Jump Cut
Berlinale 2006

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Robert Altman: A Prairie Home Companion (USA 2006)

Von Ekkehard Knörer

Fulminant beginnt der Film, führt einen Ich-Erzähler ein mit Namen Guy Noir (Kevin Kline), der in der Tat ein Privatdetektiv ist, nun aber beschäftigt als Sicherheitsmann bei der alten Live-Radioshow „A Prairie Home Companion“. Die Zeit ist, kaum zu glauben, die Gegenwart, die Veranstaltung natürlich ein Anachronismus, wie, im ganzen, doch auch der Film. Zauberhaft sind die ersten Bilder von Kameramann Ed Lachmann, edel die Farben und virtuos die Bewegungen zu Beginn. Wie Lachmann sich durch ein wahres Spiegelkabinett von Garderobe schlängelt und Dopplungen fängt auf allen Seiten, wie Altman seine Personen in Vorder- und Hintergründen inszeniert, das ist von hoher Virtuosität und ganz die alte Schule. Dann fährt die Kamera vom Unterbau des Theaters in einer Plansequenz auf die Bühne, dreht sich um ein paar der Figuren, blickt kurz ins Publikum, dann ein Schnitt und der Zauber ist dahin.

Der Schwung ist weg und der Rest kaum einmal mehr als nur nett. Zwar organisiert Altman sein Personenensemble (mit Meryl Streep und Lily Tomlin, John C. Reilly und Tommy Lee Jones, Virginia Madsen und Woody Harrelson) mit der Souveränität, die ihm die Erfahrung verleiht. Der Schnitt wird aber zusehends kurzatmig, die Dialoge sind sehr viel weniger pointiert als zu Beginn und die arg vielen Musiknummern sind auf die Dauer ein bisschen ermüdend.

Der Film ist ein autobiografisches Projekt seines Autors Garrison Keillor. Der stellt in „A Prairie Home Companion“ sich selber dar und seine gleichnamige Radioshow, mit der es, anders als im wirklichen Leben, zu Ende geht. Altman ist bekanntlich immer dann am besten, wenn er kalt und scharf und böse sein darf. Hier aber konfligieren offenkundig Interessen; denn auf seine um die eine oder andere Bösartigkeit nicht verlegene Art will Keillor mit seinem Drehbuch doch einen Abgesang als Hommage an sich selbst. Mit der Zärtlichkeit eines Rasiermessers fährt aber Altmans Blick über die zur letzten Show versammelte Gesellschaft. Man wartet, dass etwas passiert, aber er schneidet kein einziges Mal. In seinen besten Filmen ist es ein Glück, dass er zur Sentimentalität gänzlich unbegabt ist. Der „Prairie Home Companion“ gereicht es auf die Dauer zum Schaden.

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