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Dominik Graf: Polizeiruf 110 - Der scharlachrote Engel (D 2005)

Kritik von Ekkehard Knörer 

Der Krimi ist schnell erledigt, aber nicht jede Konvention steht am Ende in Frage. Mit ungewohnter Zurückhaltung entwickeln Günter Schütter (Buch – auch schon für "Die Sieger", "Frau Bu lacht" und "Der Skorpion") und Dominik Graf die Geschichte der Frau, die im Netz posiert und im wirklichen Leben vergewaltigt wird. Verminderter Druck auf die Figuren, angenehme Dezenz in der Darstellung. Hübsche Details, das Kaninchen, das den Kommissar bepisst hat, aber dann auch entgleitende Metaphern (die Motten) wie bei Derrick, Gott hab ihn selig.

Das große Manko ist die Psychologie. Sie stellt Schütter ins Zentrum. Die einsame Frau, die Nähe sucht und nicht findet. Wie abgeschmackt aber ist das Internet als Metapher genau dafür? Das Meeresrauschen, von Graf sehr direkt übersetzt. Wie nahe das liegt. Sehr schön aber der Moment, in dem er das Meer dann ins Bild setzt und ein paar Sekunden verweilt. Wenn die durchhsichtige psychologische Wunsch- und Kontrastmontage für einen Moment sich rauschend materialisiert und ihre Durchsichtigkeit für diesen Moment, nicht länger, verliert.

Fast schon kühn, die Lust des Kommissars als Voyeur in seinem Büro nonchalant ins Bild zu setzen, die Kommissarin mit Blicken kommentierend daneben. Wie das überführt wird in Gesang und Tanz, erst schön, dann wieder zu deutlich. Weil es auf Dezenz angelegt ist, ist alles, was über Andeutungen hinausgeht, hier zuviel. Der Täter, das Monster, wird nicht schlüssig, schroff stehen die Klischees gegeneinander und zwischen ihnen erhellt sich nichts.

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