Sometimes Happy, Sometimes Sad (Kabhi Khushi Kabhie Gham, Indien
2001)
"Die einst so glückliche Familie Raichand ist entzweit; der
älteste Sohn Rahul widersetzt sich der für ihn arrangierten Heirat
- er hat sich nämlich in die nicht standesgemäße, quirlige
Anjali verliebt. Sein Vater verstößt ihn daraufhin, und Rahul
beginnt mit Anjali ein neues Leben in London. Viele Jahre später hat
die Mutter den Verlust ihres ältesten Sohnes noch immer nicht verwunden,
und die Familie Raichand droht nun gänzlich auseinander zu brechen.
Daraufhin macht sich der jüngere Sohn Rohan auf die Suche nach seinem
großen Bruder, um die Familie wieder zu vereinen ..." (Quelle:
Klappentext)
Bollywood kommt! Nachdem es Lagaan (Indien 2001) in Folge der
Oscarnominierung mit Ach und Krach und nur einer einzigen Kopie in die deutschen
Kinos geschafft hat, war dem Familiendrama Sometimes Happy, Sometimes Sad
wenige Monate später ein Kinostart auf etwas breiterer Ebene vergönnt.
Neben vielen Filmen, die sich mehr oder weniger direkt auf Traditionen des
indischen Unterhaltungskinos berufen - seien es Kick it like Beckham (GB/D
2002), Der Super-Guru (USA/KANN/F 2002) oder Bollywood/Hollywood (KAN 2002)
-, liegt nunmehr der hierzulande zweite "wirkliche" Bollywood-Film in einer
schön gestalteten und qualitativ hochwertigen Edition vor. |
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An das Ereignis Lagaan mag der Film dabei zwar nicht ganz
anschließen - dafür ist die Geschichte an einigen Stellen auch
schlicht und ergreifend zu dünn, um nahezu 4 Stunden bei Laune zu halten
-, doch begeistert der Film über weite Strecken mit farbenprächtigen,
tollen Choreografien, den wunderschön ausgeleuchteten und liebevoll
eingerichteten Interieurs und mit Leib und Seele agierenden Darstellern und
macht somit Lust auf eine Entdeckungsreise in die weiten Welten der indischen
Filmgeschichte. Als erstes Reinschnuppern ist dieser Film somit, trotz seiner
gelegentlich etwas übertrieben konservativen Familiengeschichte, allemal
zu gebrauchen.
Die DVD von Rapid Eye Movies, den hiesigen Spezialisten für Filmkost
aus Fernost, weiß in allen Belangen zu überzeugen: Schon allein
die hübsche Aufmachung im farbenfrohen und stabilen Schuber ist eine
kleine Zierde für jede Vitrine. Im Innern befinden sich dann in einer
gewöhnlichen Amarayhülle neben zwei DVDs auch ein breites
Panorama-Poster (mit allerdings nur der Höhe einer DVD-Hülle),
das auf der Rückseite auch als Beiheft mit nützlichen Informationen
über das indische Unterhaltungskino dient. Glücklicherweise hat
man erst gar nicht versucht, dem für hiesige Konventionen ungewöhnlich
langen Film auf einer einzigen DVD noch Extras beiseite zu stellen. Die
Kompression und somit die Bildqualität dankt es: Der knapp 210minütige
Film erstrahlt in bester Bildqualität, in der Artefakte, Rauschen und
ähnliches kaum bis gar nicht zu bemerken sind. Besonders wichtig ist
für einen Film diesen Hintergrunds natürlich die Farbbrillanz:
Auch hier gibt es keinen Grund zur Klage - das indische Kino kann so kunterbunt
wie in einem Kino in Dehli entdeckt werden. Erfreulicherweise wurde der Film
nicht synchronisiert (was angesichts der niedrigen Popularität Bollywoods
hierzulande und einem in Folge wohl nur geringen Budget ohnehin nur in die
Binsen hätte gehen können), sondern im O-Ton belassen und
sorgfältig untertitelt. Sprachkompetente können sich über
eine optionale Deaktivierung freuen, Besitzer von 4:3- und 16:9-TV-Geräten
können die Untertitel jeweils für ihr Gerät optimal konfigurieren
- hier wurde erfreulich mitgedacht! Dieser angenehme Service findet in der
direkten Anwählbarkeit aller Choreografie-Sequenzen vom Hauptmenu aus
seine Fortführung. Schnell und komfortabel kann man so schnell zu seinen
Lieblingsszenen springen.
Auf der zusätzlichen DVD befinden sich dann Extras in Hülle
und Fülle: Neben einem knapp halbstündigem Feature, in dem es sich
Regisseur Karan Johar nicht nehmen lässt, persönlich verschiedene
deleted scences zu präsentieren und ausführlich zu kommentieren,
findet sich ein fast 45minütiges Making-Of, das durch eine sehr
unvorteilhafte Tonmischung - Statements des Regisseurs sind ungewöhnlich
dumpf und leise, wohingegen Ausschnitte aus den Musikszenen sehr laut und
klar abgemischt sind, weswegen man ständig den Daumen auf dem Tonregler
haben sollte - und eine fehlende Untertitelung - das Making-Of ist zwar
englischsprachig, aber durch die Tonmischung und das sehr akzentreiche Englisch
der Produktionsbeteiligten nur schwer verständlich - leider, trotz vieler
Aufnahmen von hinter den Kulissen, nur wenig Freude macht. Außerdem
gibt es noch ausführliche bio- und filmografische Informationen zu den
wichtigsten Darstellern, die sich in Indien größter Popularität
erfreuen. Hier ist es etwas schade, dass man sich auf reinen Text
beschränkt und keine Fotografien hinzugefügt hat: Wer denn nun
eigentlich wer in diesem personenreichen Film ist, ist so auf den ersten
Blick oft nicht gleich ersichtlich. Als besonderes Schmankerl gibt es dann
noch eine Zusammenstellung der zahlreichen, auf dem Film basierenden Musikclips
zu sehen: Eine beliebte Vorgehensweise in Indien, wo die Filmstars oft auch
(obwohl nur die wenigsten selbst singen) Popstars sind. Die Tanzszenen mit
den populärsten Stars werden meist von vorneherein auch als
zweitverwertbarer Clip mit entsprechenden Folgen für die Gestaltung
konzipiert - besonders ersichtlich etwa dann, wenn sich diese rein
äußerlich von der Geschichte trennt und die Figuren vor
ägyptischen Pyramiden auftanzen lässt - und für die weitere
Verwertung umgeschnitten oder mit zusätzlichem Material angereichert.
Ein Trailer rundet die Extras obligatorisch ab. Alles in allem eine schöne
DVD-Beigabe, die im Detail noch etwas sorgfältiger hätte gestaltet
werden können. Nichtsdestotrotz aber eine gelungene Edition, die sich
Kenner des indischen Kinos ruhigen Gewissens zulegen können und den
Neuling auf diesem Gebiet mit vielen Hintergrundinformationen ausstattet.
Bollywood kann kommen! |
Technische Details:
Bildformat: Anamorph Widescreen
Sprachen: Englisch/Hindi gemischt (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Regionalcode: 2
Zusatzmaterial:
Making Of, Deleted Scenes, Musikclips, Trailer, Bio- und
Filmografien
(Thomas Groh) |