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Kazama Shiori: Worl's End/Girl Friend (Japan 2004)

Kritik von Ekkehard Knörer 

Ein Tunnel, ein Mädchen und, als sie aufsteht, die Schrift an der Wand, und Zeichnungen, auf denen die Kamera verweilt. Der Vorspann dann Blick auf Wasser als Spiegel, Schlieren ziehend, Blasen werfend, schön. Die Bilder sind digital und man muss nicht lange suchen – ein kleines, hübsches Weilchen aber schon -, um eine Dreiecksgeschichte in ihnen zu finden. Obwohl es nicht eine einzige Geschichte ist, nicht eine, immer scheint es vielmehr so, als seien es ein paar. Der Film erzählt sie etwas unfokussiert und das ist nur zu konsequent, denn genau das sind auch die Figuren: unfokussiert.

Shinnosuke lernen wir kennen, als er erwacht neben einer Frau, deren Namen er nicht mehr weiß. Später erinnert er sich, man wird aber sagen dürfen: ein bisschen zu spät. Er lebt zusammen mit einem Freund, der aus seiner Bisexualität weder einen Hehl noch eine große Sache macht. Eigentlich liebt er im übrigen Shinnosuke, ein wenig zumindest. Am Ende küsst er ihn, aber das redet er gleich runter. Ein Ablenkungskuss, wird er sagen, und nicht zu Unrecht (beides ist eben wahr, es ist ein richtiger Kuss und ein Ablenkungskuss, so unfokussiert geht es zu). Die tropischen Fische sind tot, das Erdbeereis färbt das Wasser rot, Shinnosuke hat einen hysterischen Anfall, nach dem Kuss ist er aus dem Konzept. So recht, denkt man, hat er an seinen eigenen Anfall eh nicht geglaubt. Eine andere Freundin, deren Namen Shinnosuke bald vergessen wird, hat das Eis ins Wasser geworfen, weil er wieder hinter Haruko her ist, dem Mädchen vom Beginn, der Freundin der Kindheit, in die er sich dann doch verliebt. Er stellt es aber schlecht an, ganz schlecht und sie gibt ihm, als sie miteinander schlafen wollen, sicherheitshalber Schlafmittel in die Cola. Prompt schläft er ein, bevor sie auch nur halbwegs entkleidet sind. Am Morgen ist sie weg.

Haruko hat sich, als sie in den ersten Einstellungen an der Wand sitzt, auf der die Kamera dann verweilen wird, um Schrift und Bilder zu finden, von ihrem Freund getrennt und sucht Obdach. Sie wird es bei Shinnosuke finden, den sein Mitbewohner liebt, ohne dass er es ihm zu sagen wagte. Außerdem verkauft er Bonsaibäume, der Mitbewohner, in dessen Bonsai-Laden Shinnosuke ehrgeizlos arbeitet. Später wird Haruko, nachdem sie ihre Stelle als Friseur-Azubi verloren hat (aber recht hat sie), in einem großen rosa Kaninchen-Kostüm auf der Straße stehen und Werbung für ein Karaoke-Lokal machen. Den Sinn ihres Lebens kann sie darin nicht erblicken. Im netten, nicht mehr ganz jungen Salaryman, dem sie zuvor, als sie noch Friseurin lernte, einen Teekessel schenkte, den ihr ihr Ex-Freund vorbeigebracht hatte, leider auch nicht. Sie zieht bei ihm ein, dann zieht sie wieder aus, als dessen Freundin eines Tages vor der Tür steht. Haruko weiß nicht, was sie will. Shinnosuke weiß nicht, was er will. Natürlich sind sie sich beide genau darüber im Klaren. Nur hilft das nichts. Sie wissen, nur zum Beispiel, eben auch nicht so genau, ob sie einander wollen.

Kazama Shiori hat mit "World's End/Girl Friend" einen wirklich sympathischen japanischen Slacker-Film gedreht, auch über die Arbeitswelt, auch über die Liebe und das Leben und irgendwie auch über den ganzen Rest. Es gibt schöne Szenen, am Schluss etwa, wenn die Kamera durch die geschlossenen Augen des Paars, das sich zuletzt vielleicht doch findet, die Wolken vorüberziehen sieht. Die Leinwand wird schwarz, aber nicht ganz. Ein heller Schatten auf der beinahe schwarzen Leinwand, das ist wirklich schön. Ein wenig langweilig ist der Film aber auch. So langweilig, könnte man jetzt einwenden, wie die Leben, die man vorüberziehen sieht wie die Wolken auf dem Himmel und der Leinwand. Unfokussiert, ein etwas hellerer Schatten auf ziemlich schwarzem Grund. Eine Langeweile also, die ihren guten Grund hat. Eine keineswegs aufregende Langeweile, die bei der sehr beiläufigen Beobachtung beiläufig geführter Leben entsteht. Eine Langeweile, die durchaus ihre Richtigkeit hat und bei aller Richtigkeit eben doch eine Langeweile bleibt.

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