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Human Natur - "Man to Man" von Régis Wargnier, der Eröffnungsfilm der Berlinale 2005

Von Ulrike Mattern

  

Wenn der Eröffnungsfilm eines Festivals Abbild desselben wäre, sähe es bei der Berlinale in den nächsten Tagen zum Kotzen langweilig aus. Nun weiß man aus Erfahrung, dass der Türöffner zum kinoverliebten zehntägigen Vollrausch ein Fußstopper ist. Alle Scheinwerfer sollen sich auf den einen signalroten Fleck richten, auf den dann – Bitte! Danke! – die namhaften Hauptdarsteller mit dem Festivaldirektor durchs dick mit Mikro und Kamera bewaffnete Spalier der internationalen Presse stelzen. Ruck, zuck haben die Fernsehsender ansehnliche Bilder von gut angezogenen, etablierten Prominenten im Kasten, und alle, die es ums Verrecken jedes Jahr wieder von Neuem wissen wollen, erhalten ihre Bestätigung, dass Berlin zehn Tage Nabel einer hoch getunten Glamour-Welt sein kann. Danach kann man den Fuß aus der Tür ziehen, und der Eröffnungsfilm ist Geschichte. Ein Prinzip der öffentlichen Mästung, in dessen Folge die hungrigen Mäuler jetzt hoffentlich erstmal gestopft sind.

„Man to Man” von Régis Wargnier („Indochine”) mit Kristin Scott Thomas und Joseph Fiennes in den ledading roles spielt als „historisches Abenteuerepos” erst in den grünen Wipfel des südafrikanischen Dschungels, wo der couragierten Tierhändlerin und dem schottischen Anthropologen zwei Pygmäen ins Fangnetz gehen, die dann mit einer Reihe von Warzenschweinen, Affen, Geparden und anderem exotischen Getier gen europäischer Heimat verschifft werden. Die Ignoranz der darwinistischen Evolutionsforscher sowie der Zoo-verliebten Gesellschaft in Schottland am Ende des 19. Jahrhunderts sind genau so dargestellt, wie man sie aus muffigen alten Schinken und Filmen wie „Greystoke“ (1984) in Erinnerung hat. Kristin Scott Thomas, die aussieht, als hätte sie sich Cate Blanchetts Kleid und Gewehr aus dem Kostümfundus von „The Missing” geliehen und ihre Haare dem Umfeld entsprechend von Stylisten gekonnt verwuscheln lassen, sowie Joseph Fiennes, der seinen Dackelblick perfektioniert hat, versprühen keimfreies Charisma von der Leinwand.

Scott Thomas’ Läuterung von der die so genannten Wilden ans Publikum verschachernden Geschäftsfrau zur Busenfreundin der Pygmäen oder Fiennes Metamorphose vom besessenen Wissenschaftler zum isolierten Zweifler in dem selben Käfig, in dem vorher die Kreaturen aus dem Urwald gefangen gehalten wurden, erinnert aus der Ferne an die Satire „Human Nature“, nur dass ihnen jeglicher Esprit fehlt und Ironie, wenn überhaupt vorhanden, unfreiwillig durch die Gitterstäbe des allzu gut gemeinten Gesellschaftsdramas wabert. Es ist wirklich an der Zeit, dass man die hungrigen Mäuler, die nach Glamour, Stars und fernsehtauglichem Material gieren, an dem überbewerteten, ein paar Meter kurzen roten Fleck mit etwas stopft, dass sie aus ihrem alljährlichen Fressverhalten sprengt. Aber es ist wie jedes Jahr, wir ziehen den Fuß aus der Tür und freuen uns auf alle interessanten Filme, die nach diesem gähnend langweiligen Auftakt über die Leinwände ziehen. Klappe zu.

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