Frauen sehen besser aus leuchtet als programmatischer
Titel in grünen Lettern auf dem Buch der TV-Kritikerinnen Barbara
Sichtermann und Andrea Kaiser (Die Zeit). Die renommierten
Journalistinnen haben sich Frauen in ihren Rollen im Fernsehen, als Zuschauerin
vor dem Bildschirm und in ihren Funktionen im Fernsehbusiness angesehen.
Es ist die Gretchenfrage im bundesdeutschen TV-Alltag: Wie hältst dus
mit den Frauen? Stellten empirische Studien in den 70er bis 90er Jahren noch
fest, das die Mattscheibe bezüglich der Darstellung von Frauen ein
Notstandsgebiet sei, in dem stereotype Geschlechterrollen
vorherrschten, trieb es dem Feuilletonchef und Herausgeber der FAZ
vor rund zwei Jahren den Angstschweiß auf die Stirn, als er sich auch
im Fernsehen von der Akkumulation weiblicher Macht in Form einer
Moderatorinnenschwemme umzingelt sah.
Handelte es sich hier um eine singuläre Zwangsvorstellung oder haben
wirklich Frauen die Macht in den TV-Medien? Barbara Sichtermann und Andrea
Kaiser betrachten die Phänomene auf dem Bildschirm, zappen in ihrem
bunten Lesebuch gut gelaunt, oftmals ironisch, aber punktgenau
durch die Kanäle der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender.
Sie finden jede Menge Frauen, jeden Alters und in vielfältigen Rollen:
Ob im Talk, in der Comedy-Show, im Liebesfilm, in der Vorabendserie oder
im Krimi der Typenfächer für Frauen hat sich
geöffnet. Eigenständig handelnde, selbst bewusste Frauen geben
ein attraktives Vorbild ab. Selbst die Aschenputtel auf Sat.1 sind
in der Regel berufstätig. Die Zuschauerinnen schalten zwar mit
Vorliebe ein, wenn es menschelt, werden aber ebenfalls von
ambivalente Serien- und Filmcharakteren angezogen.
In den Fernsehanstalten und Produktionsfirmen ist dagegen fast alles beim
Alten: Frauen wirken längst an maßgeblicher Stelle mit,
doch das Bild der Frau trägt eine männliche Signatur. In
Schlüsselpositionen zeigt sich die Branche offenbar resistent: In
prestigeträchtigen Berufe wie Regie und Kamera arbeiten vorwiegend
Männer, organisatorische Jobs z.B. Redakteurinnen werden
von Frauen erledigt.
Interviews mit der Schauspielerin Ulrike Folkerts, Polit-Moderatorin Sabine
Christiansen und Vox-Chefin Anke Schäferkordt (heute RTL) runden das
lesenswerte Buch ab. Männer übrigens, auch das ein Fazit, sehen
neben den Heldinnen in der schönen bunten Fernsehwelt zuweilen
blass aus.
Barbara Sichtermann/Andrea Kaiser: Frauen sehen besser aus. Frauen und Fernsehen.
Verlag Antje Kunstmann. 18,90 Euro
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