24.9.04

Kinowelt startet Arthaus Verlag mit "Sehbüchern"

Mit "Sehbüchern" will der Leipziger Publisher Kinowelt die Möglichkeiten von Buch und DVD synthetisieren. "Das erste Programm des ARTHAUS Verlages präsentiert einige der Kombinationsmöglichkeiten der neuen SehBuch-Reihe: Romanvorlage mit dem Film-Klassiker, junger deutscher Film mit Geschichte in Romanform, Biografien mit ihrer filmischen Umsetzung. Vier der SehBücher erklären in Wort und Fotos Filme, die zu den besten aller Zeiten gehören: Citizen Kane; 12 Uhr Mittags; Rom, offene Stadt; Sein oder Nichtsein.", lautete es heute in der Pressemitteilung. Veröffentlichungen aus Musik und Oper sind ebenfalls angekündigt.

Die Kombinationen aus Buch und DVD unterliegen der Buchpreisbindung und orientieren sich vor allem am Buchhandel. Weitere Informationen hier (mit Katalog, etc.).

Kurosawas "Ran" auf DVD



Ende November veröffentlicht Universal Akira Kurosawas Meisterwerk Ran als Special Edition mit zwei DVDs.

Bei Amazon vorbestellen:


Weiterführende Links: imdb | mrqe | Schwerpunkt Japan auf Jump Cut

23.9.04

Intel mahnt dvd-inside.de ab

Mit der "Intel Inside"-Kampagne gelang dem Chip- und Prozessorenhersteller Intel eine der erfolgreichsten Werbefeldzüge der 1990er Jahre. Ob nun angesichts billigerer und meist leistungsähnlicher Konkurrenzprodukte sinkende Umsatzzahlen und Marktanteilverluste als Ursache dafür angesehen werden dürfen, dass Intel, wie heise heute meldet, gegen die DVD-Infosite DVD Inside und deren Kino-Anhängsel Movie Inside juristisch vorgeht, darüber kann man wohl nur spekulieren. Darüber, ob nun ein einzelnes Wort bereits ausreicht, Verwirrungen beim Kunden auszulösen oder gar Markt-Claims abzuluchsen, vermutlich ebenso. Diese mühevolle Aufgabe fällt nun den Staatsanwälten und Gerichten anheim.

DVD Inside ist eine der ersten Anlaufstellen für DVD-News im deutschsprachigen Web und hat in den letzten Jahren eine der größten Film-Onlinecommunities mit hohem Informationsgewinn entwickelt. Zahlreiche DVD-Anbieter hosten dort ihr Kundenforum oder sind zumindest als registrierte User in den Foren öffentlich ansprechbar.

Das Jump-Cut-Team wünscht den Insidern viel Erfolg bei den Auseinandersetzungen und wird in Zukunft beim Prozessorenkauf noch ein wenig genauer hinschauen.

Yakuza Papers Box im Oktober



Der us-amerikanische Programmanbieter Home Vision Entertainment kündigt für Mitte Oktober eine komplette "Yakuza Papers"-Box von Genremeister Kenji Fukasaku (Jump Cut) an, die die Filme Battles Without Honor and Humanity, Deadly Fight in Hiroshima, Proxy War, Police Tactics und Final Episode enthalten wird. Die Box wird zudem großzügig mit Extras ausgestattet sein, so ist beispielsweise ein Feature Friedkin on Fukasaku angekündigt.

21.9.04

Wong Kar-Wai auf DVD

Kaum eine Filmografie wurde bislang weltweit so stiefmütterlich behandelt wie die von Wong Kar-Wai (Jump Cut). Große Lücken, katastrophale DVDs - ein wahres Trauerspiel. Die Hoffnung richtet sich nun auf zwei Boxen, die in den nächsten Wochen in den USA und Frankreich erscheinen:



Kino Video veröffentlicht am 19. Oktober eine Box mit den Filmen As Tears Go By, Days of Being Wild, Fallen Angels, Chungking Express und Happy Together. Da für alle Filme neue, anamorphe Transfers angefertigt wurden, darf man auf eine entsprechende Qualität hoffen. Unerlässliche Voraussetzung für das Abspielen der DVDs ist ein regionalcodefreier DVD-Player.



