Bereits kurz nachdem sie am gleichen Tag, zur selben Zeit und im selben
Krankenhaus geboren sind, ist für Pig (Cillian Murphy) und Runt (Elaine
Cassidy) eines klar - sie gehören zusammen. Sie wohnen Wand an Wand,
halten nachts durch ein Loch in der Mauer Händchen und verstehen sich
blind, ohne Worte, fast telepathisch. Doch ihre Verbindung setzt Aggressionen
frei und läßt keinen Raum für andere. Kurz vor ihrem siebzehnten
Geburtstag gibt es dann die ersten Risse in der perfekten Einheit: Pig erlebt
sein sexuelles Erwachen und verliebt sich in Runt. Sie will davon bloß
nichts wissen, und als sie von ihren Eltern in ein Internat gebracht wird,
fährt Pig ihr nach, ohne sich darüber im klaren zu sein, daß
die beiden immer weiter auseinanderdriften. Am Ende ist es dann wie bei der
Trennung von Siamesischen Zwillingen - einer der eigentlich Untrennbaren
muß auf der Strecke bleiben.
Die erst 24-jährige Regiedebütantin Kirsten Sheridan hat
mit "Disco Pigs" einen wirklich ungewöhnlichen Film gemacht. Er ist
unkontrolliert, aggressiv, kitschig und kraftvoll erzählt. Auch die
beiden jungen Hauptdarsteller könnten besser nicht ausgewählt sein:
Elaine Cassidy und Cillian Murphy haben gerade das richtige Maß an
Abgründigkeit und Obsessivität und sehen auch noch ziemlich gut
aus.
Mit "Disco Pigs" hat die irische Jungregisseurin Sheridan es geschafft,
das Innere Pigs und Runts in packenden Bildern auf die Leinwand bringen,
Gefühle mit Bildern zu zeigen und nicht mit Worten, wie so viele ihrer
Nachwuchskollegen. Mal ist der Film schnell, ja geradezu rasant und fast
schon körperlich, dann ist er wieder langsam und
träumerisch-tranceartig. Er zeigt uns zwei Babys, die sich in der
Krankenhauswiege die Hände reichen und findet beim brutalen Wendepunkt
kurz vor Schluß etwas Schönes im absolut Abstoßenden. So
etwas gibt es selten.
"Disco Pigs" ist der erste Höhepunkt des diesjährigen
Panorama-Programms. |