An Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen die Bilder
des Prologs: die Ehefrau des Angestellten Yamashita, der nachts
regelmäßig angeln geht, betrügt ihn, ein anonymer Brief,
den er erhält, verrät sie (ob dieser Brief wirklich existiert,
ob hier nicht das verdrängte Wissen Yamashitas spricht, wird sich nicht
endgültig klären). Er beobachtet sie beim Sex mit dem anderen,
stürmt in die Szene, sticht mehrfach zu, das Blut spritzt auf die Linse
der Kamera, ins Auge des Betrachters. Yamashita stellt sich sofort, geht
ins Gefängnis, Schnitt, acht Jahre später, er wird entlassen, mit
ins Freie kommt der Aal, mit dem er sich angefreundet hat, zwei weitere Jahre
sind zur Bewährung ausgesetzt.
Yamashita folgt seinem Bewährungshelfer in menschenleere Gegend,
eröffnet in einem verfallenen Haus, das er instandsetzt, einen Friseursalon,
schweigt viel, gewinnt einen Freund, zusätzlich zum Aal und Fische
fängt er auch, auf sanfte Weise. Eines Tages findet er eine junge Frau
wie tot im Schilf, ruft den Rettungswagen, so wird ihr Selbstmordversuch
vereitelt. Sie kommt, sich zu bedanken. Sie bleibt, als Haushälterin
und Friseurgehilfin. Er bleibt lange schroff und wagt es nicht, ihr von seiner
Vergangenheit zu erzählen. Dann aber hat ihre Vergangenheit einen
gewalttätigen Auftritt - und endlich verabschiedet sich Yamashita vom
Aal, der als Metapher für die psychische Blockade fungierte (oder auch
als metaphorische Verdopplung Yamashitas). Der Formierung, ja Dressur von
Körper und Geist, die das Gefängnis vorgenommen hat, entkommt der
Held nur zögerlich, auch dafür steht der Aal, der gefangen bleibt
im Aquarium bis es zerbricht.
Der Film beginnt drastisch und blutig, im weiteren Verlauf aber bleibt
er sanft gestimmt, so ruhig und zurückhaltend wie sein Held, der der
Welt abhanden bleiben will. Im Grunde ist Der Aal die Geschichte einer
Resozialisation, die auf allen sentimentalen Humanismus verzichtet. Alle
Wiederannäherung des Helden an die Welt verläuft zögernd,
den Kleinigkeiten gilt größere Aufmerksamkeit als dramatischen
Wendungen. Angenehmerweise wird einem Yamashita nicht aufgeschlüsselt,
man bleibt frei beim Bild, das man sich von ihm machen darf, er erklärt
sich nicht, bis zum Schluss, der Hoffnung bietet wider den ersten
Anschein.
zur Jump Cut Startseite
|