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Gustavo Penarrocha: Body Confusion (Spanien 2005)

Kritik von Stefan Höltgen 

„Body Confusion“ ist - nach „Una de Zombies“ bereits der zweite selbstreflexiv-filmkritische Beitrag aus Spanien, der auf dem diesjährigen Fantasy-Filmfest gezeigt wurde. Fast scheint es, als hätten kleinere Filmemacher mit den Mogulen, vor allem dem TV, eine Rechnung offen. „Body Confusion“ geht aber noch einen Schritt weiter als „Una de Zombies“ und versucht sich an einer Gegenüberstellung von „richtigem Leben“ und Filmplot. Am Ende ist schwer zu entscheiden, welche Seite der Leinwand zu favorisieren ist.

Hauptdarsteller und Opfer dieser Körperverwirrung ist Alex. Er ist Polizist und ständig pleite. Als ihn seine Frau in einem Motelzimmer bei einem Fast-Seitensprung beobachtet, trennt sie sich von ihm – und zwar während eines Einkaufs im Supermarkt. Alex, von den Ereignissen völlig mitgenommen, geht am nächsten Tag sehr unkonzentriert an die Arbeit. Als er zu einer Tankstelle zurückkehrt, an der er seine Uhr hat liegen lassen, entdeckt er beim Gang durch eine Tür, dass sich „hinter“ der Tankstelle eine ganz andere Welt befindet als davor. Filmkulissen, geschäftige Komparsen und eine Frau, die ihn für einen Schauspieler hält. Bald schon stellt Alex fest, dass er in Wirklichkeit Figur eines Fernsehfilms ist, der gerade gedreht wird und dass er durch besagte Tür die Grenze zwischen Fiktion und Produktion überschreiten kann. Zunächst verwirrt, beginnt er schon bald die Situation für eigene Zwecke auszunutzen und mehr über sich in Erfahrung zu bringen. Denn der Schauspieler, der Alex spielt, ist für ein Wochenende verreist und hat niemandem davon erzählt. So beginnt Alex sich in dessen Leben einzurichten und etliche von dessen Charakterschwächen auszubügeln.

Wir folgen Alex bei seinen Abenteuern mit dem selben Staunen, der selben Überraschung, die auch ihn erfasst, als er feststellt, dass sein bisheriges Leben das Produkt eines überaus schlechten Drehbuchs ist. Die gegenseitige Kommentierung von Produkt und Produktionsprozess bekommt neben der kritischen Schärfe einiges an philosophischer und psychologischer Tiefe, als Alex daran geht, die grundsätzliche Konstruiertheit seiner eigenen Existenz zu antizipieren und etwa seinen Regisseur (der ihn natürlich für den Darsteller hält) dazu zu überreden, die Figur Alex doch im Lotto gewinnen zu lassen - damit Alex’ intradiegetische Existenz endlich einmal aus dem Miesen kommt. Darüber hinaus beginnt der von seiner Frau verlassene außerhalb der Filmhandlung nun eine Liaison mit der Darstellerin seiner Frau, wohl um sich über den Schmerz der Trennung hinweg zu trösten. Als sich die Noch-Ehefrau des Schauspielers meldet, beginnt der Filmheld nun auch die Ereignisse außerhalb der Filmhandlung zu beeinflussen.

„Body Confusion“ ist ein äußerst amüsantes und sehr dichtes „Backstage-Melodram“ der ganz originellen Sorte. Sicherlich ist vieles darin von Filmen wie „Truman Show“ oder „Pleasentville“ beeinflusst - doch verfährt Peñarrochas Beitrag wesentlich komplexer als diese, weil er seinen Blick gleichzeitig auf beide Seiten des Films wirft. Diese damit recht originelle Drehbuchidee bestimmt auf diese Weise den Gesamteindruck des Films maßgeblich. Vieles lässt sich dem souverän inszenierten Film ohnehin nicht vorwerfen zumal der die Verwirrung Alex’ grandios darstellende Gustavo Salmerón alle Szenen des Films dominiert. „Body Confusion“ ist einer jener Filme, die man im Gedächtnis behält und von denen sich hoffen lässt, dass sie eine Kinoauswertung bekommen werden.

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