A good Movie about Zodiac
In the future, everyone will be world-famous for 15 minutes,
hatte Andy Warhol 1968 konstatiert und sich dabei auf die medialen
Totalausbeutung von Neuigkeiten im Fernsehen bezogen. Im selben Jahr setzte
in San Francisco eine Mordserie ein, die Warhols Prognose bestätigen
sollte: Ein sich selbst Zodiac nennender Killer überfiel
nachts Jugendliche auf den so genannten Lovers Lanes und
erschoss sie in ihren Autos. Danach wandte er sich mit Briefen und weiteren
Mordankündigungen an Polizei und Zeitungen der Stadt. Schon bald war
der Zodiac weltberühmt und die Tatsache, dass er
bis heute nicht gefasst worden ist, hat diese Popularität noch gesteigert.
Zu den schon vorhandenen Zodiac-Filmen, deren berühmtester bislang wohl
Don Siegels Dirty Harry von 1971 ist (obwohl einiges dafür
spricht, dass Siegels Vorlage der Fall Heirens aus den 40er Jahren
war), gesellen sich nun in kurzen Abständen ein Film von Uli Lommel,
einer von David Fincher (letzerer noch in der Post-Produktion) und The
Zodiac von Alexander Bulkey. Letzerer widmet sich nicht etwa den seit
Beginn der Mordserie anhaltenden Spekulationen über die Identität
des Täters, sondern versucht die Fallgeschichte filmisch zu rekonstruieren.
Aufhänger seiner Erzählung ist dabei die Polizeiarbeit des noch
jungen Sergeant Parish (Justin Chambers), dem der Fall von seinem Vorgesetzten
zugeschustert wird. Parish ist nun Tag und Nacht damit beschäftigt,
den Killer zu jagen, neue Morde zu verhindern und die Presse daran zu hindern
aus den spärlichen Informationen eine Massenhysterie zu basteln. Parishs
Frau Laura (Robin Tunney) und sein kleiner Sohn Johnny (Rory Culkin), welcher
großes Interesse an der Arbeit des Vaters zeigt, werden dabei immer
mehr von ihm vernachlässigt. Zu den beruflichen Schwierigkeiten
Parish beginnt aus Verzweiflung jeden Anfangsverdacht mit einem
Polizeigroßeinsatz zu verfolgen kommen schon bald private, die
den Ermittler vollständig aufreiben.
Stark beeindruckend ist, mit welcher Detailtreue der Film versucht, ein
Spätsechziger-Ambiente zu rekonstruieren. Von den Autos über das
Wohnungsinterieur bis hin zu Zigaretten-Marken stammt alles aus der Zeit.
Dass der Film seine zeitgeschichtlich akribische Ausstattung nur als Hintergrund
verwendet und bis auf ein paar zentral einmontierte Fernsehbilder
jener Zeit kaum auf sichtbare Authentisierungsgesten Wert legt, muss
man ihm hoch anrechnen. Es ist wohl mittlerweile Standard im
Serienmörderfilm, dass bestimmte authentisierende Verfahren benutzt
werden. Umso mehr kann sich The Zodiac auf die Erzählung
und Charakterisierung konzentrieren. Abgesehen von der fiktiven Geschichte
des Polizei-Sergeant fügt der Film zu den kriminalhistorischen Fakten
nur recht wenig hinzu. Die Frage, wer der Zodiac-Killer wirklich
ist, beschäftigt ihn jenseits der Ermittlungshandlungen der Polizei
überhaupt nicht. Insofern liefert The Zodiac darin
ist er Filmen wie Spike Lees Summer of Sam ähnlich
mehr ein Stimmungsbild jener Zeit und die damals vorherrschende abstrakte
Atmospähre der Angst wird durch die Familiengeschichte, in der das
Gefühl der Bedrohung auf Frau und Sohn des Ermittlers übergreifen,
für den Zuschauer konkret fassbar.
The Zodiac ist ein sehr unaufgeregter, intelligent inszenierter
Film, der am Ende sogar ein wenig mit seinen kriminal- und zeithistorischen
Fakten kokettiert. Der Zodiac-Killer beendete seinen bislang
letzten Brief vom 24. April 1978 mit den Worten, die auch der Film vor dem
Abspann noch einmal zitiert: I am waiting for a good movie about me.
Who will play me. Dass The Zodiac sich nicht auf einen
Dialog mit dem Killer einläst, indem er seinen Zuschauern eine Theorie
über dessen Identität präsentiert oder den Täter gar
zu einem bewundernswert-intelligenten Meisterverbrecher stilisiert, macht
ihn gerade zu einem good movie.
The Zodiac (USA 2004)
Regie: Alexander Bulkley, Buch: Kelley Bulkeley & Alexander
Bulkley
Darsteller: Justin Chambers, Rory Culkin, Philip Baker Hall, Robin
Tunney
Länge: 92 Minuten
Verleih: SquareOne
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