18.12.04
DVD: Der Leopard (Luchino Visconti, Italien/Frankreich 1962)
Der Leopard (Il Gattopardo, Italien/Frankreich 1962)
Regie: Luchino Visconti
Anbieter: Koch Media
Darsteller: Burt Lancaster, Claudia Cardinale, Alain Delon,
Paolo Stoppa, Rina Morelli, Romolo Valli, Terence Hill, u.a.
Regie: Luchino Visconti
Anbieter: Koch Media
Darsteller: Burt Lancaster, Claudia Cardinale, Alain Delon,
Paolo Stoppa, Rina Morelli, Romolo Valli, Terence Hill, u.a.
Der Leopard, 1962 von Visconti gedreht und im folgenden Jahr in Cannes mit der „Goldenen Palme“ ausgezeichnet, ist unbestritten einer der prächtigsten Filme der Filmgeschichte. Mit feinstem Gespür für die spezielle Farbwärme von Technicolor und für die Ausstattung der Innenräume und Raumweiten, schildert der elegisch breit angelegte Überlängenfilm den Niedergang der alten italienischen Aristokratie anhand der Erlebnisse des konservativen, aber edelmütigen Fürsten Fabrizio Salina (Burt Lancaster). Der Film verfolgt sein Manövrieren durch die politischen Wirrungen im 19. Jahrhundert, zeigt seine opportunen Entscheidungen und Machtspiele und demaskiert letzten Endes die Umstürzler der bürgerlichen Ideologie als Vorboten des Faschismus und der allgemeinen Kulturlosigkeit. Dabei ist Der Leopard politisch komplex genug angelegt, um nicht zur stumpfen Nostalgierevue eines verkappten Monarchisten zu geraten. Ganz im Gegenteil zeichnet Visconti, zeit seines Lebens überzeugter Marxist, vor allem in der fulminanten Schlusssequenz – ein Ball als kultureller Höhepunkt eines politischen Kongresses - die Aristokratie als notwendig zum Untergang verdammte Episode der Geschichte, die an eigener Dekadenz und Pomp zugrunde ging, und die Emporkömmlinge des Bürgertums als machtgierige, kulturlose Kretins und deren Nachkommen. Der „Leopard“ Salina selbst ist es, der als Melancholiker und Machtmensch alter Garde implizit zu dieser Erkenntnis kommt und den logischen Fall der eigenen Kaste zu erahnen scheint. Nicht das Royalistische ist es, das dem Marxisten Visconti die Figur des Leoparden als Gefährten optional erscheinen lässt, sondern sein weitreichender, analytischer Blick für Politik und Kultur und sein Begriff von Macht jenseits bloßer Libertinage und narzisstischer Selbstbeleckung.
Für diesen Erkenntnisprozess nimmt sich Visconti viel Zeit. Sein Film verliert sich oft ins Episodische und in die Weite des detailreichen Bildes. Ein direkter Handlungsstrang lässt sich kaum ausmachen. Zur bloßen Ausstattungsbeliebigkeit gerät der Film dabei dennoch nicht: Der Leopard ist ein wunderschönes Panorama, ein Sitten- und Geschichtsgemälde einer untergegangenen Epoche der europäischen Geschichte, die Visconti jenseits bloßer Staffage detailreich in der ganzen Pracht des europäischen Monumentalfilms wiederauferstehen lässt. Dabei entwickelt Der Leopard eine cineastische Größe, von der sich der Cinephile nur schwer nicht beeindrucken lassen kann. Dass er sich hierbei nicht allein auf eine nostalgische Revue beschränkt, sondern sein analytisches Projekt stets – wenn auch in langsamen Schritten – aufbaut und weiterverfolgt, ist dabei seine große Stärke.
