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Ermanno Olmi, Abbas Kiarostami, Ken Loach: Tickets (Italien 2004)

Kritik von Ekkehard Knörer 

Zu den überflüssigsten Dingen im großen, weiten Reich der Kinematografie gehören in aller Regel die sogenannten Omnibus-Filme, für die sich – weil Geld da ist, oder eine Freundschaft oder ein gemeinsames Interesse – mehrere Regisseure zusammentun, um halbe Sachen zu machen. Fast immer sind es Nebenprojekte, Resteverwertungen, lehrreich im Kontrast im besten, belanglos im Regelfall. "Tickets" nun, für den sich die weiß Gott unterschiedlichen Regisseure Ermanno Olmi, Abbas Kiarostami und Ken Loach zusammengetan haben, ist keine Ausnahme von der Regel: Er tut keinem weh. Aber gebraucht hat es ihn auch nicht.

Was ihn zusammenhält, sind die Tickets des Titels. Eisenbahntickets, das ganze spielt in einem Zug, im selben Zug, der nach Rom unterwegs ist. Wir wissen ja, alle Wege führen nachh Rom, auch die von Filmemachern, die durch sonst nichts auf einen Nenner zu bringen sind. Der Einfachheit halber also der Reihe nach: Ermanno Olmi setzt im ersten Teil eine Männerfantasie ins Bild, die weder durch die nicht unbeträchtliche Eleganz, mit der Vergangenheit und Gegenwart, Wirklichkeit und Fantasie verknüpft werden, zu retten ist. Ja, sie ist nicht einmal durch die wunderbare Valeria Bruni-Tedeschi zu retten, die hier diese Fantasie verkörpert. Wie ein Zug frischer Luft dann der Übergang zur Kiarostami-Sektion. Vom schwülen Olmi-Licht ins klare Licht des Kiarostami-Films, dies ist fast ein großer Moment. Es bleibt leider der einzige.

Es überrascht ein wenig, wie flott sich der Asket Kiarostami mit seiner Kamera durch den Zug bewegt. Er erzählt von einer herrschsüchtigen älteren Frau und ihrem Zivi; das ist gelegentlich ganz lustig und immerhin nie peinlich. Im Werk des Regisseurs bleibt es freilich eine Bagatelle, dazu eine beträchtliche Abweichung vom Weg ins zunehmend Radikale, den er zuletzt eingeschlagen hatte. Es schließt sich, alles andere als nahtlos, eine Ken-Loach-Episode an, die nur Ken Loach so erzählen kann. Drei schottische Fußballfans auf dem Weg zum Champions-League-Spiel stoßen auf eine albanische Familie und es kommt zu einer Aushandlung zwischen Rassismus und Mitmenschlichkeit. Loach, der an das Gute im Menschen zu glauben nie aufhören wird, inszeniert das mit Humor und mit großer Lust am Schottischen. Das ist nett, aber auch ein wenig penetrant, ein kleines italienisches Märchen vom guten Schotten in uns allen.

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