Gewaltsam fängt der Film an: mit dem brutalen
Wachrütteln seines Helden, der mit Widerwillen unter Fußtritten
den Schlaf verlassen muss und, bevor er sich in die Menge der sportlichen
Mannschaft mischt, noch dies sagt: dabei war ich im Traum ganz nah
daran, etwas zu erreichen. Von diesem etwas, von seinem Traum, werden
wir nichts erfahren. Doch diese Andeutung einer anderen Handlung genügt,
um den Traum als wahren hors-champ des Films zu bezeichnen, als den Grund
gegen den sich die Welt des Films abzeichnet. Und der Film wird gerade dieses
Erwachen noch einmal durchspielen: erneut den Bewegungsdrang des Lebens gegen
das Mäandern der Nacht siegen lassen.
Die Welt, zu der der Held erwacht, ist befremdend: nicht so sehr
fernöstliche Exotik als das Militarisierte einer sportlichen Mannschaft
und ihrer erzwungenen Kohäsion ein Studententrupp auf Manöver.
Sie legen täglich lange Strecken zurück, singen viel. Der Film
besteht aus diesem langen Voranschreiten (er möchte gewissermaßen
eine einzige lange Kamerafahrt sein) und den Widerständen, auf die diese
Bewegung stößt.
In Gestalt einer Frau kommt der Held mit einer ihn verstörenden Welt
in Berührung, die dem sportlichen Ideal so fremd zu sein scheint wie
der vergessene Traum, eine Welt, die den Athleten in ihr nächtliches
Mäandern zu sich ziehen wird als Rückkehr des frühzeitig
abgebrochenen Traums. Denn der Film beruht auf eine Hypothese, die man bei
André Breton formuliert finden kann: Wer sagt mir, dass der
Winkel, unter dem diese Idee, die ihn berührt, sich zeigt, dass das,
was er am Auge dieser Frau liebt, nicht genau das ist, was ihn mit seinem
Traum verbindet, was ihn an Gegebenheiten ankettet, die er durch seine eigene
Schuld verloren hat?
Der Held trifft also auf eine Frau, genauer gesagt eine Frau mit Kind, denn
bei Shimizu scheint immer ein Kind schon da sein zu müssen, um eine
Beziehung zwischen Mann und Frau möglich zu machen. Die Frau ist eine
Vagabundin, das Kind ist krank, und es bleibt unentscheidbar, was den Athleten
mehr zu ihnen zieht.
Zwei Rhythmen des Gehens treffen aufeinander: das Marschieren und das
Vagabundieren. In einer langen Nacht wird der Konflikt zwischen ihnen eskalieren,
der Konflikt zwischen den Sehnsüchten des Helden und seinen Pflichten,
zwischen der Frau und dem Studententrupp, bis letzterer ihn erneut
wachrüttelt, bevor er etwas erreicht hätte, so dass am folgenden
Tag das Problem ungelöst hinter sich gelassen wird.
Doch, verstärkt noch beim heutigen Zuschauer durch die Fremdheit dieses
Trupps kindlicher Jünglinge, bleibt dieser ungelöst
zurückrlassene Konflikt wie ein dissonanter Schlussakkord als offene
Frage: Ist der Enthusiasmus des Vorwärtsschreitens reine Bejahung des
Lebens, oder reißt er von sich selber ab, von der Unbestimmtheit und
dem Zweifel an einer künstliche Bewegung? Ist das zielstrebige Marschieren
des Tages etwas anderes als die Flucht vor den unerreichten unerreichbaren
Zielen der Nacht? Aber ist diese Flucht nicht das Leben selber, da kein Traum
zu Ende geträumt werden kann?
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