Es gibt einen Ausgangszustand, der auf etwas Vergangenes verweist,
das nun anders wiederholt wird. Eine Kleinfamilie, erweitert zum
Konkurrenz-Viereck. Wir brechen ein in die radikal veränderte Situation,
mit Jim (Robert Mitchum), der zur Gitarre singt. Er begegnet dem Sohn, der
ihm widerstrebend vom Tod der Mutter berichtet. Er geht zum Vater (William
Holden), der schweigend am Grab der Frau verharrt, von der er zu Jim sagt:
"I guess in your own way you loved her, too." Mehr werden wir über das,
was geschehen ist, nicht erfahren. Nicht direkt jedenfalls, denn das Kommende
ist als Spiegelung des Vergangenen inszeniert unf reflektiert Ahnungen des
Gewesenen als wirkmächtig in die Gegenwart hinein.
Davy, der Witwer, gelangt ins Leben zurück. Er lebt, mit dem Sohn, in
einer Hütte im Wald. Wir müssen den Schein der Zivilisation
aufrechterhalten, sagt er und hat sehr Recht damit, dass das
Aufrechterhalten des Scheins mit dem Bewahren der eigenen Zivilisiertheit
in eins fällt. Es muss zu diesem Zweck aber die Stelle der Frau ersetzt
werden. Das geht nur notdürftig, da sind der liebende Mann, seiner Ehefrau
beraubt, und der liebende Sohn, seiner Mutter beraubt, sich einig. Also sucht
man den nächstgelegenen aber recht fern, jenseits des Flusses
gelegenen Ort auf, und kauft dort für 18 Dollar auf die Hand
und 4 Dollar später eine Frau (Loretta Young), die als "barn woman"
oder gar "barn slave" Haus und Hof instandhalten soll.
Der Ersatz der geliebten Frau kann nur dadurch gelingen, dass die neue Frau
den Platz der alten nicht wirklich einnehmen wird. Sie wird geheiratet, aber
nur zum Schein. (Als hätte nicht Davy selbst kurz zuvor die These vertreten,
dass im Schein schon das Ganze liege. Zurück im Privaten der Hütte
wird dieser Schein allerdings nicht mehr gewahrt. Rachel wird offen verachtet
und als bloße Dienstmagd behandelt.) Das der neuen Struktur zugrunde
liegende Kalkül ist simpel, aber es geht nicht auf. Es gibt in dieser
Gleichung eine Unbekannte und die ist nicht, wie zu erwarten wäre,
in schlicht romantischer Manier, das Herz, das sich der kalkulierten Struktur
nicht fügt.
Die Unbekannte ist der Fremde des Titels, Jim, der später als Priester
verkleidet auftritt ohne ersichtlichen Grund, beinahe als Vorahnung
eines anderen, schrecklichen Priesters, der nur heiratet, um an das Geld
zu kommen, das er bei der Frau vermutet. Hier ist seine Rolle freilich eine
andere. Er erkennt Rachel als das, was sie ist: kein beliebiger, sondern
ein formidabler Ersatz der verstorbenen Ehefrau. Die Anstrengungen, die sie
unternimmt, der anderen zu gleichen, Schießübungen im Keller der
Hütte, verkennen Vater und Sohn. Jim, der Fremde, versteht sofort, worum
es sich handelt.
So kommt eine andere Ökonomie ins Spiel als die des Kalküls der
Ersetzung. Eine Ökonomie des Begehrens, damit eine Ökonomie der
Konkurrenz. Es ist geradezu idealtypischer Girard: Das Objekt wird für
den, der es für belanglos hält, interessant, sobald ein anderer
es begehrt. Ohne jede Prätention findet der Film eine Szene für
diese Verlagerung. Jim fragt, was Davy nie interessiert hat und es
stellt sich heraus: Rachel spielt, wie die Verstorbene, das Spinett. Die
Musikeinlage wird so zur verkörperten Figuration einer neuen Ökonomie.
Jim und Rachel und Davy, der Sohn, musizieren, Davy, der Vater, bleibt
außen vor.
Ein weiteres Versatzstück des Westerns wird vom Äußeren ins
Innere gewendet, der Überfall der Indianer. Am Punkt des größten
Drucks, an dem dem Tod beinahe anheimgegeben die beiden
Konkurrenten mit dem Objekt ihrer Begierde im Keller eingeschlossen sind,
klären sich, ohne große Worte, die Verhältnisse. Das alte
Haus ist abgesehen vom Keller niedergebrannt. Ein neues Haus
kann gebaut werden. Wie selbstverständlich hat die Verwandlung der
Ökonomie stattgefunden. Begehren (durch den Vater) und Anerkennung (durch
den Sohn) statt des bloßen schlechten Ersatzes. Die Moral von der
Geschichte, aus der sich Jim als der Katalysator, der er war, konsequenterweise
dann entfernt, ist die, dass es immer nur um die Restitution der Kleinfamilie
ging. Und die gehorcht einer anderen Ökonomie als der bloß
struktureller Ersetzbarkeiten. (Aber in diesem bürgerlichen Setting
doch, möchte man hinzufügen, einer Ökonomie der sehr temperierten
Leidenschaften.)
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