Auf den Spuren einstiger Stars wandelt eine Diven-Tour in Berlin. Wer
nicht in der Hauptstadt weilt, liest über diese Ladys und andere prominente
Berliner in einem neuen Buch.
Vor dem Hotel Savoy in der Fasanenstraße parkt das Sta*-Mobil. Mit
Schwung öffnet Birgit Wetzig-Zalkind die Tür zur Limousine und
lädt ihre Gäste auf eine komfortable Tour durch die glamouröse
Vergangenheit Berlins ein. Platz nehmen, anschnallen es gehts
los. Adressen und Anekdoten sprudeln in einem endlosen Erzählfluss aus
der Fachfrau für Stars und Sternchen. Auf einem Laptop illustriert sie
ihre Geschichten mit Fotos und Filmen im Zeitkolorit. Bekannte Schlager bringen
Boheme-Flair in den modernen Kleinbus.
Wie auf einem filmhistorischen Laufband, im Takt der Musik wippend, gleiten
wir durch die Straßen im alten Westen der Metropole. Unser Guide zieht
Häuser, Ecken und Plätze für uns ins Rampenlicht. Das Savoy
etwa war Treffpunkt Prominenter. Romy Schneider und Götz George wohnten
in dem Hotel, als sie 1953 den Klassiker Wenn der weiße Flieder
blüht drehten.
Hildegard Knef logierte in den 50ern im Hotel Kempinski. Asta Nielsen lebte
einige Häuserblocks entfernt in der Fasanenstraße. In ihrer ehemaligen
Wohnung befindet sich heute die
Pension Funk.
Der dänische Stummfilmstar, der 1921 auf der Leinwand den ersten weiblichen
Hamlet verkörperte, war geschäftstüchtig, weiß
Birgit Wetzig-Zalkind: Die Nielsen verkaufte Champagner und Parfüm unter
ihrem Namen. Das Merchandising wurde also nicht in Hollywood erfunden.
Eine Skandalnudel war die 1928 verstorbene Anita Berber. Eine
Gedenktafel an ihrem Wohnhaus erinnert an die Nackttänzerin, die es
1987 durch den Film Anita Tänze des Lasters von Regisseur
Rosa von Praunheim zu Nachruhm brachte. Sie prägte das androgyne
Outfit, erzählt Birgit Wetzig-Zalkind und schildert eine Szene
im Hotel Adlon, wo die Berber ihren Pelzmantel fallen ließ und sich
splitterfasernackt zeigte.
Eine andere Dame hielt es nie lange an einem Ort. Grethe Weiser, 1937 in
Die göttliche Jette zu sehen, wechselte mit dicker
Schmuckschatulle und sieben Pekinesen ständig den Wohnsitz. Berühmt
für ihre Kodderschnauze mit Herz hatte die Weiser einen
Rat für Zarah Leander, die Gewichtsprobleme bekam, weil sie zu viel
pichelte: Versuchs mit Weißweinschorle das macht
nicht so fett.
Die schwedische Diva, die 1936 einen Vertrag bei der Ufa in Potsdam-Babelsberg
unterzeichnete, lebte bis 1943 im Grunewald. Dort feierte Zarah Leander Partys,
die meist Männern vorbehalten waren. Die Darstellerin aus Filmen wie
Das Herz einer Königin wird so zitiert: Was soll ich
mir die Konkurrenz ins Haus holen?
Von regimetreuen Prominenten wie Leni Riefenstahl oder Olga Tschechowa bis
zu gescheiterten Leinwand-Legenden wie Renate Müller oder Sybille Schmitz,
die wegen ihrer politischen Haltung in Ungnade fielen, reicht die Bandbreite
der Diven-Tour. Letzter Stopp auf dem Star-Parcours ist vor einem Haus in
einer Seitenstraße vom Kudamm, wo Lil Dagover wohnte, die 1920
in Das Kabinett des Dr. Caligari brillierte.
Die Diven-Tour findet sonntags statt. Preis: 39 Euro. Reservierung unter
Tel.: 030/30 10 51 51. Buchtipp: Das ist Berlin eine Stadt und
ihre Stars, von Birgit Wetzig-Zalkind. Westkreuz-Verlag, 14.90 Euro
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