Der korrupte Cop Ma (Chapman To) ist ein Typ, der wild in der
Gegend rumvögelt. Eines Tages kommt was aus der Gegend zurück.
Sie heißt Yan (Isabella Leong), sie ist jung, sie ist schön, sie
ist seine Tochter, sagt sie, und schlägt ihm eine Bierflasche über
den Kopf. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Ort und Zeit der Geschichte eines Vaters, der eine Tochter findet und einer
Tochter, die einen Hund namens Isabella verloren hat, sind ein wenig
überdeterminiert. Es ist 1999, das Jahr vor der Rückgabe der
portugiesischen Kolonie Macao an China. Bei Portugiesen isst man nicht, sagt
einer von Mas Spitzeln, es liegen Abschied und Trauer in der Luft. Beinahe
unaufhörlich spielt die stark portugiesisch angehauchte Wehmutsmusik
dazu. Fado in Macao.
Regisseur Pang Ho-cheung gilt seit seinem virtuosen, wenn auch ein wenig
angeberischen Debüt You Shoot, I Shoot (2001) als Hoffnung
für das Kino Hongkongs. Er ist zudem der Autor eines Roman-Bestsellers,
den Johnnie To als Fulltime Killer vor ein paar Jahren
auch auf der Berlinale zu sehen verfilmt hat. Was Pang Ho-cheung alles
kann, sieht man seinem Wettbewerbs-Film Isabella wohl an. Das
rechte Maß für den Einsatz seiner Mittel hat er freilich noch
nicht gefunden. So bietet Isabella viele schöne Bilder,
aber auch viel zu viele zu schöne.
Wunderbar eine Szene, in der Yan und Ma ihre Habe in großen Taschen
und rhythmisch synchron durchs Macao bei Nacht transportieren. Auch sonst
leuchten die Gassen und Küchen, die Treppen und Wände in pittoreskem
Schummer, aber das macht noch keinen Wong Kar-wei. Zudem hat die von Charlie
Lam geführte Kamera den unseligen Hang, die effektbewusste Perspektive
der effektiven vorzuziehen und filmt aus dem Kühlschrank, aus einem
Ofen durch züngelnde Flammen und immer wieder auch von genau da, wo
eigentlich die Wand hinter Sofa sein müsste.
Zwischen Verfolgung von Korruption und Rückblenden in private
Vergangenheiten streut Pang in grüner Schrift auf schwarzem Grund einen
Countdown zur Übergabe Macaos. Der Zusammenhang zwischen Privatem und
Politischen bleibt insgesamt dennoch Behauptung. So ist Isabella
zwar von Anfang bis Ende sympathisch, bald aber nur noch eine Stilübung
in melancholischer Manier. Ein bisschen langweilig, aber gepflegt. Ein bisschen
oberflächlich, aber mordsmäßig elegant.
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