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Berlinale 2006

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Mani Haghighi: Men at Work (Belgien 2006)

Von Ekkehard Knörer

"Männer bei der Arbeit", so sieht das aus: Sie, das sind vier offenbar eher wohlhabende Männer so um die fünfzig, kommen zurück vom Skifahren, erzählen sich Geschichten von indischen Fahrern, Geschichten vom Pinkeln. Einer entdeckt, im Knie einer Serpentine in den Bergen, einen Felsen, hinter dem sich prima austreten lässt. Er ruft die anderen, der Fels, der einsam und steil in die Luft ragt, fasziniert sie. Was Männer zur Arbeit animiert, so sieht es aus, sind Dinge, die wegmüssen. Die vier Männer fassen den Plan, nicht weniger als komplett meschugge, den Felsen gen Tal zu stürzen. Sie packen an, das Ding lässt sich nicht erweichen. Durch ihrer bloßen Körper Kraft nicht und nicht mit Hilfe eines Esels, der auftaucht, nicht mit dem Auto. Der Felsen bleibt obstinat.

Und opak. Symbolisch lesbar wird er erfreulicherweise nicht. Der Film "Men et Work" arbeitet keineswegs an seiner metaphorischen Aufladung, allen Interpretationsversuchen widersetzt sich dieser Brocken aus Stein ebenso wie den Bemühungen der Helden um seine Beseitigung. Er ragt und ragt und hat nichts zu sagen. Jedoch wirkt er als absurder Attraktor. Die ganze iranische Gesellschaft nämlich, könnte man etwas übertreibend behaupten, schaut im Laufe des Films mal vorbei. Ein Auto und noch so eins, aus einem dringt laute Musik, "California Dreaming". Man kennt sich, mit Realismus hat das, das versteht man recht bald, nicht viel zu tutn. Sehr wohl verhandelt wird aber dennoch und gerade in der komischen Verfremdung der haarsträubenden Zufallsbegegnungen der Stand der Dinge im Verhältnis der Geschlechter; die Jungs machen, vorsichtig gesagt, keine gute Figur. Und wann hat man zuletzt im iranischen Kino eine Frau gesehen, die lustvoll eine Kettensäge schwingt.

Einer der Männer wird angesichts des Widerstandsfelsens beinahe verrückt. Ein anderer verletzt sich beim Versuch, ihn zu stürzen, am Knie. Einer muss nebenbei den Streit mit seiner sehr viel jüngeren Frau beilegen. Einander kennen die Helden seit langem. Übers Leben in der besseren iranischen Gesellschaft erfährt man in ihren das Deftige nicht scheuenden Gesprächen ganz nebenbei eine Menge. Die vier erscheinen als wehleidig und infantil. "Men at Work" rückt ihnen zu Leibe und schildert sie in einer Mischung aus Kritik und dann doch Sympathie. Sie sind wie die Kinder, sie wollen nur spielen und zeigen sich dann vom Felsen in ihrer Ehre gekränkt.

Nicht zuletzt ist "Men at Work" eine oft komische Übung in furchtlosem Absurdismus. Das Nirgendwo in den Bergen bleibt ständig geerdet in der entstehenden Kartografie zwischenmenschlicher Beziehungen, die am Felsen am Berg, im Knie der Serpentine, ihren Austrag finden. Das Drehbuch basiert auf einer Idee von Abbas Kiarostami, an dessen Werk man eines im Westen immer schon gern übersah: den Hang zur Komik, die sich der genauesten Beobachtung keineswegs ausschließlich iranischer Absurditäten verdankt.

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