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Mohsen Makhmalbaf: Once Upon a Time, Cinema (Iran 1992)

Von Ekkehard Knörer 

Nur im Spiegel: Athieh (die Zukunft), die der Kameramann und Kinovorführer, der Charlie Chaplin gleicht, zurücklässt, als er aufbricht, in die Vergangenheit, zu den Anfängen des Kinos. Er ist am Hof des Schahs und rasch findet er seinen Kopf unter die Guillotine gezwängt, der er ums Haar nur entkommt. Darauf entläuft oder entspringt oder ganz genau gesagt: fällt an einem Seil vom Berg aus einem frühen Film eine schöne Frau, in die der Schah sich verliebt. Sie will fliehen, aber es gelingt nicht. Sie wird in den Harem eingereiht, wo die Konkurrentinnen sie eifersüchtig beäugen.

Dies bleibt nicht der einzige Fall oder Sprung. Zwischen den Bildern der Filmgeschichte und den Bildern der Geschichte dieses Films herrscht ein osmotisches Verhältnis. Ein dicklicher Berater vom Hofe des Schahs hilft einer alten Frau aus einem alten Film beim Einfädeln einer Nadel. Die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fantasie ist fiktiv aufgehoben, die schwarz-weißen Bilder von Makhmalbafs Film üben die Mimikry an der schwarz-weißen Filmgeschichte des iranischen Kinos. Die Tricks sind so alt wie diese selbst. Das Rückwärtsspielen, die Geistererscheinung. Dazu der Slapstick, der über den etwas schwerfälligen Anfang siegt. Die Dinge beschleunigen sich, bis zur Raserei, zur Bilderflucht.

Zuletzt dann der Übergang in den Farbfilm. Hier nun keine Osmose mehr zum Fiktionsgeschehen, nur noch Bilder, aneinander, ineinander. Makhmalbaf zitiert, Beyzaie, Kiarostami (Schlussbild), Mehruji, immer wieder auch sich selbst. Sein Radfahrer kurbelt zwischendurch mal an der Vorführkamera, noch ein Entsprungener. Viel Bleibendes und Gültiges findet sich nicht im Wirbel, den Makhmalbaf entfacht, das Potpourri rettet sich nur durch schieres Tempo über die Distanz. Und wie alles Ausschnitthafte, das in seinen Ausschnitthaften überzeugender ist als im neu arrangierenden Zusammenschnitt, macht es vor allem Lust auf mehr.

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