Nach neunzig Tagen Scheidungsfrist sind Jerry und Lucy Marriner
"back in circulation", wieder im Umlauf. Was davor geschah: Über zwei
gar nicht so schwer lastenden, aber als Anlass fürs Folgende gerade
recht kommenden Verdächtigungen gerät ihre Ehe ins Stocken und
in rasender Eile landen sie vor dem Scheidungsrichter. Eine größere
Sorge als die, wer Mr. Smith bekommt, den Hund, haben sie nicht. Es ist ein
Spiel und sie wissen, wie man es spielt. Freilich gilt auch: Es steht nichts
auf dem Spiel, denn alle Welt ist nur das Material, Anlass zum Amüsement,
ein Volltrottel vom Lande, die bessere Gesellschaft, einen Jux kann man sich
mit all dem machen. Um das Vorführen geht es und das Sehen, das Ende
ist klar, von Anfang an und damit alles Weitere von existenziellen Belastungen
frei.
Eine Freiheit, ein Prozess des Sich-Befreiens von den Erwartungen, die durch
die Gesellschaft zirkulieren und zur Ehe als Konvention sich verfestigt hatten.
Das Zurück in der Zirkulation (das es nie geben wird) als Zurück
in der Ehe, aber jenseits der Konvention, als Vorstellung eines ganz utopischen
Zirkulierens, ohne Verdacht, ein Anti-Oklahoma. Bis zuletzt verweigert der
Film, darin alle moralischen Ansinnen verhöhnend, die Auskunft über
das, was geschah: in Florida (recte: "Florida") und mit dem Gesangslehrer
auf dem Lande. Sie werden es einander nicht erzählen, die Kamera und
das Buch werden es uns nicht erzählen. Die Figuren müssen für
keine Sekunde in einen Stand der Unschuld versetzt werden, die Ehe wird als
Wiederverheiratung zum Begriff dafür, dass sie endgültig darüber
hinaus sind. (Dem Spott zu Beginn zum Trotz: Wo wurde die Ehe je
größer gedacht?) Der Film muss das Hays-Office in Raserei versetzt
haben, dagegen waren sie machtlos.
Der anarchische Zug verfestigt sich. Gegen Ende sitzt man der Polizei auf
dem Schoß und treibt Schabernack mit der Autorität. Ein Wagen
geht über die Böschung, die Gesellschaft hat ausgespielt, der
Geschlechterkampf, der keiner ist, wird in der letzten Runde in die sublimen
Höhen eines Nonsens-Dialogs um Gleichheit und Differenz geführt.
Ein Film, den man auch über die Uhren und Fahrstuhlanzeiger erzählen
könnte. Willkürliche Setzung der Zeit, Parodie nur noch jeder Idee
von Regulation. Der Countdown auf ein fulminantes Ende zu, die schönste,
weil auch absurdeste Metapher für Sex, die die Hollywood-Geschichte
kennt, als Schlussbild.
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