"Männer bei der Arbeit", so sieht das aus: Sie, das sind
vier offenbar eher wohlhabende Männer so um die fünfzig, kommen
zurück vom Skifahren, erzählen sich Geschichten von indischen Fahrern,
Geschichten vom Pinkeln. Einer entdeckt, im Knie einer Serpentine in den
Bergen, einen Felsen, hinter dem sich prima austreten lässt. Er ruft
die anderen, der Fels, der einsam und steil in die Luft ragt, fasziniert
sie. Was Männer zur Arbeit animiert, so sieht es aus, sind Dinge, die
wegmüssen. Die vier Männer fassen den Plan, nicht weniger als komplett
meschugge, den Felsen gen Tal zu stürzen. Sie packen an, das Ding
lässt sich nicht erweichen. Durch ihrer bloßen Körper Kraft
nicht und nicht mit Hilfe eines Esels, der auftaucht, nicht mit dem Auto.
Der Felsen bleibt obstinat.
Und opak. Symbolisch lesbar wird er erfreulicherweise nicht. Der Film "Men
et Work" arbeitet keineswegs an seiner metaphorischen Aufladung, allen
Interpretationsversuchen widersetzt sich dieser Brocken aus Stein ebenso
wie den Bemühungen der Helden um seine Beseitigung. Er ragt und ragt
und hat nichts zu sagen. Jedoch wirkt er als absurder Attraktor. Die ganze
iranische Gesellschaft nämlich, könnte man etwas übertreibend
behaupten, schaut im Laufe des Films mal vorbei. Ein Auto und noch so eins,
aus einem dringt laute Musik, "California Dreaming". Man kennt sich, mit
Realismus hat das, das versteht man recht bald, nicht viel zu tutn. Sehr
wohl verhandelt wird aber dennoch und gerade in der komischen Verfremdung
der haarsträubenden Zufallsbegegnungen der Stand der Dinge im
Verhältnis der Geschlechter; die Jungs machen, vorsichtig gesagt, keine
gute Figur. Und wann hat man zuletzt im iranischen Kino eine Frau gesehen,
die lustvoll eine Kettensäge schwingt.
Einer der Männer wird angesichts des Widerstandsfelsens beinahe
verrückt. Ein anderer verletzt sich beim Versuch, ihn zu stürzen,
am Knie. Einer muss nebenbei den Streit mit seiner sehr viel jüngeren
Frau beilegen. Einander kennen die Helden seit langem. Übers Leben in
der besseren iranischen Gesellschaft erfährt man in ihren das Deftige
nicht scheuenden Gesprächen ganz nebenbei eine Menge. Die vier erscheinen
als wehleidig und infantil. "Men at Work" rückt ihnen zu Leibe und schildert
sie in einer Mischung aus Kritik und dann doch Sympathie. Sie sind wie die
Kinder, sie wollen nur spielen und zeigen sich dann vom Felsen in ihrer Ehre
gekränkt.
Nicht zuletzt ist "Men at Work" eine oft komische Übung in furchtlosem
Absurdismus. Das Nirgendwo in den Bergen bleibt ständig geerdet in der
entstehenden Kartografie zwischenmenschlicher Beziehungen, die am Felsen
am Berg, im Knie der Serpentine, ihren Austrag finden. Das Drehbuch basiert
auf einer Idee von Abbas Kiarostami, an dessen Werk man eines im Westen immer
schon gern übersah: den Hang zur Komik, die sich der genauesten Beobachtung
keineswegs ausschließlich iranischer Absurditäten verdankt.
zur Jump Cut Startseite |