In diesem Jahr war Die Geschichte vom weinenden Kamel in der
Kategorie Bester Dokumentarfilm für den Oscar nominiert. Jetzt startet
der neue Spielfilm Die Höhle des gelben Hundes von der
mongolischen Regisseurin Byambasuren Davaa und nimmt einen wieder mit auf
die weite Reise zu einer verschwindenden Kultur.
Eine fünfköpfige Nomadenfamilie lebt im Nordwesten der Mongolei,
Vater, Mutter und drei kleine Kinder. Beim Einsammeln von Dung hört
die pfiffige Nansa Geräusche, die aus einem Felsspalt kommen. Dort findet
sie ein schwarz geflecktes weißes Hündchen und nimmt es mit nach
Hause. Aus Angst, dass das Tier mit Wölfen gelebt haben und damit die
Schafherde gefährden könnte, fordert der Vater sie auf, es auszusetzen.
Doch die Sechsjährige will sich nicht von ihrem Liebling trennen und
versucht mit einiger List, ihn zu verstecken. Bei einem Spaziergang durch
die Steppe trifft sie eine alte Frau, die ihr in einem Gleichnis von der
Wiedergeburt erzählt.
Wie schon in der Erfolgsgeschichte vom weinenden Kamel verknüpft Byambasuren
Davaa, die seit fünf Jahren in München lebt und an der dortigen
Filmhochschule studiert hat, mehrere Ebenen. Durch eine Erzählung von
Gantuya Lhagva angeregt, erfährt man ihrem Spielfilm viel über
Alltag und Spiritualität in der Nomadengesellschaft. Ich dokumentiere
den Wandel einer Kultur. Denn die Mongolen geben diese Existenz auf,
werden nach und nach sesshaft. In 20 bis 30 Jahren werden sie nicht
mehr als autarke Selbstversorger in der Natur leben, vermutet die
Regisseurin. Die letzte Volkszählung im Jahr 2000 ergab, fügt sie
hinzu, dass 41 Prozent Nomaden sind. Aktuelle Schätzungen gehen davon
aus, dass heute nur noch ca. 25 Prozent mit Hab und Gut durch die Steppe
ziehen. Auch die Familie aus ihrem berühmten Dokumentarfilm ist in die
Stadt umgesiedelt.
Der neue Film der 33-Jährigen schwelgt in Großaufnahmen von einer
Landschaft, deren Weite aus der Perspektive des urbanen westlichen Sesselhockers
ebenso überwältigend ist wie das harmonische Dasein. Die Kinder
tollen in traditionellen bunten Gewändern über die Wiese, reiten
wie Profis und zanken sich, wenn eines von ihnen zu ruppig mit der Buddhastatue
umgeht. Mit Gott spielt man nicht. Doch der Fortschritt macht
auch vor der Jurte nicht halt: Der Vater fährt auf dem Motorrad in die
Stadt, bringt eine Kelle aus Plastik mit, die im Kochtopf schmilzt, und einen
batteriebetriebenen Plüschhund als Geschenk für die Kinder. Ist
das nicht alles etwas zu idyllisch, als das es wahr sein könnte? Es
überrascht mich, dass dieses Leben im Westen idealisiert wirkt. Als
wäre es eine Märchenwelt von vor hundert Jahren. Aber es existiert
tatsächlich. Das Stadtbild zeige ich nicht, aber es ist eigentlich die
ganze Zeit Thema. Ich bin bewusst bei den Nomaden geblieben, weil sie nicht
mehr lange so leben werden. Aber ich habe keine Sorge, dass die Probleme
in der Stadt verschwinden und nicht mehr zu filmen sind.
Auf dem Münchener Filmfest, wo die Die Höhle des gelben
Hundes Premiere hatte, erhielt Byambasuren Davaa sowohl den
Förderpreis deutscher Film in der Kategorie Regie als auch den
Publikumspreis. Es sieht also so aus, als würde auch dieser Ausflug
in die Mongolei von deutschen Zuschauern wieder mit Begeisterung aufgenommen.
Die Mongolen selbst, auch das erzählt die Regisseurin, wollten Die
Geschichte vom weinenden Kamel nicht sehen. Der Film floppte.
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