Zwei Frauen mischen Yaounde auf. Es ist das Jahr 2025. Das
teilt uns eine tiefe Frauenstimme mit durchaus hypnotischer Wirkung mit.
Sie spricht viel über Mervongou, weiß der Teufel, was das ist.
Die eine der Frauen hängt in einer Vorrichtung, wie sie vielleicht
Astronauten benutzen, um die Bewegung in der Schwerelosigkeit zu üben.
Sie bewegt sich souverän darin. Sie hat darin Sex mit einem alten Mann,
der rücklings auf dem Bett liegt und sich irgendwann nicht mehr rührt.
Er ist tot, er war ein großes Tier im Yaounde des Jahres 2025. Dazu
großartige Musik mit sehr viel Bass.
Der Mann wird erst zerstückelt werden, dann beginnt die Suche nach einem
Körper für seinen abgetrennten Kopf. Das beim blutigen Zusammenbau
erzeugte Monster sorgt bei Tochter und Ehefrau für Geschrei und Verwirrung
beim Leichenbegängnis.
Aber vielleicht sollte man nicht so tun, als gebe es hier tatsächlich
einen zusammenhängenden Plot. Auch der wird zerstückelt und
zwischendurch finden sich die herumfliegenden Teile und geben den beiden
Heldinnen Gelegenheit, Posen zu üben, Lollis zu lutschen, durch die
Gegend zu laufen, auch mal zu tanzen zu großartiger Musik mit viel
Bass.
Es ist klar, dass Jean-Pierre Bekolo viel Godard gesehen hat. Es gibt
Schrifttafeleinblendungen und Jump Cuts und allerlei technische Spielereien
auf niedrigstem Budgetniveau. Es macht oft keinen Sinn im Bezug auf das,
was der Plot wäre, wenn es ihn gäbe, aber es macht viel Spaß
und mit seinen Microcinema-Mitteln hext Bekolo beträchtlich viel
Atmosphäre herbei.
Natürlich hat Bekolo auch viel Mambety gesehen, er hat einen Interviewfilm
mit ihm gedreht und setzt die Tradition des afrikanischen Avantgardefilms
nahtlos fort. Mit demselben Sinn für abgedrehten Humor und das Ikonische
in der Inszenierung seiner Darstellerinnen. Und dann hat Bekolo wohl auch
"Celine und Julie fahren Boot" gesehen. Der Lolli verrät ihn und die
durchgeknallten Heldinnen, die sich keinen Deut um Wahrscheinlichkeit und
die Männer scheren, deuten auch darauf hin.
Nur sind sie schwarz und in Yaounde und wir schreiben das Jahr 2025.
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