Die Umsetzung eines schlichten Plots und einfach gezeichneter Figuren auf der Lein-
wand in Wärme, Rührung und Sympathie in den Betrachtern gehört zu den rätselhaften
alchimistischen Kunststücken des Kinos. Das Wunder des Gelingens ist, angesichts all
der trüben Sentimentalität, plumpen Emotionsmaschinerie und Ermüdung durch die immer-
gleichen Klischees, die einem Mainstream aller Art und nicht nur aus Hollywoo zumutet,
kein geringes. Hier, in 'Shall We Dance' wird's mal wieder Ereignis, in einem Tanzfilm
aus Japan, ausgerechnet.
Wo die Erklärung fehlt, hilft vielleicht die Beschreibung. Eine Liebesgeschichte. Der etwa
vierzigjährige Büroangestelle Sugijama San verliebt sich, auf den ersten Blick aus der U-
Bahn aufs erleuchtete Fenster, in die junge Tanzlehrerin Mai und stürzt sich so in eine Ent-
wicklung, die natürlich sein ganzes (emotionales) Leben in Aufruhr bringt, ihn, angesichts
der geringen Reputation des Tanzens in Japan, zu einer Art Doppelleben zwingt. Die
Erlösungen, die ihm widerfahren, sind wenig manifester Art, vermögen aber, in wunder-
samer Weise, auch das Leben der angebeteten Mai aus seiner Verzweiflungsstarre zu
retten. Umgeben wird dieser Erlösungskern mit weiteren Charakteren, die die Klischees
ihrer selbst mit unerwartetem Leben füllen. Allesamt bekloppt, aber nicht gänzlich unsym-
athisch geben sie den humoristischen und zugleich gesellschaftsdiagnostischen backdrop
für das zentrale Paar.


Der Tanz ist die glückliche Metapher für die langsame, buchstäblich schrittweise Befreiung
aus den Engpässen der Konvention und des japanischen Büroalltags. Eleganz ist der eine
mögliche Gegenentwurf, Leidenschaft, Exzess ein anderer. Das Tanzen ist eine Verschwörung
der Außenseiter, die Tanzfläche das Projetkions- und Therapiefeld für anonym Sehnsüchtige.
Körper, die ganz Tanz geworden sind, fallen, noch und gerade in der Irreduzibilität auf die
normale Alltagsbewegung, in eine merkwürdige, identifzierbare Exzentrizität des Bewegens.
Tanz ist Gegenwelt, die ausgreift auf das alltägliche Leben. Die Emanzipation davon, ein
anderer sein zu müssen und draußen, ist die eigentliche Entwicklung. Einer reißt sich (erst
mehr, dann immer weniger unfreiwillig) die Perücke vom Kopf: eine Entlarvung zum Eigenen.
Die Ehe des Protagonisten, fast noch eintöniger als die Büroarbeit, erlebt ihre Krise in der
Transformation, die der Mann im Tanz erlebt. Optimistischerweise gelingt die Versöhnung.
Shall we dance ist eine Komödie. Eine simple Geschichte, ein kleines Wunder.

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