Es ist eine Schande, drum gestehe ich's gleich: Ich habe den
dem Film zugrundeliegenden Comic-Roman nicht gelesen. In Kenntnis anderer
Werke von Alan Moore bin ich von der grundsätzlichen Unverfilmbarkeit
seiner Comics allerdings überzeugt: zu beziehungsreich und anspielungsselig,
zu literarisch und zu monomanisch ins Material gewühlt sind seine Sachen,
oft genug Fußnoten und Appendices inklusive.
Und "V wie Vendetta", als Film genommen, nicht als Verfilmung, macht innerhalb
gewisser Grenzen Spaß. Moores Fabel vom in totalitärer Zukunft
Britanniens das Regime, mit Hilfe und als genialer Manipulator des Volkes,
umstürzenden Mann in Guy-Fawkes-Maske hatte ihre Zeit und ihren Ort
und ihren Grund: das Thatcher-Regime, dem Moore in grimmigem Hass verbunden
war. Ohne diesen Kontext, um Verschiebung in Gegenwärtiges halbherzig
und kaum überzeugend bemüht, hängt diese ganze Geschichte
nun mit beträchtlicher Irrelevanz in der Luft.
Es schimmert der Reichtum Moorescher Ideen dennoch durch. Vor allem in der
Ambivalenz des Helden, der als Demagoge von Gnaden vorzustellen ist, wenn
auch die Wirksamkeit seiner Wirkungen aus dem, was der Film in
Auszügen aus dem Masterplan, wenn ich recht verstehe hier zeigt,
nur bedingt erhellt. Dass es dazu kommt, dass das Volk sich erhebt, geht
aus den strategischen Zügen nicht wirklich zwingend hervor.
Dennoch ist der Film als Übung in grimmiger Totalitarismuskritik zwar
rundum ein wenig gratis, aber doch von bei Großproduktionen dieser
Art längst nicht mehr üblicher Intelligenz. Die Brüder Wachowski,
an deren Verstand zu zweifeln doch einiger Anlass bestand, zeigen sich hier
mancher Überdeutlichkeit zum Trotz als ordentliche Drehbuch-Handwerker;
James McTeigues Regie ist funktional und durchaus angenehm im Herstellen
eines gewissen Intimismus und im weitgehenden Verzicht aufs Spektakel.
Es wird daraus keine runde Sache, aber vielleicht ist das auch eine Form
von Treue zu Moores graphic novel: Man ahnt, dass dem sehr viel Ausgefeilteres
zugrundeliegt und man hat das Gefühl, dass diese Ahnung ausdrücklich
zugelassen wird. Der Film, so scheint es, eilt, auf Wesentliches plus Action
konzentriert, durch Moores ausuferndes Gedanken-Gebäude und öffnet
hier eine Tür und dort auch. Die meisten bleiben zu, aber der Eindruck,
sie seien vorhanden, vermittelt sich.
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