Desperados durchstreifen schneebedeckte Landschaften. In einem
Saloon entdecken sie drei Frauen. Die nehmen sie gefangen und machen sich
auf einen langen Fußmarsch, der sie in die Stadt des Lichts
bringen soll.
Ein klein wenig Western, ein klein wenig Science-fiction, ein klein wenig
Dokumentarismus sind die Zutaten, aus denen sich Stadt des Lichts
zusammensetzt. Eine Geschichte, die in der Zukunft angesiedelt ist auf Grundlage
der morbiden Landschaftsidylle des gegenwärtigen Ostdeutschlands. Darin
Science-fiction nicht, um sich Dinge der physikalischen Unmöglichkeit
auszudenken, sondern als Fortsetzung von Statistiken, die Phänomene
wie Abwanderung und schrumpfende Städte beschreiben.
Was geschieht, wenn eine Sozialstruktur völlig kollabiert? Was für
eine Gesellschaft entsteht aus den verbleibenden Resten der bürgerlichen
Zivilgesellschaft? Was für Träume, Hoffnungen und Fantasien
können die Menschen in dieser Restgesellschaft noch projektionieren?
Aus diesem Material entwickeln die Filmemacher eine beklemmende Zukunftsvision.
Der Film erfindet eine menschenleere Zwischenwelt mit der Aura eines
Italo-Westerns. Landschaftsaufnahmen aus Brandenburg werden überlagert
mit Bildern galoppierender Reiter und Wüstenreptilien. Mentrup und Sattel
treiben ein Spiel mit der Irritation. Immer wieder spielt ihr Film ironisch
auf das Western-Gengre an, verfolgt aber dessen bekannte Handlungsmuster
nicht weiter. Der Western ist hier nur ein Traum, ein Fata Morgana
oder eine psychotische Störung, der alle Mitglieder der Gruppe unterliegen.
Immer wieder verläßt Stadt des Lichts seine
Erzählebene und baut Traumgeschichten mit ein. Parallel dazu sucht der
Troß nach Spuren, wo keine sind und versteckt sich vor Gefahren, die
nicht existieren. Halluzination pur.
Wirklich einzigartig ist die Idee der Filmemacher, auf Dialoge und
Originaltöne weitgehend zu verzichten. Statt dessen wird vollkommen
auf die Wirkungskraft der Musik, die den ganzen Film untermalt, gesetzt.
Da treffen einsame Westerngitarren auf überdrehte Samplingminiaturen.
Die erzählerischen Lücken und Auslassungen werden mit Musik
angefüllt, die Raum läßt, der emotional ausgefüllt werden
kann.
Stadt des Lichts ist eine hybride Mischung, die in keine Schublade
paßt. Ein Film der sich gegen den Eventcharakter der bundesdeutschen
Bilderindustrie behauptet. Und wohl auch bewußt gegen sich gemacht
worden ist.
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