Ein solch prächtiger Film verlangt nach einer ebensolchen Aufbereitung auf DVD. Koch Media hat hierbei glücklicherweise ganze Arbeit geleistet und ein zweifelsfrei mustergültige Veröffentlichung vorgelegt, die dem Cinephilen mit sorgsam aufgebauter Heim-Mediathek keine Wünsche offen lässt und auch auf internationalem Parkett ohne weiteres konkurrenzfähig ist. Den Anfang macht schon die sorgfältige gestaltete Präsentation: Das edle DigiPack mit Schuber unterstreicht die filmhistorische Würde des Werks, ohne in bloßen Prunk umzuschlagen. Der Überlängenfilm findet sich auf einer eigenen DVD und kann auf diese Weise den Speicherplatz des Mediums voll ausnutzen. Das Ergebnis ist überragend: Der frisch restaurierte Film erstrahlt in selten gesehener Detailschärfe und satter Farbausgewogenheit – bis zum Kinoerleben ist es von hier aus nicht mehr weit. Die Extras finden sich auf einer zweiten DVD: Neben einer ausführlichen Trailershow zum Film wird hier in einer Dokumentation der Komponist Nino Rota portraitiert. Auf einer beiliegenden CD hat man den Soundtrack des Films untergebracht. Etwas schade ist allein, dass hier keine weiteren Angaben zur Orchestrierung geleistet wurden. Ein dezent und stilvoll gestaltetes Booklet mit Erläuterungen zum Film rundet diese Veröffentlichung gelungen ab. In der ansonsten oft etwas ermüdenden hiesigen Editionslage ist diese DVD ein echtes Ereignis: Ein Schmuckstück für jedes Filmregal und eine Pflichtanschaffung für jede sorgsam geführte Sammlung.
Für diesen Erkenntnisprozess nimmt sich Visconti viel Zeit. Sein Film verliert sich oft ins Episodische und in die Weite des detailreichen Bildes. Ein direkter Handlungsstrang lässt sich kaum ausmachen. Zur bloßen Ausstattungsbeliebigkeit gerät der Film dabei dennoch nicht: Der Leopard ist ein wunderschönes Panorama, ein Sitten- und Geschichtsgemälde einer untergegangenen Epoche der europäischen Geschichte, die Visconti jenseits bloßer Staffage detailreich in der ganzen Pracht des europäischen Monumentalfilms wiederauferstehen lässt. Dabei entwickelt Der Leopard eine cineastische Größe, von der sich der Cinephile nur schwer nicht beeindrucken lassen kann. Dass er sich hierbei nicht allein auf eine nostalgische Revue beschränkt, sondern sein analytisches Projekt stets – wenn auch in langsamen Schritten – aufbaut und weiterverfolgt, ist dabei seine große Stärke.
Ein solch prächtiger Film verlangt nach einer ebensolchen Aufbereitung auf DVD. Koch Media hat hierbei glücklicherweise ganze Arbeit geleistet und ein zweifelsfrei mustergültige Veröffentlichung vorgelegt, die dem Cinephilen mit sorgsam aufgebauter Heim-Mediathek keine Wünsche offen lässt und auch auf internationalem Parkett ohne weiteres konkurrenzfähig ist. Den Anfang macht schon die sorgfältige gestaltete Präsentation: Das edle DigiPack mit Schuber unterstreicht die filmhistorische Würde des Werks, ohne in bloßen Prunk umzuschlagen. Der Überlängenfilm findet sich auf einer eigenen DVD und kann auf diese Weise den Speicherplatz des Mediums voll ausnutzen. Das Ergebnis ist überragend: Der frisch restaurierte Film erstrahlt in selten gesehener Detailschärfe und satter Farbausgewogenheit – bis zum Kinoerleben ist es von hier aus nicht mehr weit. Die Extras finden sich auf einer zweiten DVD: Neben einer ausführlichen Trailershow zum Film wird hier in einer Dokumentation der Komponist Nino Rota portraitiert. Auf einer beiliegenden CD hat man den Soundtrack des Films untergebracht. Etwas schade ist allein, dass hier keine weiteren Angaben zur Orchestrierung geleistet wurden. Ein dezent und stilvoll gestaltetes Booklet mit Erläuterungen zum Film rundet diese Veröffentlichung gelungen ab. In der ansonsten oft etwas ermüdenden hiesigen Editionslage ist diese DVD ein echtes Ereignis: Ein Schmuckstück für jedes Filmregal und eine Pflichtanschaffung für jede sorgsam geführte Sammlung.
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