Die in Frankreich Anfang November erscheinende Box enthält anstelle von As Tears Go By den Film Ashes of Time, der bislang weltweit in keiner vernünftigen Fassung erhältlich war. Auch hier wurden neue Transfers erstellt. Wer noch keinen codefree-Player hat (bei Amazon gibt's derzeit ein äußerst günstiges Gerät, das sich mit einer Tastenkombination freischalten lässt), kann hier auf die Regionalcode 2 DVDs zurückgreifen, allerdings wird die franzöische Box auch nur französische Untertitel haben.



"Haus der 1000 Leichen" : Unterschiedliche Schnittfassungen

Sunfilm Entertainment kündigt die DVD-Edition von Rob Zombies begnadeter Horrorrevue Haus der 1000 Leichen (filmz.de) in zwei unterschiedlichen Schnittfassungen an. Die Version, die zunächst in den Verleih kommt, wird den Film in der ungeschnittenen Kinoversion beinhalten und mit einem Wendecover ausgestattet sein. Zusätzlich wird im Handel eine "leicht entschärfte" Version im Digipack mit "Dr. Satan"-Brettspiel im Innenteil erscheinen.

Für Irritierung sorgt dabei der Umstand, dass dem Film, der im Kino ungeschnitten mit dem Siegel "keine Jugendfreigabe" (neue Bezeichnung für FSK18) ausgewertet werden konnte, das gleiche Siegel für eine ungeschnittene DVD verwehrt wurde.



Nice Price bei absolutMedien

absolutMedien, der Filmverlag der Spezialisten, zeigt in seiner jüngsten Pressemitteilung eine Nice-Price-Aktion im Herbst an. Zahlreiche Filme aus dem bisheriger VHS-Programm werden, neben einigen reduzierten DVD-Titeln, kostengünstig als DVD angeboten. Hier die entsprechende Sektion im Online-Shop.

Neue Pasolini DVDs

Das filmische Werk Pasolinis ist hierzulande bislang kaum auf DVD erschlossen. Ufa wagt nun einen zaghaften Schritt und veröffentlicht Ende Oktober die drei Filme Dekameron, Geschichten aus 1001 Nacht und The Canterbury Tales (die Links führen je zu den Vorbestellmöglichkeiten bei Amazon, mit Ihrem Kauf unterstützen Sie Jump Cut).

Auch schon seit längerem von Legend Films angekündigt ist die DVD zu Die 120 Tage von Sodom. Hier, aus naheliegenden (Jugendschutz-)Gründen, kein Link zu Amazon möglich.


20.9.04

Deutsche Truffaut-Kollektion ab Ende Oktober



Mit Verlaub, das wurde auch Zeit! Concorde kündigt für Ende Oktober im Rahmen der "Spiegel Edition" eine Truffaut-Box an. Enthalten sind die Filme Die Frau nebenan, Die letzte Metro, Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent, Die süße Haut und Jules und Jim. Mit 42 Euro (Amazon) ist die Box zudem moderat ausgepreist.

DVD auf Amazon kaufen:


Weiterführende Links: imdb | Truffaut auf Jump Cut

19.9.04

Shaw-Batch 23. September

Folgende Filme erscheinen am 23. September im Rahmen der Shaw Brothers Reissues in Hongkong als RC3:

  • Angel with the Iron Fist (Lo Wei, 1966)
  • Crazy Shaolin Disciples (Yau Ka-Hung, 1984)
  • Deadly Duo (Chang Cheh, 1971)
  • The Lotus Lamp (Yueh Feng, 1973)
  • The Spirit of the Sword (Chor Yuen, 1982) Jump Cut: Werkbetrachtung Chor Yuen

    Die Links führen zu den schönen klassischen Covers der Filme. Als Bezugsquelle wird cd-wow (Zahlung per Bankeinzug möglich) und dddhouse.com (nur Kreditkarte, auf den Zollfreibetrag von 22 Euro inklusive Versand achten!) empfohlen.

