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Jean-Pierre Bekolo: Les Saignantes (Kamerun 2005)

Von Ekkehard Knörer

Zwei Frauen mischen Yaounde auf. Es ist das Jahr 2025. Das teilt uns eine tiefe Frauenstimme mit durchaus hypnotischer Wirkung mit. Sie spricht viel über Mervongou, weiß der Teufel, was das ist.

Die eine der Frauen hängt in einer Vorrichtung, wie sie vielleicht Astronauten benutzen, um die Bewegung in der Schwerelosigkeit zu üben. Sie bewegt sich souverän darin. Sie hat darin Sex mit einem alten Mann, der rücklings auf dem Bett liegt und sich irgendwann nicht mehr rührt. Er ist tot, er war ein großes Tier im Yaounde des Jahres 2025. Dazu großartige Musik mit sehr viel Bass.

Der Mann wird erst zerstückelt werden, dann beginnt die Suche nach einem Körper für seinen abgetrennten Kopf. Das beim blutigen Zusammenbau erzeugte Monster sorgt bei Tochter und Ehefrau für Geschrei und Verwirrung beim Leichenbegängnis.

Aber vielleicht sollte man nicht so tun, als gebe es hier tatsächlich einen zusammenhängenden Plot. Auch der wird zerstückelt und zwischendurch finden sich die herumfliegenden Teile und geben den beiden Heldinnen Gelegenheit, Posen zu üben, Lollis zu lutschen, durch die Gegend zu laufen, auch mal zu tanzen zu großartiger Musik mit viel Bass.

Es ist klar, dass Jean-Pierre Bekolo viel Godard gesehen hat. Es gibt Schrifttafeleinblendungen und Jump Cuts und allerlei technische Spielereien auf niedrigstem Budgetniveau. Es macht oft keinen Sinn im Bezug auf das, was der Plot wäre, wenn es ihn gäbe, aber es macht viel Spaß und mit seinen Microcinema-Mitteln hext Bekolo beträchtlich viel Atmosphäre herbei.

Natürlich hat Bekolo auch viel Mambety gesehen, er hat einen Interviewfilm mit ihm gedreht und setzt die Tradition des afrikanischen Avantgardefilms nahtlos fort. Mit demselben Sinn für abgedrehten Humor und das Ikonische in der Inszenierung seiner Darstellerinnen. Und dann hat Bekolo wohl auch "Celine und Julie fahren Boot" gesehen. Der Lolli verrät ihn und die durchgeknallten Heldinnen, die sich keinen Deut um Wahrscheinlichkeit und die Männer scheren, deuten auch darauf hin.

Nur sind sie schwarz und in Yaounde und wir schreiben das Jahr 2025.

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