Der Krimi ist schnell erledigt, aber nicht jede Konvention
steht am Ende in Frage. Mit ungewohnter Zurückhaltung entwickeln
Günter Schütter (Buch auch schon für "Die Sieger",
"Frau Bu lacht" und "Der Skorpion") und Dominik Graf die Geschichte der Frau,
die im Netz posiert und im wirklichen Leben vergewaltigt wird. Verminderter
Druck auf die Figuren, angenehme Dezenz in der Darstellung. Hübsche
Details, das Kaninchen, das den Kommissar bepisst hat, aber dann auch
entgleitende Metaphern (die Motten) wie bei Derrick, Gott hab ihn selig.
Das große Manko ist die Psychologie. Sie stellt Schütter ins Zentrum.
Die einsame Frau, die Nähe sucht und nicht findet. Wie abgeschmackt
aber ist das Internet als Metapher genau dafür? Das Meeresrauschen,
von Graf sehr direkt übersetzt. Wie nahe das liegt. Sehr schön
aber der Moment, in dem er das Meer dann ins Bild setzt und ein paar Sekunden
verweilt. Wenn die durchhsichtige psychologische Wunsch- und Kontrastmontage
für einen Moment sich rauschend materialisiert und ihre Durchsichtigkeit
für diesen Moment, nicht länger, verliert.
Fast schon kühn, die Lust des Kommissars als Voyeur in seinem Büro
nonchalant ins Bild zu setzen, die Kommissarin mit Blicken kommentierend
daneben. Wie das überführt wird in Gesang und Tanz, erst schön,
dann wieder zu deutlich. Weil es auf Dezenz angelegt ist, ist alles, was
über Andeutungen hinausgeht, hier zuviel. Der Täter, das Monster,
wird nicht schlüssig, schroff stehen die Klischees gegeneinander und
zwischen ihnen erhellt sich nichts.
zur Jump Cut Startseite |