    Hier der aktuelle Releaseplan von Celestial auf asiandvdguide.com. Leider sind einige Filme der groß angelegten Reissue-Reihe noch immer als "vcd only" angekündigt. Vor kurzem hatte Celestial bekanntgegeben, einige Filme der auf ca. 760 Titel angelegten Reihe nur als VideoCD in entsprechend verminderter Qualität auf den Markt zu bringen. Unter enquiry@celestialpictures.com kann man seinem Unmut über diese Entscheidung Ausdruck verleihen (in der Tat werden die meisten Mails individuell und beherzt beantwortet, so zumindest meine Erfahrung).



  • Thriller - How to get arrested

    Ein Film, der sich selbst Thriller - En grym film (international: They call her One-Eye) nennt, macht keine Gefangenen. Der schwedische Rape/Revenge-Film aus dem Jahr 1974 war bislang nur eingeweihten Pulp- und Genrefans ein Begriff - darunter Quentin Tarantino, der dem Film Einfluss für Kill Bill zuspricht und wohl vor allem Darly Hannahs Figur Elle Driver zumindest rein äußerlich - Stichwort Augenklappe - nach Vorgaben aus Thriller skizzierte. Über den wirklichen Grad der Beeinflussung konnte man indes nur spekulieren: Bislang war der Film auf offiziellem Wege allenfalls als räudige VHS-Kopie aus den 80ern abzugreifen. Gerade deshalb hecheln Filmfreunde aus aller Welt seit Monaten der Veröffentlichung des Films durch den us-amerikanischen Publisher Synapse entgegen.

    Für Aufsehen in der Webwelt sorgte nun dieser Thread in einem Diskussionsforum. Dort behauptet ein Kanadier, den Film in den USA vor kurzem erstanden zu haben, beim Grenzübergang aber von den Beamten festgehalten worden zu sein, Verdacht: Kinderpornografie. Die Gestaltung des DVD-Covers war den Exekutivkräften offenbar zu heikel. Anklage wurde letzten Endes mangels Grund nicht erhoben; bleibt allein das Ärgernis eines mehrstündigen Haftaufenthalts und eine Konfiszierung des Films zum Zwecke weiterer Prüfungen. Dies vielleicht auch als kleiner Appell zur Vorsicht hiesiger Filmfreunde: So mancher Zollbeamte mag bei der Durchsicht der Importlieferungen vielleicht auch zum übereifrigen Verdacht neigen ...


    17.9.04

    DVD: Salaryman Kintaro (Takashi Miike, Japan 1999)

    Salaryman Kintaro (Sarariiman Kintarô, Japan 1999)
    Regie: Takashi Miike (Portrait | Miike auf Jump Cut)
    Darsteller: Kanako Enomoto, Michiko Hada, Naoki Hosaka, u.a.
    Anbieter: Asian Film Network


    In seiner Adaption der gleichnamigen Vorlage nimmt sich Miike des in Japan besonders populären „Angestellte als Superhelden“-Manga-Typus an. Natürlich handelt es sich nicht um Superhelden im klassisch-westlichen Sinne, eher geht es um den average joe, der über sich selbst hinauswächst und Wunder(bares) vollbringt. Die Superheldenkonnotation des Filmtitels wird schon zu Beginn ironisiert: Nachdem Kintaro, alleinerziehender Vater, das Schulfest seines kleines Sprösslings inklusive Sporteinlage hinter sich gebracht hat, spurtet er, sich die Sportklamotten vom Leib reißend, zu seinem Arbeitsplatz, wo er als white-collar-worker eintrifft – die Referenz ist offensichtlich. Erzählt wird im folgenden die Geschichte eines Korruptionsskandals, den Kintaro aufdeckt und mit eigenen Mitteln richtet. Die Baufirma, für die er arbeitet, wird, nach einem Eklat während eines Banketts, systematisch vom Markt für staatliche Bauaufträge verdrängt. Kintaro, eher mit hitzigem Temperament beschlagen, geht dem nach und agiert gegen die Vorgänge hinter den Kulissen. Die mafiösen Zustände spitzen sich zu, als Kintaros Kind Ziel eines hinterlistigen Mordanschlags wird. Kintaro versammelt die Motorradgang, deren Anführer er in Jugendtagen einst war, erneut hinter sich und stürmt die Barrikaden ...

