Filmkritik: Morgan Spurlock: Super Size Me (USA 2004)

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Morgan Spurlock: Super Size Me (USA 2004)

 

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Morgan Spurlock: Super Size Me (USA 2004)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Der Deal: Einen Monat lang ausschließlich bei McDonalds essen, dreimal täglich und jeder Aufforderung zum "super size" Folge leisten. Der Filmemacher Morgan Spurlock hat die Idee, als er im Fernsehen einen Bericht über zwei Teenager sieht, die McDonalds verklagen. Sie sind fett, fast food ist schuld, sagen sie. Drei Ärzte überwachen das Experiment, halten es für keine gute Idee, glauben aber nicht, dass viel passiert. Spurlocks Freundin übrigens ist Köchin, Veganerin.

"Super Size Me" ist ein Agitdoc-Film von Mooreschem Kaliber. Ein Mann mit einer Mission. Mit weniger egozentrischem Nachdruck, dafür mit größerem Identifikationspotenzial. Am 21. Tag beginnt man, ernsthaft um seine Gesundheit zu fürchten. Er ist depressiv, er ist, sagt die Ärztin, abhängig von fast food, er kommt die Treppen kaum mehr hoch, die Lust auf Sex ist ihm vergangen. Das ganze ist zu einer Jackass-Übung geworden und keiner hatte damit gerechnet.

Mit dem Experiment allein ist es nicht getan. Zum Agitdoc gehört das Herbeischaffen von Experten, Informanten, das Herumreisen, Vorführen, Zeigen. Spurlock lässt einem kaum Zeit zum Atemholen. Man wird zugeballert mit Statistiken, talking heads, Bildern, Zahlen, Visualisierungen. Das ganze hat den Faktoid-Gehalt einer SPIEGEL-Titelgeschichte und ist nicht weniger dubios. McDonalds füttert jeden Tag ganz Spanien, bang, Grafik, Spanien auf der Leinwand. Statt Analyse gibt es brachiale Evidenzerzeugung. Und Agitdoc muss beglaubigt werden durch den Körper, die Person. Evidenter ist nichts als das Subjekt, der Körper, die Person. Am Subjekt wird der Anschein des unabweislich Objektiven erzeugt.

Hier ist der Körper ein verletzlicher und umso überzeugender. Moore polarisiert in seiner Massivität, Spurlocks Verfall generiert Sympathie und Mitleid. Beide aber zehren von der mythischen Struktur des David gegen den Großkonzern. Zelluloidschleuder. Der Film funktioniert. Natürlich denkt man weniger als man fühlt. Und das Problem ist ja nicht, dass "Super Size Me" unrecht hätte, das Problem ist, dass man ihm emotional glauben würde, selbst wenn es so wäre. Die Rhetorik des Agitdoc ist eine Rhetorik der Überwältigung. Wer nicht gerne überrannt wird, spürt Unbehagen noch und gerade da, wo er zustimmt.

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