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Li Yi-Fan, Yan Yu: Before the Flood (China 2004)

Kritik von Ekkehard Knörer 

Es ist das größte Staudamm-Projekt der Welt, ein ganzes Tal des Jangtse-Flusses soll dafür geflutet werden. Ökologen und Geologen warnen seit Jahren von den möglichen Folgen, allein es hilft nichts. Bis zum Jahr 2009 soll der Staudamm fertig werden. Li Yi-Fans und Yan Yus Film "Before the Flood" befasst sich mit diesem monströsen Projekt, jedoch in weiser Beschränkung auf eine einzige Frage: Was bedeutet es für die Bewohner der alten, am Jangtse gelegenen Stadt Fengjie, die bereits 2002 umsiedeln müssen in ein neues, aus dem Boden gestampftes Fengjie?

Berühmt ist das alte Fenjie, das es nicht mehr geben, das vom Erdboden getilgt wird, nicht zuletzt, weil hier Li Bai (701-762) lebte, einer der berühmtesten Dichter Chinas. Seiner Poesie wegen ist Fengjie Legende. "Before the Flood" kann nichts anderes konstatieren als die Abwesenheit aller Poesie. An ausgewählten Beispielen lässt er sich ein auf die Details der Umsiedlungsverfahren. Ein alter Mann, der als Besitzer einer Herberge arbeitet, wird diese verlieren und nicht adäquat ersetzt bekommen. Lange Minuten sehen wir die von der Bevölkerung nur widerwillig akzeptierte Lotterie, in der im neuen Fengjie Grund und Boden, Wohnungen und Häuser durch das Los zugewiesen werden.

Existenzen stehen auf dem Spiel, die großen Schicksale und das riesige Projekt lösen sich jedoch auf in Gezänk und Streiterei um Kleinigkeiten. Der Größenwahn der Regierung fährt unter die Bewohner von Fengjie nicht wie der Zorn Gottes unter die Städte Sodom und Gomorrha. Die vielen Statuten, die den Anschein eines Rechts, das hier geschieht, erwecken sollen, verwickeln die Menschen, die immer noch auch ganz andere, alltägliche Sorgen haben, in ermüdende Kleinkriege.

Die Filmemacher blicken auf das, was sie da erleben – und sie kamen, wie sie sagen, in die Stadt mit der Legende Li Bai im Kopf – mit protokollarischer Nüchternheit. Sie konzentrieren sich auf wenige Personen. Den Herbergsvater, daneben vor allem um eine anglikanische Kirche und deren Führungsgremien, die in erster Linie in Streitereien um Geldfragen, dann um den Abrissauftrag verstrickt sind. Während man argumentiert, klickt und klackt, vom Film beinahe beiläufig ins Bild gesetzt, der Rechenschieber. Die große Flut und das Klicken des Rechenschiebers: So ließe sich der Film resümieren. Ein großes Drama macht er daraus nicht. Es ist traurig genug, wie es ist. Der Untergang einer Stadt ist eine hässliche Angelegenheit, so alltäglich wie endgültig.

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