Zwei Schwestern. Im Sommerurlaub mit der Familie.
Die eine, Elena (Roxanne Mesquilda), ist schlank, schön und
stromlinienförmig normal. Eine, die die Jungs schnell rumkriegt. Die
andere, Anais (Anais Reboux), ist dick, still und verkriecht sich mehr. Sie
ist eine Beobachterin. Sie beobachtet, wie ihre Schwester, mit der sie eine
Haßliebe verbindet, ihr sexuelles Erwachen erlebt. Mit einem italienischen
Jurastudenten, der sie nur benutzen will. Natürlich fällt Elena
auf ihn rein. Nicht weil sie es nicht besser weiß. Nein, weil sie glaubt,
dass es so sein muß, wie es passiert. Am Ende des Urlaubs haben beide
Mädchen ihre Unschuld verloren - mit dramatischen Konsequenzen.
Die Regisseurin Catherine Breillat, die bereits mit "Romance" für
einiges Aufsehen gesorgt hat, erzählt ihre Geschichte der Einführung
zweier Mädchen in die Sexualität auf seltsame Weise. Es wird
gesprochen, sehr viel sogar und meistens sind es Sätze, die im Grunde
belanglos und langweilig sind. Doch Breillat zeigt mit diesen Sätzen
und mit ihren Konflikten Wahrheiten auf, dann, wenn Breillat die schwierige
und verkorkste Beziehung der Schwestern, besonders aber der von Anais, zu
ihren Eltern portraitiert oder wenn Elena mit ihrem Freund im Bett liegt,
und er sie bedrängt, mit Floskeln und mit Plattitüden. Letztendlich
bringt er sie zu dem, was er will. Elena unterscheidet sich da nicht besonders
von anderen Mädchen ihres Alters. Anais ist da anders, spinnt sich ihre
eigene Welt zurecht, wenn sie im Swimming-Pool zwei Liebhaber imaginiert,
die sie abwechselnd küsst. Manchmal sieht sie älter aus, als sie
ist, wenn sie ernst oder melancholisch blickt, dann hat der Film seine guten
Momente. Doch all dieses wird weggewischt durch das Ende des Filmes, das
ihn in einem ganz anderen Licht erscheinen läßt und einen bitteren
Nachgeschmack hinterläßt. Die Art, wie Anais ihre Unschuld verliert
und wie Breillat sie darauf reagieren läßt, ist abstoßend,
widerlich und zynisch. |