Fulminant beginnt der Film, führt einen Ich-Erzähler
ein mit Namen Guy Noir (Kevin Kline), der in der Tat ein Privatdetektiv ist,
nun aber beschäftigt als Sicherheitsmann bei der alten Live-Radioshow
A Prairie Home Companion. Die Zeit ist, kaum zu glauben, die
Gegenwart, die Veranstaltung natürlich ein Anachronismus, wie, im ganzen,
doch auch der Film. Zauberhaft sind die ersten Bilder von Kameramann Ed Lachmann,
edel die Farben und virtuos die Bewegungen zu Beginn. Wie Lachmann sich durch
ein wahres Spiegelkabinett von Garderobe schlängelt und Dopplungen
fängt auf allen Seiten, wie Altman seine Personen in Vorder- und
Hintergründen inszeniert, das ist von hoher Virtuosität und ganz
die alte Schule. Dann fährt die Kamera vom Unterbau des Theaters in
einer Plansequenz auf die Bühne, dreht sich um ein paar der Figuren,
blickt kurz ins Publikum, dann ein Schnitt und der Zauber ist dahin.
Der Schwung ist weg und der Rest kaum einmal mehr als nur nett. Zwar organisiert
Altman sein Personenensemble (mit Meryl Streep und Lily Tomlin, John C. Reilly
und Tommy Lee Jones, Virginia Madsen und Woody Harrelson) mit der
Souveränität, die ihm die Erfahrung verleiht. Der Schnitt wird
aber zusehends kurzatmig, die Dialoge sind sehr viel weniger pointiert als
zu Beginn und die arg vielen Musiknummern sind auf die Dauer ein bisschen
ermüdend.
Der Film ist ein autobiografisches Projekt seines Autors Garrison Keillor.
Der stellt in A Prairie Home Companion sich selber dar und seine
gleichnamige Radioshow, mit der es, anders als im wirklichen Leben, zu Ende
geht. Altman ist bekanntlich immer dann am besten, wenn er kalt und scharf
und böse sein darf. Hier aber konfligieren offenkundig Interessen; denn
auf seine um die eine oder andere Bösartigkeit nicht verlegene Art will
Keillor mit seinem Drehbuch doch einen Abgesang als Hommage an sich selbst.
Mit der Zärtlichkeit eines Rasiermessers fährt aber Altmans Blick
über die zur letzten Show versammelte Gesellschaft. Man wartet, dass
etwas passiert, aber er schneidet kein einziges Mal. In seinen besten Filmen
ist es ein Glück, dass er zur Sentimentalität gänzlich unbegabt
ist. Der Prairie Home Companion gereicht es auf die Dauer zum
Schaden.
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