Männer wie wir (IV): Robert Redford
Der Veteran des amerikanischen Kinos, der Schauspieler, Regisseur
und Produzent Robert Redford, ist am 18. August 69 Jahre alt geworden. Zuletzt
war er bei uns im November letzten Jahres in dem Drama Ein
ungezähmtes Leben von Lasse Hallström zu sehen, das jetzt
auf DVD erscheint.
Einar (Redford) und Mitch (Morgan Freeman), der durch den Angriff eines
Bären schwer verletzt wurde, leben auf einer Ranch. Als eines Tages
unerwartet Einars Schwiegertochter Jean (Jennifer Lopez) mit ihrer Tochter
auftaucht, erfährt der wortkarge Rancher, dass er eine zehnjährige
Enkelin hat. Die Annäherung der drei, von Mitch liebvoll verfolgt, geht
zäh vonstatten. Denn Einar macht seine Schwiegertochter für den
Tod seines einzigen Sohnes verantwortlich.
Trotz aller Tragik hat der in Kanada gedrehte Film heitere Momente. Ihr
seid beide schwul, oder?, fragt zum Beispiel die Enkelin naseweis beim
Essen. In einer anderen Szene streikt der Motor von Einars Pick-up, und er
muss auf dem Rad in die Stadt strampeln. Am Gepäckträger flattert,
an einer langen Stange befestigt, ein rotes Fähnchen im Wind.
Vor fast vierzig Jahren erzählte schon einmal ein Film, in dem Redford
einer der Hauptdarsteller war, von einem Männerbund und ein Fahrrad
spielte ebenfalls eine tragende Rolle, nur saß hier Paul Newman im
Sattel: Butch Cassidy and The Sundance Kid stilisierte Redford
1969 erst zum Revolverhelden und Gentleman-Gauner, dann zum
männlichen Sexsymbol, wie Quirk und Schoell in ihrer neuen Biografie
über den Blondschopf feststellen.
Mit diesem Image soll der in L. A. geborene Schauspieler immer gerungen haben.
Andererseits bediente er sich des schmeichelhaften Bildes, trotz
fortgeschrittenen Alters und ausgeprägter Falten, ab Ende der 80er mit
deutlich jüngeren Kolleginnen wie in Ein unmoralisches Angebot
(1993, mit Demi Moore) oder Aus nächster Nähe (1996,
mit Michelle Pfeiffer).
Richtig erwachsen durfte eine Frau an seiner Seite erst in dem Thriller
Anatomie einer Entführung (2004) sein: Die Schauspielerin
Helen Mirren, immerhin noch acht Jahre jünger als ihr Seniorpartner,
verlieh Redford einen passenden Rahmen, in dem er nicht wie ein alternder
Playboy mit Bunny aussah.
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler verfolgt Redford seit den 80ern
Liebhaberprojekte: Für sein Debüt Ordinary
People erhielt er 1981 den Oscar für die Beste Regie. Fünf
weitere Filme folgten, Quiz Show (1994) und Der
Pferdeflüsterer (1998) sind darunter die bekanntesten. Mit dem
Sundance Institute und einem jährlich stattfindenden Filmfestival
unterstützt Robert Redford darüber hinaus unabhängiges
Filmschaffen.
Sein rebellisches Potential als Regisseur hält sich jedoch in Grenzen.
Als ein linkes Gegenstück zu Walt Disney begreift ihn Daniel
Kothenschulte. In einer behutsamen Demontage des american dream
verbinde Redford pädagogischen Anspruch mit Unterhaltung.
Dieser Ansatz lässt sich auch in Ein ungezähmtes Leben
erkennen, wo Redford seine Filmfigur mit stoischer
Sensibilität ausstattet, wie er in einem Interview auf der DVD
erläutert. Einar personifiziere einen fast ausgestorbenen
Menschenschlag im Westen Amerikas. Ihm haftet, wie seinem Darsteller,
ein Anachronismus an. Der Charakter lässt sich wohl nur als
rustikaler Langeweiler ablehnen oder aus vollem Herzen lieben,
weil er selbstironisch und wunderbar schrullig angelegt ist.
Eine amerikanische Ikone
Die DVD Ein ungezähmtes Leben ist ab jetzt im Handel. Die
im Juni in den USA erschienene Biografie The Sundance Kid. Un anauthorized
Biography of Robert Redford von Lawrence J. Quirk und William Schoell
kann man bei amazon.de bestellen (22,50 Euro). Die weitaus interessantere
Annäherung des Journalisten Daniel Kothenschulte an Redfords Regiearbeiten
ist in der 2. Auflage 2001 erschienen: Nachbesserungen am amerikanischen
Traum, Schüren-Verlag (14,80 Euro) |