Einer hat Geld und einer hat keins. Zwischen den beiden entwickelt
sich unterm Mantel der Genreerzählung ein Kampf um Anerkennung.
Darüber, dagegen, daneben geblendet, unterm selben Mantel: die Geschichte
einer Ehe. Was Menschen einander sind und was sie von einander wissen. Wenig.
Das Private und das Wirtschaftliche und wie es sich, am anderen und selben
Ort, zur anderen und selben Zeit, so ineinander verschränkt, dass man
das eine vom anderen kaum trennen kann. Ein Sittenbild.
Selbstgerechtigkeit, die Moral des Ökonomischen und des Privaten. Wall
Street Journal und Ehebruch. Ausgetragen wird der Kampf im Wald, der
aber schnell zum Wald der Gesellschaft wird. Klug figuriert mit einem
Verstoß gegen die übliche Filmgrammatik ist die synkopierte
Parallelmontage. Es zieht sich so ein Riss hinein in diese doppelte Geschichte,
produziert, vom Ende her, das schon stattgefunden hat, eine Spannung, die
als unkoscher sich erst unter den veränderten Umständen des Ausgangs
erweisen wird.
Davor aber bewundernswert der doppelte Schauplatz, verschoben, und die
Präzision, die die Regie den Darstellern eingetrieben hat. Der
unterschwellig bleibende Breakbeat der stattfindenden oder ausbleibenden
oder gerade im Ausbleiben stattfindenden Verständigung zwischen Mann
und Frau in den ersten Bildern in Dialogen, die so steifleinern gehören
wie sie klingen. Der Kampf gegen die Preisgabe eines Selbst, das denen, die
es geschafft haben, ein Rätsel bleibt und, das wird man so
zurückrechnen dürfen, die das, was sie geschafft haben, nur schaffen
durften um den Preis dieses Selbstverlusts. Die Verletzungen, die ein Verlierer
dem Gewinner präsentiert, obwohl er ahnt, dass er nichts zu gewinnen
hat. Der Gewinner, der seine Verachtung demonstrieren muss, noch da, wo er
nichts mehr zu verlieren hat.
Dass der Mensch dem Menschen ein Tier ist, zeigt sich im Wald, der ein Ort
der Klarheit wird, "The Clearing", ein Überall, kein Nirgendwo. Darum
gibt es kein Zurück, kein Entkommen, für keinen der Beteiligten.
Die Situation ist verfahren, und zwar von Grund auf. Anders und ganz schlicht
gesagt (und der Film sagt es, um sich dann ins eingebildete wahre Leben im
Falschen zurückzukuscheln wie eine Witwe, die keine ist, ins Ehebett):
Die Gesellschaftsordnung, die diese Struktur produziert und reproduziert,
ist nicht heilbar, Reichtum und Verachtung und Mord und Totschlag schafft
sie fort und fort. Am Ende ist einer tot und einer reich, einen Zuwachs an
Wahrheit, Gerechtigkeit, Glück hat es nicht gegeben.
Und dann eben doch ein Abhang gen Hollywood: Der aussichtslose Kampf um
Anerkennung wird nicht nur kriminalisiert, sondern zusätzlich noch
pathologisiert, auf der anderen Seite stellt das Glück sich ein im Bild
als mehr denn nur imaginäres. Nicht nur wer will sieht das Happy-End
dieser Geschichte einer Wiederverheiratung. Ein Familienfoto. Alle Brüche
gekittet und zugleich im Oikos des Privaten wieder säuberlich getrennt
durch einen falschen Trick, der auch den wahren Trick der figurierten
Zeitgrammatik zuletzt in ein schlechtes Licht rückt. Eine Sache auch
der filmästhetischen Moral. Nichts stimmt an Lösungen für
Gleichungen, die nicht lösbar sind. Wir verlachen Geister aus Kinomaschinen.
Aber vielleicht lehrt einen das Ende als Imagination ja gerade, wie
die Struktur einer Gesellschaft als Traumfabrik das Rettende
als Geistheilung sich nahen lässt, wo es eine andere Rettung
nicht geben kann. Das Gespenst wäre der Begriff, den wir uns von einer
Rettung noch machen können. Die Utopie, die sich in lauter falsche
als verkrochen hat.
zur Jump Cut Startseite |