Der Leopard entläuft aus der Komödie und taucht aus
dem Schatten des Horrorfilms, in dem er verschwindet, nicht wieder auf. Der
Leopard ist das Latente schlechthin. Der Whodunit-Plot, die Leiche des Tieres,
der Mörder, all das nichts als ein manifester Rest, genauer: das Resthafte,
auf das bei Tourneur das Manifeste reduziert wird. Die Kraft liegt in der
Latenz, die alles Manifeste, kraftlos geworden, nur ausspuckt. Weil die Latenz
die Dunkelheit ist, die Verschattung, wird die Latenz zum Horror. Zwei
Bewegungen: Einbrechen, Ausbrechen. Spürbar wird dabei die Bewegung
- das gewaltsame Hinein in die Schwärze, das jähe Heraus aus dem
Schatten , die aber niemals die Gestalt eines "Etwas" erhält.
Diese Bewegung ist daher Geräusch eher als Bild. Das Klappern der
Kastagnetten löst sich von seinem Objekt, entortet sich, wird die figurlose
Gestalt des Schreckens schlechthin, wie der Leopard, der sich auch ins Rascheln
der Zweige transfigurieren kann. Ein Beinahe-Nichts, ein Gerade-nicht-Etwas
von großer Gewalt. Die Räume: Das Innen, das Sicherheit konnotiert,
das Außen, das in Latenz gehüllt ist. Dazwischen geschlossene
Türen, die nicht verbinden, sondern trennen, hinausstoßen, nicht
hereinlassen. Der Friedhof dann als invertierter Oikos: Einsperrung statt
Aussperrung. In diesen Innenraum bricht der Schrecken nicht ein, er taucht
aus ihm auf, naturwüchsig, Schatten aus Schatten.
Es kollabieren, gegen den in vernünftige Auflösungen drängenden
Whodunit-Plot, im Leopardenmann der Unterschied von Menschlichem und
Animalischem, von Zivilisation und Natur. Intensitäten, die das Opfer
anfallen. Der Zug, ein Licht, ein Lärm aus dem Nirgendwo, der
hineinfährt ins verschattete Bild wie ein Raubtier. Das Raubtier, das
kein Raubtier ist. Die wissenschaftliche Rationalität, der das Animalische
innewohnt. Das Klappern der Kastagnetten wie das Klappern einer Schlange,
über den Tod hinaus.
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