"You rock, rock". Das Herz des Titels markiert ein
Missverständnis, das sich in einem Plot nicht mehr aufgehoben fühlen
darf. Das Ich, die Firma Huckabees und ein Geschehen, Irren, Wirren,
Zueinanderfinden, Verfolgen, Im-Wege-Stehen, Konkurrieren, dann auch Lieben
zwischendrin. Verbunden durch das, wofür das Herz steht, aber das bleibt
diffus. Ichs auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, bedrängt von Agenten,
die, behaupten sie, dabei behilflich sind. Auch die Körperkomik kommt
dazwischen, Jason Schwartzmans Melancholie, Mark Wahlbergs erloschene Augen
und die Waden in unerklärten Pelzwickeln, die Haube auf dem Kopf von
Naomi Watts. Am christlichen Essenstisch sitzt wieder der Schwarze Mann,
sagt Ma und Dad, es kommt zum Streit.
Ein fortwährendes Hineingeraten. Am Anfang, am Ende nur der blanke Fels:
Setzung eines Schicksals, reine Zufälle. Es koinzidieren Geschehnisse,
Begegnungen, Beziehungen. Die großen Fragen stehen im Raum und Stück
für Stück werden sie zersäbelt, verlieren sich. Die
Zusammenhängigkeit des Ganzen wird - außer natürlich von
Dustin Hoffman und seiner Blanket-Theorie - nicht behauptet, das Wiedererkennen
bleibt auf sich gestellt. Eigentlich müsste man "You rock, rock"
übersetzen als "Fels, du felst", wie man "Heart" mit "Heart"
übersetzt, Ich Herz Huckabees. Zwischen dem luftigsten Sinn und dem
blanken Schlag mit einem rosa Ball vor die Stirn, zwischen dem nihilistischen
Traktat und dem in den Schlamm getunkten Kopf liegt nichts an Bedeutung,
das eine wird zum anderen übergangslos in Beziehung gesetzt. In diesem
Setzen der Beziehungen durch schieres Nebeneinander liegt das nichts mehr
bedeutende Herz des Films. In dem was entsteht, von nirgendwo kommend, wird
kein Sinn mehr gesetzt, was sich abspult, ist eine einzige Kette
von Implosionen.
Pointen sind das, was da entsteht, wo Unverträgliches so aufeinandertrifft,
dass sich so unerwarteter wie unvermittelter Sinn bildet. Präzise Pointen
verdanken sich Techniken der komischen Vermittlung des Unverträglichen.
Eine ordentliche Pointe gibt im bewussten Gegeneinander des zuvor Entfernten
unter plötzlicher Entbindung von Komik den neu verbundenen Dingen durchs
zugespitzte Zusammentreffen ein neues Gesicht. Sie entlarvt, macht das Normale
absurd, zerstört den Schein von Ernst. Diese Wirkungen machen lachen
und ordentliche Pointen sind das, was der, der sie sucht, in "I Heart Huckabees"
vermissen wird. Das sagt, wie gesagt, schon der Titel: Das Herz hat nichts
mehr zu bedeuten, oder: es bedeutet sich selbst, es herzt, es felst und im
Hintergrund hechtet Lily Tomlin durch das Fenster eines herumstehenden Autos.
Alles, was hier ein rechter Scherz sein könnte, einer der etwas ad absurdum
führt und einem Anschein die Maske vom Gesicht reißt, wird immerzu
unterlaufen, wird auf den Weg geschickt und kommt nie an, zergeht und verpufft.
Das Absurde ist hier schon Prämisse, nicht erst Pointe. Dem Absurden
sind, das liegt in der Natur dieser Weltsicht, nur noch absurde Pointen
abzugewinnen, die zwar die Struktur von Pointen haben, jedoch als Entlarvung
des Absurden als absurd die Entladung und Entlastung im Lachen so recht von
Herzen nicht erlauben. Denn die Figuren sind und bleiben in ständiger
Irre, dem Irrsinn der Welt korrespondiert nichts weiter als ihr Irren und
Irresein. Der absurde Titel zeigt nicht mehr und produziert nicht mehr als
seine eigene Absurdität, die Kraft des Symbolischen, etwas anderes
überzeugend zu bedeuten, ist verloren, auf der Strecke geblieben. Der
ganze Film spielt nur seine Titelprämisse aus und eine Reihe von
Koinzidenz-Variationen durch. Das Absurde läuft dabei nie ganz aus dem
Ruder. Motivverkettungen und Absurditätsverschärfungen werden wirksam
als Kontingenzstopp. Alles endet er mit dem Glück der Figuren. Es wird
eine Komödie gewesen sein. Sie entlässt uns, von ihren
erschöpften Pointen erschöpft, ins Unscharfe.
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