Chantal Akerman ist in Tel Aviv und führt dort eine Art
filmisches Tagebuch hinter heruntergelassenen Rollos. Wir sehen durch die
Ritzen das Geschehen auf Balkonen und Terrassen der gegenüberliegenden
Häuser, nur ist dies Geschehen ohne Belang. Es tut sich wenig, minutenlang
blickt die Kamera in starren Einstellungen hinaus auf ein Nichts an
Veränderung.
Es wird einem die Zeit auf die Dauer sehr lang, wenn man das sieht. Vielleicht
wurde auch Chantal Akerman die Zeit sehr lang im von einer Bekannten gemieteten
Appartment. Fragt sich nur: Was geht mich das an? Zwischen den Blicken auf
die Häuser die Einstellungen wechseln, einen großen Unterschied
macht es nicht gibt es kurze Telefonmonologe der Regisseurin in
englischer, französischer und hebräischer Sprache. Und sie
erzählt uns allerlei, das meiste von keiner Bedeutung. Dass sie das
Brot aus dem Tiefkühlfach aufgetaut hat. Dass es ihr nicht so gut geht.
Wiederkehrendes Thema ist der Selbstmord ihrer Tante Ruth, der Selbstmord
der Mutter des Schriftstellers Amos Oz, den alle ihre Freunde lesen, manche
aber kritisch.
Ein paar Mal gibt es, kurz, Impressionen vom Meer, Impressionen vom Himmel.
Später eine wildes Schnitt- und Schwenkpotpourri, das womöglich
der filmische Ausdruck einer inneren Verwirrung der Regisseurin ist. Man
weiß es nicht, es ist auch egal. Was sich einstellt, im Lauf dieser
von kaum einem auch nur halbwegs interessanten Moment getrübten knapp
80 Minuten, ist der Eindruck eines phänomenalen Narzissmus. Warum glaubt
Chantal Akerman, irgendjemand könnte den Wunsch haben, zu erfahren,
was sie hier tut? Und wer hat ihr erzählt, sie könne Englisch?
Es hat eine Weile gedauert, bis mir klar wurde, dass "de odeurs" the others
sind. Immerhin ein Aha-Effekt in einem sonst nervtötenden Film.
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