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Johannes Jaeger: Kampfansage (Deuschland 2004)

Kritik von Stefan Höltgen 

Ein Martial-Arts-Film aus Deutschland? Das klingt nach einer Menge unfreiwilliger Komik und einem Auftragswerk fürs Geekpublikum. Und schaut man sich das Ergebnis von Johannes Jaegers Spielfilmdebüt an, kann man sich des Eindrucks auch nicht so recht erwähren, als habe da bloßirgendein Vorwand gefehlt, mal so richtig krasse Kick-Kunst zu inszenieren. Allein der Titel „Kampfansage“ klingt schon nach einer Muckibuden-Drohgebärde – und der Film zeigt dann konsequenterweise auch, wozu es kommen kann, wenn man diese Drohung nicht ernst nimmt.

Das Setting ist dabei willkürlich gewählt: Deutschland im Jahre 2050. Ein böser Soldatenkönig beherrscht das Land, weil er über geheimes Kampfkunstwissen verfügt, mit dem er jeden Gegner auszuschalten in der Lage ist. Da die Menschheit den Glauben an Projektilwaffen verloren hat, tritt man sich - im wörtlichen Sinne - also nur noch mit Martial Arts entgegen. Als der Soldatenkönig von einem der letzten Meister getötet wird, machen sich dessen ebenfalls böse Kinder, Sohn Bosco (Christian Monz) und Tochter Kleo (Zora Holt), die eine innige Inzestbeziehung verbindet, daran, den Tod des Vaters zu rächen und töten den alten Meister aus dem Hinterhalt. Dessen letzter Schüler Jonas Klingenberg (Mathis Landwehr) - Figuren- und Schauspielername sind sprechend! – wiederum ist nun ebenfalls auf Rache besonnen und verfolgt Bosco & Kleo. Ihm schließt sich eine Gruppe von Untergrundkämpfern an. Ziel ist es, das mit Kampfkunstgeheimwissen vollgeschriebene Buch des Meisters aus dem Besitz von Bosco zurückzuholen, weil der es sowieso nicht lesen kann.

Jaegers Film ist eine Absage an die filmische und ein Kniefall vor der Kampfkunst. Auf die Erzählung nicht einen Pfifferling gebend stürzt er seine Protagonisten in unzählige Hand- und Fußgemenge (der Pressetext zählt „470 Kampfeffekte“), die zwar atemberaubend schnell montiert sind, sich aber selbst vor Darstellungsklischees kaum retten können. Zudem enervieren die Bilder durch Highspeed-Shutter-Optik, die wohl Geschwindigkeit heucheln soll, wo Akrobatik gefehlt hat – das verursacht bald Kopfweh, das bekanntlich nicht besser wird, wenn man währenddessen auch noch lachen muss. „Kampfansage“ ist nun zwar eine Kampfansage an den guten Geschmack, bleibt aber gerade wegen seiner debilen Umsetzung doch irgendwie charmant – zumal, wenn man sich vorstellt, wer den Film wohl gouttieren wird. Mit genügend ironischer Distanz, vermindertem Hang zur Epilepsie und ein paar gleichgesinnten Freunden kann der Streifen zur Zutat eines geselligen Abends werden. Vielleicht war ja das auch das Ziel - ein anderes fiele mir jedenfalls auf Anhieb nicht ein.

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