    Das transgressive Kino, für das Miike gemeinhin bekannt ist, darf man hier nicht erwarten. Ausbrüche ins Groteske oder Hyperbolische bleiben aus, auch die Narration wird im Laufe nicht porös oder gar vollständig zergliedert. Mit Ausnahme eines besonders gewitzten Umgangs mit dem Filmmaterial selbst gegen Ende, ist der Film auch formal wenig waghalsig. Damit könnte man sich noch gut arrangieren, doch gelingt es dem Film vor allem auch aufgrund seines behäbigen Erzähltempos kaum, andere Qualitäten zu entwickeln. Ähnlich wie im Fall von Ryuhei Kitamuras Heat After Dark, den das Asian Filnetwork zuvor veröffentlichte, ist diese DVD deshalb vor allem als retrospektive Möglichkeit zur Lückenschließung interessant.

    Die DVD weiß zu überzeugen. Wieder hat man der Edition einen schicken Schuber auf den Leib geschneidert und hat zudem ein umfangreiches Booklet mit Hintergrundinformationen erstellt. Ärgerlicherweise strotzt der Text jedoch vor Rechtschreib-, Satzzeichen-, Grammatik- und Ausdruckfehler und ist auch vom Aufbau her recht sprunghaft und redundant geraten. Die eigentlich zur Erläuterung des kulturgeschichtlichen Hintergrunds gedachte Lektüre wird dadurch unnötig erschwert. Die Bildqualität der DVD macht hingegen einen tadellosen Eindruck; Artefakte, Rauschen und dergleichen konnten nicht festgestellt werden, Schärfe und Kontrast bewegen sich im zufriedenstellenden Bereich. Die Synchronisation kann natürlich nicht mit denen großer Produktionen mithalten, doch gehen die Sprecher nicht ganz so lustlos wie die anderer asiatischer Filme zu Werke. Bei der Athmo hat man hingegen etwas getrickst: Hier hat man zusätzliche Hintergrundgeräusche in den Film eingepflegt, was bisweilen einen etwas hermetisch-konstruierten Eindruck ergibt. Die deutschen Untertitel, die auf der DVD von Heat After Dark zum Teil noch im Eiltempo durchs Bild flitzten, verweilen nun etwas länger.

    DVD bei Amazan kaufen:
    Weiterführende Links: imdb

    Technische Details:
  • Laufzeit: ca. 110 Minuten
  • Bild: Letterbox
  • Ton: Deutsch (DD 5.1), Japanisch (DD 2.0)
  • Untertitel: Deutsch
  • Zusatzmaterial: Trailershow, Booklet, Pappschuber

  • 4.9.04

    DVD: Beijing Bicycle (Wang Xiaoshuai, Taiwan/China 2001)

    Beijing Bicycle(Shiqi sui de dan che, Taiwan/China 2001)
    Regie: Wang Xiaoshuai
    Anbieter: Sunfilm Entertainment
    Darsteller: Lin Cui, Bin Li, Xun Zhou, Yuanyuan Gao,
    Shuang Li, Yiwei Zhao, u.a.
    Schwerpunkt Asien auf Jump Cut

    Nach In This World (unsere DVD-Besprechung) veröffentlicht Sunfilm Entertainment einen weiteren Bärengewinner der Berlinale auf DVD. Wang Xiaoshuais Auslegung der neorealistischen Vorlage Fahrraddiebe wurde von der Jury im Jahr 2001 mit dem Silbernen Bären bedacht.

    Erzählt wird eine Geschichte um Besitz und an diesen gekoppelte Ökonomie: Der 16jährige Guei (Cui Lin) kommt vom Land nach Peking, um Geld zu verdienen. Nach einem quasi-militärischen Einstellungsgespräch kommt er bei einem Kurierdienst unter, der ihm ein Fahrrad stellt, das er jedoch in Raten abzahlen muss. Kurz bevor es endgültig sein Eigentum ist, wird es ihm gestohlen - den Job ist er in Folge auch los. Verzweifelt stürzt er sich in die Stadt, um das glücklicherweise mit charakteristischen Kratzern markierte Rad zu suchen. Nach einer Weile findet er es bei dem jungen Jian (Li Bin), der den Drahtesel auf einem Flohmarkt gekauft hat und damit einem jungen Mädchen imponiert. Ein Interessenskonflikt bricht sich Bahn, in dem verschiedene Konzeptionen und Vorstellungen von Besitz definiert und durchgespielt werden: Beide gehen davon aus, rechtmäßige Besitzer des Fahrrads zu sein.

