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René Clair: A nous la liberté (Frankeich, 1931)

Von Stephane Boeuf

Drehorgel, Schallplatte, Fließband, alles kreist in diesem Film – auch die Lebensläufe, von der immerwährenden Wiederkehr desselben im Alltag des Arbeiters bis zu den Biographien: Louis Werdegang beschreibt den großen Bogen vom Landstreicher zum Großindustriellen und zurück zum Landstreicher, die Produkte seiner Fabriken sind Platten und Plattenspieler, das entsprechende Logo: ein schwarzer Diskus über einem L. Die Intrige selbst ist perfekte Zahnradmechanik: dieselbe Mechanik von der Chaplins Körper in Modern Times geschluckt wird und die in Louis Fabriken verborgen bleibt. Räder die einander weitertreiben und in denen der fremde Körper selber nur mitdrehen kann – hoch gehoben, wieder nach unten gebracht.

Drehmomente bestimmen alles. Der schönste Schein trügt: Die singende Schöne am Fenster singt nur im Playback, in der Wohnung verborgen dreht sich der ewige Plattenspieler. Und so ist es nur konsequent, dass der Film selbst die Liedform annimmt und sich treiben lässt von Refrain zu Refrain, von Chanson zu Chanson. Das ist seine Virtuosität. Weil er sich aber oft damit begnügt, das programmierte Ritornell der Schlagerklischees abzuspielen, wird es auch zu seiner Grenze.

Die Gesellschaft als übermäßig geölte Feinmechanik also, durch die die Körper von Louis und Emile getrieben werden, zwei fremde Körper, von denen der eine, Louis, sich eingliedert, selber zum Rädchen und in schnellem Aufstieg zum großen Rad und zentralen Drehimpuls wird, während der andere ein Fremdkörper bleibt. Emile stolpert in diese Welt der Produktion hinein, wird von den ihm unbegreifbaren Drehimpulsen mit getrieben, und es ist mitweilen ein zu elegantes Mit-Getrieben-Werden, wenn selbst die Störungen des Fremdkörpers sich in harmonischen Schwingungen lösen (man ist weit entfernt von der Radikalität eines Boudu).

Doch es bleibt nicht alles beim Alten. Eine finale Utopie zeigt die Arbeiter der Wirkung der ungreifbaren Drehmomente enthoben – oder doch nicht? Ein neues Werk wird eröffnet, in dem die Produktion vollkommen automatisiert ist. Die neue Fabrik ist nur noch ein großer Kasten - gefüttert mit Rohstoffen, Plattenspieler ausspuckend -, dessen Mechanik uns verborgen bleibt. Die Arbeiter angeln neben der Fabrik, die keine Arbeit mehr abverlangt. Sie haben das Fließband der Produktion gegen den Fluss der Freizeit getauscht. Die Fließbänder der Gesellschaft machen indessen keinen Halt. Reich bleibt reich, arm bleibt arm, und, so wäre die Botschaft des Films, das ist gut so: Lasst die Reichen ruhig im Kreis hinter den wedelnden Geldscheinen rennen und seid glücklich – Louis der Parvenü soll zur Straße zurückfinden, zu seinem Kumpel, zu seinen kumpelhaften Scherzen.

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