Die amerikanischen Künstler Paul McCarthy und Robert
Adams sind zurzeit in Einzelausstellungen im Haus der Kunst in München
zu sehen.
Auf dem Dach sprießen, riesig aufgeblasen und künstlich, knallrote
Blumen und bilden ein poppiges Entree über dem eisgrauen Kunstbau. Drinnen,
im Erdgeschoss, herrscht improvisiertes Chaos. Der Aktionskünstler Paul
McCarthy zeigt zum ersten Mal seine monumentalen Filmsets des Western- und
Piratenprojekts. Ein hölzernes Fort mit Wachtürmen und Planwagen
ist in der Mittelhalle aufgebaut. Das Set ist verwaist. Kostüme hängen
am Kleiderständer. Leere Bierflaschen stehen herum. Der Auftritt ist
vorbei, zieht als Surrogat über Bildschirme im Raum.
Ein süßlicher Geruch breitet sich aus. Er stammt vom rostroten
Rumpf des mächtigen Piratenschiffs nebenan. Seit den 70er Jahren arbeitet
der 1945 im Mormonenstaat Utah geborene McCarthy mit dem, was der Körper
hergibt, zieht Blut, Urin und Scheiße oder deren Imitationen, Ketchup,
Senf und Majonäse, aus Gedärmen. Seine Konzepte aus den 80er Jahren,
Entpuppungen aus zerbrechlichen Skulpturen, wirken wie Vorläufer zu
der Rekonstruktion und anschließenden Zerstörung amerikanischer
Mythen auf den gegenwärtigen Filmsets. Hier kreuzen keine strahlenden
Helden saubere Klingen. In einer Parodie des Genres wird gemetzelt,
Körperteile abgehackt. Männer in Piratenkostümen suhlen sich
schreiend in Kunst-Blut.
In den oberen Räumen im Haus der Kunst herrscht Stille. Entrückt
von dem Bilder stürmenden McCarthy wirken die kleinformatigen
Schwarzweißfotografien von Robert Adams wie Preziosen. Der 1937 in
Colorado geborene Landschaftsfotograf dokumentiert die ökologischen
Folgen der Naturzerstörung im Westen Amerikas. Auf den Aufnahmen der
Serie Rückkehr legen sich nach dem Kahlschlag durch Menschenhand
die Baumäste abgeschlagenen Körpergliedern gleich über die
gerodete Waldfläche. Sowohl der Narr am Hofe Hollywoods als auch der
Mahner in der Wildnis vernehmen die Dissonanz im amerikanischen Traum. So
konträr ihr künstlerischer Ausdruck sein mag, trommeln sie dieselbe
Botschaft eigentlich nur auf anderer Tonfrequenz.
Paul McCarthy: LaLa Land. Parodie Paradies, bis 28.8.,
Robert Adams: Turning Back, bis 25.9., Haus der Kunst,
Prinzregentenstr. 1. MoSo 1020, Do bis 22 Uhr. Kombi-Ticket 10
Euro.
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