    Beijing Bicycle erzählt sich, wie für chinesische Filme oft charakterisch, reduziert und mit Bedacht, entwickelt dabei aber an keiner Stelle Langeweile oder gar Behäbigkeit. Unterlegt mit gedämpfter Jazzmusik und mit eindrucksvollen Stadtaufnahmen jenseits von tourismuswirksamer Ikonografie gelingt es ihm, einen Einblick in das zeitgenössische, pro forma noch immer kommunistisch genannte China und seine Stadtbevölkerung zu gewähren. In seinen besten Momenten - etwa wenn sich der Jians Vater in den Dialog um die Besitzrechte an dem begehrten Gut einschaltet oder aber wenn Jians Freunde auf dem Dach eines Parkhauses versuchen, den wortkargen Guei zur Übergabe zu überreden - ist der Film spannend wie ein Thriller.

    Die DVD von Sunfilm Entertainment genügt gängigen Qualitätsansprüchen vollkommen. Zwar ist die Synchronisation des Films, wie bei kleineren asiatischen Filmen oft üblich, zum Teil etwas lustlos ausgefallen, doch geben Bild- und Tonqualität ansonsten kaum Grund zur Klage, auch wenn das Bild hie und da etwas mehr Detailschärfe gut vertragen hätte. Das Zusatzmaterial fällt etwas schmal aus: Auf mehreren Texttafeln werden Überlegungen und Intentionen des Regisseurs wiedergegeben und eine Bio/Filmografie nachgezeichnet. Des weiteren gibt es den Originaltrailer zum Film.

    DVD auf Amazon kaufen:


    Weiterführende Links: imdb | mrqe | Linksammlung (filmz.de) | Feuilletonschau (angelaufen.de)

    Technische Details:
  • Laufzeit: ca. 108 Minuten
  • Ton: Deutsch (DD 2.0), Chinesisch (DD 2.0)
  • Untertitel: Deutsch
  • Bildformat: 1,85:1 anamorph
  • Zusatzmaterial: Notizen des Regisseurs, Bio/Filmografie (je Texttafeln), Trailer


  • 3.9.04

    DVD: Ekel (Roman Polanski, GB 1965)

    Ekel (Repulsion, Großbritannien 1965)
    Regie: Roman Polanski (Jump Cut)
    Anbieter: MC One
    Darsteller: Catherine Deneuve (Jump Cut), Ian Hendry, John Fraser, u.a.

    Die mit ihrer Schwester in London lebende Belgierin Carol Ledoux (Catherine Deneuve) führt von Außen her betrachtet ein eher unscheinbares Leben als Angestellte in einem Schönheitssalon, wo sie auf Geheiß alter, reicher Damen deren Verfall hinauszögern soll. Doch im Innern des jungen Mädchens brodelt es: Geradezu zwanghaft scheut sie vor Kreatürlichem und Männlichem zurück, sucht dabei aber auch immer wieder den Ekel. Als ihre dominant auftretenden Schwester gegen Carols Bitten mit ihrem Geliebten für einige Tage nach Italien fährt, treten paranoide Risse in Carols Wahrnehmungsgefüge: In ihre Wohnung verbarrikadiert, fällt sie zusehends dem Wahnsinn anheim und wird schließlich zur Mörderin ...

