Die Bühne: Rechts die Sitzgruppe, dahinter das Aquarium,
das zweimal zum Bade laden wird und am Ende zum Sterben. Die Sitzgruppe,
zwei Mies-van-der-Rohe-Sessel, weiß, der Tisch aus Glas. Links, durch
eine laufstegartige Fortsetzung der Treppe abgetrennt, die weiße Couch.
Im ersten Stock, hinter Milchglas, das Büro. Maisonette-Bühne,
Kinderzimmer, unten die Küche, die Eingangstür, durch die allerlei
Unwillkommenes eindringt ins Puppenheim, dem allerdings, bei Ostermeier,
die zentrale Metapher genommen ist.
Gegeben ist Ibsens Stück im Gegenzug mancherlei. Die
Schüsse zum Schluss, Helmer verendet, ins Aquarium hängend. Die
Maske für Nora, sie geht Tanzen als Lara Croft. Rank eine unflätige
Rede, Ausweis des Kurrenten. Die Kinderlein, sich aufführend,
aufgeführt. Das Au-Pair-Mädchen Monika, in dem zwei Ibsen-Figuren
in eins fallen. Das Freisprech-Handy. Und die Musik, die Musik, die Musik.
An ihr kristallisieren das Halbstarke, die schlichte Dummheit, die diese
Inszenierung prägen. An die Stelle feingetunter Psychosozialintrospektionen
treten, mit einem keineswegs wohl begründeten Schlag und rabiat, der
Lärm, das Techno-Gebizzel, der Text der Musik und die Musik. Alte
Schaubühne, neue Schaubühne. Nicht mehr das Stülpen eines
Inneren ins dargestellte Außen, sondern Vorführen des Außen
als Körperäußerung, Körperentäußerung.
Geschüttelte Körper, entfahrende Schreie als lautstarke Absagen
an alle Subtilität und Ambivalenz. Soma statt Psyche, es wird, aber
reichlich unentschlossen, in Castorfsches Gelände rübergefuhrwerkt.
Mit dem einen oder anderen Rückzugsmanöver in Restmomente des
Innerlichen: der schöne Baum, die schönen Hände.
Schauspieler braucht's als Kraftmeier. Schüttelkranke.
Textbrockenschleuderer. Was sie von den Figuren wollen, die Regie vom
Stück, das bleibt recht unergründlich, einerseits. Und, andererseits:
nicht mehr vielleicht als die Transformation des Ehe-Sozialdramas ins
Kitchen-Sink-Soziale neuerer Schaubühnen-Prägung. Der Schick des
Elends in der schicken Maisonette-Wohnung. Situiert allerdings ist das nirgends.
Nicht in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit. Postfeministisches Signal:
Lara Croft, nichts dahinter. Keine These, keine Deutung. Die Figuren sind
Staffage für ein Stück, das nicht gegeben wird. Gedrehte Bühne,
leere Wand. Es spielt die Musik, I don't love you anymore, Anne Tismer in
der weißen Jacke. Helmer tot, sie sackt zusammen. Kein Vorhang. |