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Abel Ferrara: Driller Killer (USA 1979)

Kritik von Ekkehard Knörer 

THIS FILM SHOULD BE PLAYED LOUD. Oh ja. Ein Rausch aus Geräuschen. Genauer gesagt: Ein Film, der alles zum Geräusch macht, zwischen Rauschen, Rausch, Krach und Punk. Die Stimme, der Rap von Abel Ferrara, dem Helden des Künstlerdramas, das auf einer fetten, breiten, roten Blutspur in den Gore hinüberschlittert, als wär's ein finsterer Traum. Die Finsternis als Geräusch, das Rauschen der Dunkelheit, in der Schemen sich bewegen, die keine Körper sind. Keine Körper mehr, noch keine Körper, Haut und Form und Gesicht als Geräusch. Die Punkband im Keller, die Handkamera mittendrin im Lärm, im ungeklärten Licht, im Klang der E-Gitarre. Der Dreck einer Existenz ohne Glamour, dazu fiept der Synthesizer elektronisch dräuend.

Es beginnt in einer Kirche, Nicholas St. John und Abel Ferrara in ihrem Element. Der Rest ist Exorzismus. Monologe wie Kotzen. Wort-Kotzen als Monolog-Rap. Die Fresse von Abel Ferrara. Bilder-Ekel, Ekel-Bilder (Polanski steckt hier explizit mit drin). Der Sinn bleibt weg, den Sinn muss man schon suchen, um ihn zu finden. Er ist dann ganz überflüssig. Käme eine Geschichte raus wie: Von seiner Umwelt genervter, erfolgloser Künstler greift zum Bohrer und tötet und tötet. (Body Count: 1) Male has chest drilled through 2) Male drilled through head 3) Male killed in subway with drill 4) Male drilled through chest 5) Male drilled through back 6) Male drilled to death 7) Male drilled to death (again)...well, he is THE DRILLER KILLER! 8) Male has forehead drilled through 9) Male crucified and then drilled to death 10) Male impaled on door with drill 11) Male drilled through back.) Den Bohrer triggert der Wunsch der Mitbewohnerin nach einem Loch in der Tür. Ein Fernsehspot triggert den Batteriegürtel, der den Bohrer zur beweglichen Einheit macht, flexibel, transportabel, überall einsetzbar. Auf den Straßen Manhattans kommt es zum Einsatz des Bohrers als Mordwaffe. Das Blut als Geräusch, das Bohrgeräusch als Bild, Rotblenden, der Punk-Lärm, das Elektrogefiepe, fortwährende Synästhesieattacken.

Der Bohrer: Die Waffe, die der Killer am Mann trägt. (Das offensichtlich Freudianische daran ist ob seiner Offensichtlichkeit ein Witz. ) die Waffe, die der Mann am anderen Mann zum Einsatz bringt. Die Elektro-Nabelschnur, die den einen mit dem anderen verbindet, Mord von Mann zu Mann, von Körper zu Körper, das Blut der Ermordeten greift über aufs Fantasiebild, das im Roten schwimmt (es ist nicht das Rot von Technicolor), das Bild, das immer wieder getriggert wird von der Tat, das Bild, in dem Ferrara sich den Gore aus den Haaren schüttelt, das Geräusch eines Bildes aus Blut. Die Bilder übrigens, die der Künstler dieses Dramas malt: Glatte Oberflächen, ein Büffel, akademische Wild-West-Kunst, geräuschlos. Einmal der Pinsel in der teigigen roten Farbe, Schlieren ziehend. Der Künstler wechselt das Metier nur zum Schein. Auge-Hand-Waffe-Koordination nicht mehr zwischen Maler und Leinwand, sondern zwischen Täter und Opfer. Anderes Genre. Künstlerdrama, Driller Killer. Komm näher, Liebling. Das Geräusch bleibt aus. Rotblende.

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