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Robert Guediguian: Le Promeneur du Champ du Mars (Frankreich 2004)

Kritik von Ekkehard Knörer 

Robert Guédiguian ist ein linker Filmemacher. Vielleicht scheint es ihm schon deshalb evident, dass man sich heute noch für Francois Mitterand interessieren sollte. Mitterand war der letzte Linke alter Prägung unter den europäischen Staatsoberhäuptern. Ein Linker zugleich, der als Rechter angefangen und als zynischer Monarch aufgehört hat. Ein belesener Linker, der es an Größenwahn und Starrsinn in seinen letzten Jahren nicht fehlen ließ. Es kommt schon ein bisschen überraschend, dass Guédiguians Porträt der letzten Monate des Präsidenten (dargestellt von Michel Bousquet) angesichts dieser Umstände mehr oder minder unkritisch ausfällt.

Gewiss möchte sein Biograf, der junge Autor Antoine Moreau, über die Sache damals in Vichy, die Freundschaft mit dem Rechten Bousquet, die Wahrheit herausfinden. Er beißt da aber bis zuletzt auf Granit. Den Rest der Zeit ist „Le Promeneur du champ de Mars“ freilich damit beschäftigt, den sterbenden Präsidenten als weisen alten und seinen Biografen als etwas orientierungslosen jungen Mann darzustellen. Sie sitzen beieinander und reden. Sie gehen spazieren und reden. Sie fahren Auto und reden. Will sagen: Meistens redet Mitterand. Unschlagbar seine Tips, was die Frauen angeht, das erfährt Antoine am eigenen Leib. Es gibt Zitate großer und mittlerer Denker, es gibt Lebensweisheiten der zum Glück nicht ganz trivialen Sorte, aber eigentlich gibt es keinen Grund für diesen Film.

Kaum vorstellbar scheint, dass sich angesichts dieser von Bouquet immer an der Grenze zur Charge dargestellten Figur bei anderen als fanatischen Anhängern Mitterands so etwas wie Faszination einstellt – und doch scheint es darauf hinaus zu wollen. Der bloßen Lebenserzählungen wird das halbwegs unglückliche Liebesleben des Biografen auf mehr als unglückliche Weise zur Seite gestellt. Der Film behauptet die Strahlkraft seines Helden und vertraut ihr selbst nicht. Wirklichen Ambivalenzen weicht er immer wieder aus, Mitterand behält durchweg das letzte Wort. „Le Promeneur du champ de Mars“ macht von Beginn an den Eindruck einer einigermaßen kompetent ausgeführten Auftragsarbeit. Warum sie aber über den einen oder anderen Arte-Zuschauer hinaus irgendjemanden interessieren sollte, das ist die eine Frage, die sich so leicht nicht beantworten lässt.

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