Robert Guédiguian ist ein linker Filmemacher. Vielleicht
scheint es ihm schon deshalb evident, dass man sich heute noch für Francois
Mitterand interessieren sollte. Mitterand war der letzte Linke alter
Prägung unter den europäischen Staatsoberhäuptern. Ein Linker
zugleich, der als Rechter angefangen und als zynischer Monarch aufgehört
hat. Ein belesener Linker, der es an Größenwahn und Starrsinn
in seinen letzten Jahren nicht fehlen ließ. Es kommt schon ein bisschen
überraschend, dass Guédiguians Porträt der letzten Monate
des Präsidenten (dargestellt von Michel Bousquet) angesichts dieser
Umstände mehr oder minder unkritisch ausfällt.
Gewiss möchte sein Biograf, der junge Autor Antoine Moreau, über
die Sache damals in Vichy, die Freundschaft mit dem Rechten Bousquet, die
Wahrheit herausfinden. Er beißt da aber bis zuletzt auf Granit. Den
Rest der Zeit ist Le Promeneur du champ de Mars freilich damit
beschäftigt, den sterbenden Präsidenten als weisen alten und seinen
Biografen als etwas orientierungslosen jungen Mann darzustellen. Sie sitzen
beieinander und reden. Sie gehen spazieren und reden. Sie fahren Auto und
reden. Will sagen: Meistens redet Mitterand. Unschlagbar seine Tips, was
die Frauen angeht, das erfährt Antoine am eigenen Leib. Es gibt Zitate
großer und mittlerer Denker, es gibt Lebensweisheiten der zum Glück
nicht ganz trivialen Sorte, aber eigentlich gibt es keinen Grund für
diesen Film.
Kaum vorstellbar scheint, dass sich angesichts dieser von Bouquet immer an
der Grenze zur Charge dargestellten Figur bei anderen als fanatischen
Anhängern Mitterands so etwas wie Faszination einstellt und doch
scheint es darauf hinaus zu wollen. Der bloßen Lebenserzählungen
wird das halbwegs unglückliche Liebesleben des Biografen auf mehr als
unglückliche Weise zur Seite gestellt. Der Film behauptet die Strahlkraft
seines Helden und vertraut ihr selbst nicht. Wirklichen Ambivalenzen weicht
er immer wieder aus, Mitterand behält durchweg das letzte Wort. Le
Promeneur du champ de Mars macht von Beginn an den Eindruck einer
einigermaßen kompetent ausgeführten Auftragsarbeit. Warum sie
aber über den einen oder anderen Arte-Zuschauer hinaus irgendjemanden
interessieren sollte, das ist die eine Frage, die sich so leicht nicht
beantworten lässt.
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