Die filmische Zurichtung von Wirklichkeit auf
Sitcom-Format hat zu den realistischen Parametern Glaubwürdigkeit und
Wahrscheinlichkeit nur sehr bedingt ein freundschaftliches Verhältnis.
Der Zuschauer wird eher auf andere Weise bei der Stange gehalten, etwa, wie
im Falle von Notting Hill, durch die breiteste Identifikationsmöglichkeit
der Welt: Julia Roberts Lächeln. Oder die nette Geschichte vom kleinen,
sympathischen Verlierer, der vom Schicksal das große Liebeslos zugespielt
bekommt, etwa, wie hier, die breit lächelnde Julia Roberts.
Die Kunst der Sitcom ist weder die psychologischer Differenzierung noch die schauspielerischer Höchstleistungen. Es genügt, wenn einer auf Überraschungen mit einem verstört-verwirrten Gesichtsausdruck reagieren kann. Zum Glück ist das ein Ausdruck, den Hugh Grant beherrscht. Genau genommen ist es der einzige, aber für die Sorte Komödie, die Notting Hill darstellt, reicht das eben vollkommen aus. Intelligente Rollenwahl muß man ihm bescheinigen. Julia Roberts auf der anderen Seite ist im wirklichen Schauspielerleben viel besser als ihr strahlendes Lächeln und das blitzt hier sogar auf, so daß sie ihrer Figur, die bei aller vermeintlichen Reflexivität doch auch fast ausschließlich auf Situationskomik angelegt ist, beinahe so etwas wie eine tragische Dimension verleihen kann. Mit der Ergänzung des Personals um zwei komische Typen, den von Rhys Ifans makellos stilisierten gräßlichen Mitbewohner und die schrille Schwester mit dem goldenen Herzen und dem weiteren Familienanhang, der über bloße komische Typisierung immer wieder ins leicht Mike-Leigh-hafte sympathisch überschießt, hat der Film genug Spielmaterial, um seinen verstörungsfreudigen Helden in überraschende Begegnungen zu schicken. In Szenen wie der seiner tapferen Bewährung als Filmberichterstatter von Horse & Hounds in denen er Lacher wie Sympathie auf seiner Seite behält, spielt das Buch seinen Sinn für Wortwitz wie Situationskomik aus. Das beinahe noch größere Wunder ist, daß das Märchen in Form der Liebesromanze auch noch gelingt, nicht zuletzt dadurch, daß die Helden durch alle sie lädierenden Situationen so liebenswert bleiben, daß man ihnen ihr Glück auch am Ende noch wünscht. Der Sitcomwitz kennt nichts als komische Situationen und verkauft dafür, zum Glück des Zuschauers, seine ernstesten Anliegen. Diese Tendenz zur Anarchie aber bleibt hier gebändigt, nicht zuletzt durch so hübsche melancholische Einfälle wie eine Kamerafahrt durch vier Jahreszeiten Notting Hill, und das ganze rundet sich glücklich ins etwas andere Genre der Liebes- und Heiratskomödie. |
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