Es ist ein unglaublich aufgeblasenes Projekt, dieses "Duell". Der
Regisseur ein Franzose, die Hauptdarsteller aus England und Amerika, der
Drehort Berlin und Umland und zwei Drittel
der rund 180
mio. Mark Budget stammen aus Deutschland. Und das alles für ein Werk,
das trotz einiger aufwendiger Kriegszenarios daran scheitert, den Wahnsinn
und die Unnötigkeit des Krieges deutlich zu machen, in dem es sich
größtenteils auf das Duell zweier Scharfschützen konzentriert.
Zu Beginn dieses Epos', das eigentlich zu weiten Teilen gar keines ist, gelingt
es noch, im Zuschauer ein Gefühl der Erschütterung hervorzurufen.
Russische Truppen werden über die Wolga und direkt in eine verheerende
Kriegsschlacht gegen deutsche Soldaten geschickt. Es findet ein regelrechtes
Massaker statt: Massen von Männern sinnlos abgeknallt, abgetrennte
Körperteile, Blut, Panik und Angst in den Augen der jungen Soldaten.
Vor dem Hintergrund installiert Regisseur Jean-Jaques Annaud seine Geschichte.
Es ist eine Heldengeschichte, obwohl es in Stalingrad keine Helden gab, sondern
nur Opfer und Verlierer. Doch der "Held" Vassili Zaitsev (Jude Law) ist kein
self-made-hero. Er wird aufgebaut von Offizier Danilov (Joseph Fiennes),
der für Russland eine desaströse
Niederlage
befürchtet und glaubt, er könne mit einer Heldenfigur die Truppenmoral
stärken. Natürlich ist Annaud so clever, den Scharfschützen
Zaitsev nicht als strahlenden Helden zu präsentieren. Zaitsev hinterfragt
seine Heldenrolle und ist, immerhin, mit einigem Zweifel ausgestattet. Auch
verliebt sich Zaitsev in die gleiche Frau (Rachel Weisz) wie Danilov, was
dessen Heldenpläne fast zum Scheitern bringt.
Sowieso muß man es Annaud zu Gute halten, daß er keine
Nazi-Karikaturen vorführt und nicht so strikt zwischen Gut und Böse
unterscheidet. So erschießen russische Offiziere gleich zu Beginn Soldaten
aus den eigenen Reihen, weil diese vor dem Deutschen Kugelhagel fliehen wollen,
oder es werden Zivilisten, die aus Angst die Stadt verlassen wollen, gewaltsam
zurückgehalten. Auch Zaitsevs direkter Gegner, Major König (Ed
Harris), ist kein Dämon, sondern trägt durchaus menschliche Züge,
wenngleich er auch ein Negativheld ist und bleibt. Auch beeindruckt der Film
mit dem Ausstattungs- und Statistenaufwand, der für ihn betrieben wurde.
Bis zu 800 Statisten gleichzeitig kämpfen mit bleichen Gesichtern in
Schlamm, Gräben und Ruinen. Aber trotzdem: "Duell - Enemy at the Gates"
hat den Fehler, sich auf das kleine, intime und titelgebende Duell zu reduzieren,
anstatt vor dem geschichtlichen Hintergrund in epischer Breite auf schmerzvolle
Weise von den Schrecken des Krieges zu erzählen. Das Duell kann den
verheerenden Kämpfen in Stalingrad, bei denen mehr als 2 mio. Menchen
starben, nicht gerecht werden, und so verpufft dieser Film auf erschreckende
Weise. |