Der Amerikaner Liev Schreiber, im ersten Leben ein erfolgreicher Schauspieler
("Der Anschlag"), hat für sein Debüt als Regisseur eine steile
Vorlage gewählt: den Roman "Alles ist erleuchtet" von Bestsellerautor
Jonathan Safran Foer.
Das Buch erschien 2002 in den USA, wurde hoch gelobt und viel verkauft. Schreiber
adaptierte die komplizierte, zwei Handlungs- und eine Briefebene umfassende
Geschichte des jungen New Yorkers Jonathan, der wegen einer Familiensache
in die Ukraine reist, jetzt fürs Kino. Mit prägnanten Aufnahmen
bebildert er das abenteuerliche Forschungsunternehmen des steifen
Großstadt-Intellektuellen in der Fremde.
Elijah Wood ist hier in einer Paraderolle zu sehen. Die Haare ähnlich
streng mit Gel gestriegelt und mit überdimensionalem Brillengestell
ausgestattet wie in der blutrünstigen Comic-Verfilmung "Sin City", kommt
er als Alltagsgegenstände sammelnder Vegetarier aus New York im knabenhaften
Ausdruck deutlich weicher rüber.
Auf dem Sterbebett hatte seine Großmutter Jonathan (Wood) die vergilbte
Fotografie seines jüdischen Großvaters gedrückt. Darauf steht
dieser neben einer jungen Frau im Kornfeld. Augustine, so ihr Name, soll
ihm während des Krieges das Leben gerettet haben. Jonathan will sie
finden. Außer ihren Namen kennt er nur den Ort des Geschehens: Trachimbrod.
Jonathan bucht eine Heritage Tour durch die Ukraine. Dort angekommen, erwarten
ihn zwei durchgeknallte Typen: ein vermeintlich blinder Fahrer mit schwarzer
Sonnenbrille (Boris Leskin) und sein im ulkigen Pidgin-Englisch unablässig
schwatzender Reiseführer Alex im Trainingsanzug. In einem himmelblauen
Trabi zuckeln die drei, inklusive eines bissigen furzenden Köters namens
Sammy Davis junior, junior, auf den Spuren der Vergangenheit und der
mysteriösen Augustine durch die Lande.
Trotz beachtlicher visueller Mühen, die den Film im besten Sinne sehenswert
machen, nutzt sich das landschaftliche Kolorit - es wurde nicht in der Ukraine,
sondern in Tschechien gedreht - und der Hang zum Skurrilen doch nach einiger
Zeit ab. Was dem Handlungsverlauf im Roman eine komisch berührende bis
dramatische Note gibt, wirkt in der filmischen Adaption oftmals floskelhaft.
Und für alle Zeit verboten gehört der stereotype Einsatz
folkloristischer Musik in Filmen, die in Osteuropa spielen - selbst wenn
sie so wunderbar verpunkt wird wie durch die Band Gogol Bordello, dessen
Leadsänger Eugene Hutz im Film die Rolle des redseligen Alex übernahm.
"Alles ist erleuchtet" von Jonathan Safran Foer ist im Fischer Taschenbuch
Verlag erschienen.
Die Band Gogol Bordello ("Ukrainisches Zigeuner-Punk-Cabaret") tritt am 20.12.
in Bielefeld (Forum) und am 21.12. in Köln (Gebäude 9) auf.
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