    Kurz nach ihrem Erfolgsfilm Die Regenschirme von Cherbourg, einem hinreißend melancholischen, bonbonfarbenen Musical, gedreht, stellt Polanskis Repulsion vielleicht sogar den entscheidendsten Film in Deneuves Karriere dar, mit dem es ihr, unter geschicktem Einsatz ihres Images als blonde, freundliche Grazie von nebenan, gelang, sich geschickt von eben diesem zu entfernen und u unterstreichen, dass sie zu weit mehr in der Lage ist als nur gut auszusehen. Analog zu Carols Verfall inszeniert Deneuve in diesem Film – ihre erste englischsprachige Produktion - die Dekonstruktion ihres eigenen Images und spielte sich damit endgültig in die Liga der grandes dames der Schauspielkunst.

    Doch zu mindestens gleichen Teilen ist Repulsion auch ein Polanskifilm. Unter Rückgriff auf Stilmittel des deutschen Filmexpressionismus und des Film Noir inszenierte der junge Polanski in seinem zweiten Spielfilm einen bemerkenswert effizienten Psychothriller mit Horroranleihen. Von der ersten Sekunde – eine Großaufnahme von Deneuves rechtem Auge – bis zur letzten Einstellung geht Polanski hochkonzentriert und stets mit Bedacht zu Werke und erzählt den in kontrastreichem Schwarzweiß inszenierten Film geradewegs doppelt auf Handlungsebene der Personenorganisation und auf formeller Ebene. Jede Einstellung, jede Bildkomposition, jeder Schnitt sitzt noch bis ins Detail und ist stets mit Sinn für das Ganze so gewählt. Es ergibt sich ein ästhetisch schlicht atemberaubender Film, der zu keiner Sekunde in die Gefilde des Manierismus abdriftet und die filmischen Mittel der damaligen Zeit konsequent, aber ohne Überwältigungsversuche ausnutzt.

    MC One veröffentlicht auch diese DVD im Rahmen der hauseigenen „Classic Edition“ (siehe auch unsere Besprechung von Polanskis Debütfilm Messer im Wasser), die in den kommenden Monaten zu einer schönen Klassikermediathek ausgeweitet wird. Leider entspricht auch diese DVD nicht ganz gängigen Qualitätsstandards und bewegt sich eher im üblichen Durchschnitt: Der Transfer bedingt auch hier ein leichtes Bildhintergrundrauschen, was zum Teil einen etwas flächigen Effekt für das Bild ergibt. Das Ausgangsmaterial war zudem nicht das Beste und ist gelegentlich von deutlichen Altersspuren gezeichnet, die sich allerdings in einem Rahmen bewegen, die einem Film dieses Alters noch gut als Patina anstehen. Das Zusatzmaterial ist schmal: Trailer, Fotogalerie und Texttafelbiografien können heutzutage getrost als obligatorisch abgehakt werden. Die fehlenden deutschen Untertitel sind vor der geringen Relevanz, die den Dialogen zukommt (über weite Strecken ist er gar völlig dialoglos), gut verzeihlich, zumal man den Gesprächen auch mit nur geringen Englischkenntnissen gut folgen kann. Es lässt sich festhalten, dass die Classic Edition von MC One ein kostengünstiges Mittel zur Schließung filmhistorischer Lücken darstellt, die Ansprüche von Hi-End-Cinephilen indes nicht erfüllt.

    Etwas schade ist, dass der Film in seiner früheren Freigabe ab 18 aufgelegt wurde und offenbar nicht nochmals der FSK zur Prüfung vorgelegt wurde. An heutigen Maßstäben gemessen spricht sicher nichts mehr gegen eine Abstufung in den 16er-Bereich. Da eine 18er-Freigabe den in Zeiten von Internet zunehmend wichtiger werdenden Versandhandel beschränkt und eine erneute Prüfung mit großem finanziellen Aufwand für den Anbieter verbunden ist, wirft sich die Frage auf, ob eine automatische Neuprüfung einst als FSK 18 klassifizierter Filme nach einer gewissen Zeit dem historischen Wandel von Medienmoral nicht angemessen wäre.

    Weiterführende Links: imdb | mrqe

    Technische Details:
  • Laufzeit: ca. 100 Minuten
  • Ton: Deutsch, Englisch (je DD. 2.0 mono)
  • Untertitel: keine
  • Bildformat: 1,85:1 anamorph
  • Zusatzmaterial: Trailer, Fotogalerie, Biografien (Texttafeln)



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