.
Diese vier nun, zusammengezwungen auf den engen Raum, stellen gegenseitig
ihre bisherigen Leben auf den
Kopf, verletzen sich, trösten sich, tun sich genau genommen alles an,
was Menschen sich so antun können, im
Guten wie im Bösen. Das ganz Wunderbare ist, daß man sie alle
liebt, vom ersten Moment an, daß diese
Figuren an allen blöden Klischees gerade so vorbeientworfen sind, von
großartigen Schauspielern verkörpert
werden, daß das Drehbuch viele überzeugende, überraschende
und sich nie verselbständigende Ideen hat,
daß der bescheidene Dogma-Stil sich hier als der Situation kongenial
konzentrationsfähig erweist. |