Body Confusion ist - nach Una de Zombies bereits
der zweite selbstreflexiv-filmkritische Beitrag aus Spanien, der auf dem
diesjährigen Fantasy-Filmfest gezeigt wurde. Fast scheint es, als
hätten kleinere Filmemacher mit den Mogulen, vor allem dem TV, eine
Rechnung offen. Body Confusion geht aber noch einen Schritt weiter
als Una de Zombies und versucht sich an einer Gegenüberstellung
von richtigem Leben und Filmplot. Am Ende ist schwer zu entscheiden,
welche Seite der Leinwand zu favorisieren ist.
Hauptdarsteller und Opfer dieser Körperverwirrung ist Alex. Er ist Polizist
und ständig pleite. Als ihn seine Frau in einem Motelzimmer bei einem
Fast-Seitensprung beobachtet, trennt sie sich von ihm und zwar
während eines Einkaufs im Supermarkt. Alex, von den Ereignissen völlig
mitgenommen, geht am nächsten Tag sehr unkonzentriert an die Arbeit.
Als er zu einer Tankstelle zurückkehrt, an der er seine Uhr hat liegen
lassen, entdeckt er beim Gang durch eine Tür, dass sich hinter
der Tankstelle eine ganz andere Welt befindet als davor. Filmkulissen,
geschäftige Komparsen und eine Frau, die ihn für einen Schauspieler
hält. Bald schon stellt Alex fest, dass er in Wirklichkeit Figur eines
Fernsehfilms ist, der gerade gedreht wird und dass er durch besagte Tür
die Grenze zwischen Fiktion und Produktion überschreiten kann.
Zunächst verwirrt, beginnt er schon bald die Situation für eigene
Zwecke auszunutzen und mehr über sich in Erfahrung zu bringen. Denn
der Schauspieler, der Alex spielt, ist für ein Wochenende verreist und
hat niemandem davon erzählt. So beginnt Alex sich in dessen Leben
einzurichten und etliche von dessen Charakterschwächen auszubügeln.
Wir folgen Alex bei seinen Abenteuern mit dem selben Staunen, der selben
Überraschung, die auch ihn erfasst, als er feststellt, dass sein bisheriges
Leben das Produkt eines überaus schlechten Drehbuchs ist. Die gegenseitige
Kommentierung von Produkt und Produktionsprozess bekommt neben der kritischen
Schärfe einiges an philosophischer und psychologischer Tiefe, als Alex
daran geht, die grundsätzliche Konstruiertheit seiner eigenen Existenz
zu antizipieren und etwa seinen Regisseur (der ihn natürlich für
den Darsteller hält) dazu zu überreden, die Figur Alex doch im
Lotto gewinnen zu lassen - damit Alex intradiegetische Existenz endlich
einmal aus dem Miesen kommt. Darüber hinaus beginnt der von seiner Frau
verlassene außerhalb der Filmhandlung nun eine Liaison mit der Darstellerin
seiner Frau, wohl um sich über den Schmerz der Trennung hinweg zu
trösten. Als sich die Noch-Ehefrau des Schauspielers meldet, beginnt
der Filmheld nun auch die Ereignisse außerhalb der Filmhandlung zu
beeinflussen.
Body Confusion ist ein äußerst amüsantes und
sehr dichtes Backstage-Melodram der ganz originellen Sorte.
Sicherlich ist vieles darin von Filmen wie Truman Show oder
Pleasentville beeinflusst - doch verfährt Peñarrochas
Beitrag wesentlich komplexer als diese, weil er seinen Blick gleichzeitig
auf beide Seiten des Films wirft. Diese damit recht originelle Drehbuchidee
bestimmt auf diese Weise den Gesamteindruck des Films maßgeblich. Vieles
lässt sich dem souverän inszenierten Film ohnehin nicht vorwerfen
zumal der die Verwirrung Alex grandios darstellende Gustavo Salmerón
alle Szenen des Films dominiert. Body Confusion ist einer jener
Filme, die man im Gedächtnis behält und von denen sich hoffen
lässt, dass sie eine Kinoauswertung bekommen werden.
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