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Jump Cut Filmkritik
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Magazin für Film & Kritik

 
Roger Michell: Die Mutter (Großbritannien 2003)

 

Anbieter: Eurovideo

VÖ: 15.04.2004 (Verleih), 17.06.2004 (Handel)

Regie: Roger Michell

Darsteller: Daniel Craig, Peter Vaughan, Anne Reid, Anna Wilson-Jones, Danira Govich, Harry Michell, u.a.

Zur Jump-Cut -Filmkritik:

"Die zärtlich gefilmten Sequenzen sind nicht der einzige Tabubruch in diesem Film. Die Mutter, die ihre Tochter betrügt, handelt sich ein blaues Auge ein. Der Schlag ins Gesicht erschüttert das zerbrechliche Fundament der "heiligen Familie". May verlässt London, packt in ihrem alten Heim wieder die Koffer und geht auf Reisen. Vielleicht trifft sie unterwegs auf Adam, der in fremder Haut einsam durch die Welt vagabundiert."

 

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DVD-Informationen
Roger Michell: Die Mutter (Großbritannien 2003)

Die Mutter erzählt von der Hybris einer britischen, gut-bürgerlichen Frau, May (Anne Reid), kurz nach Überschreiten der Schwelle zum Lebensabend. Nachdem ihr Gatte im Anschluss an eine traute Familienrunde bei den erwachsenen Kindern in London aus dem Leben scheidet, findet May sich in einer Lebens- und Existenzkrise wieder: Aus Angst vor sozialer Isolation und dem Altersheim sucht sie händeringend nach einem Lebensinhalt. Diesen meint sie in dem jungen, kräftig gebauten, allerdings verheirateten Liebhaber Darren (Daniel Craig) ihrer psychisch labilen Tochter (Cathryn Bradshaw) gefunden zu haben: Nachdem diese sie aufgelöst angewiesen hat, den Liebhaber mittels klärender und vertrauensvoller Gespräche zu einer verbindlichen Beziehung mit der Tochter zu animieren, entwickelt sich zwischen Seniorin und jungem Mann infolgedessen eine leidenschaftliche intime Beziehung. Da aber auch der Liebhaber weit weniger fest mit beiden Füßen im Leben steht, als der äußere Schein den Eindruck erweckt, verkompliziert sich das personelle Geflecht und dessen Bedingungen zunehmend, um sich schließlich zum Ende in einem aufwallenden Sturm der Gefühle zu lösen.

Roger Michell (u.a. Notting Hill, Spurwechsel) hat seinen Film (den man auch ohne weiteres in das Gewand einer beschwingten Arthouse-Komödie oder aber eines bärbeißig-provokativen Sozialdramas hätte kleiden können) mit ruhiger Hand inszeniert. So bewegt er sich sicher zwischen den Koordinaten einer unaufgeregten Post-Dogma-Ästhetik, des klassischen Erzählfilms mit besonnener mise-en-scène und Bildkomposition und nicht zuletzt leider auch einer wenig spektakulären, flächigen Darbietung des Geschehens, die sich an Fernsehformaten zu orientieren scheint.

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Im wesentlichen ist der Film, wie man es vom Drehbuchautor Hanif Kureishi (u.a. Intimacy) erwartet, von einer der alten Dame gegenüber verständnisvollen, aber distanzierten Grundhaltung gezeichnet. Auch wenn die portraitierte Frau schon zur Generation davor zu zählen ist, greift der Film naheliegende Fragen wie "Mutterschaft in den 60en", "Feminismus und Emanzipation" und die stets brisante nach dem Verhältnis der Generationen untereinander auf, wobei einige Antworten bald schon zu verkrampft wirken, um noch als Ergebnis eines ergebnisoffenen Auseinandersetzungsprozesses zu erscheinen. Dies bedingt, wie auch einige eher unangenehme Überdeutlichkeiten in Bildsprache und Narration, dass der zwar sichtlich ambitionierte und von guten schauspielerischen Leistungen getragene Film trotz einiger interessanter Ansätze über das gehobene Mittelmaß im Segment des Sozialdramas letztendlich nur selten hinauskommt.

Der Besprechung liegt die Leihversion des Films zugrunde, die nicht mit Bonusmaterial ausgestattet ist. Es steht aber zu erwarten, dass die Mitte Juni erscheinende Ausgabe für den Handel diesbezüglich noch ergänzt wird. Generell vermögen Bild- und Tonqualität der Erwartungshaltung zu entsprechen, die man an einen Film aus dem Jahr 2003 herantragen darf. Erfreulich ist, dass auch der Originalton in zeitgemäßem Tonformat vorhanden ist. Ein Malus am Rande sind die fehlenden Untertitel. Größere Schwächen sind nicht zu verzeichnen, so dass die Veröffentlichung empfohlen werden kann.

Technische Details

Bild: 1:85:1, 16:9 anamorph
Ton: Deutsch (DD 5.1, DD 2.0), Englisch (DD 5.1, DD 2.0)
Untertitel: keine
Regionalcode: 2 / PAL
Laufzeit: ca. 105 Min.

Zusatzmaterial

Verleih: keine

Handel: noch keine Angabe möglich

(Thomas Groh)