Kritik: Roland Emmerich: The Day After Tomorrow  (USA 2003)

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Roland Emmerich: The Day After Tomorrow  (USA 2003)

The Day After Tomorrow

(USA 2004)

Regie & Buch: Roland Emmerich
Kamera: Anna Foerster & Ueli Steiger, Musik: Harald Kloser, Schnitt: David Brenner
Darsteller: Dennis Quaid, Jake Gyllenhaal, Emmy Rossum, Dash Mihok, Jay O. Sanders, Sela Ward u. a.
Länge: 124 Minuten
Verleih: 20th Century Fox

 

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Roland Emmerich: The Day After Tomorrow  (USA 2003)
Kritik v
on Stefan Höltgen

[Image] 

Viel hilft viel ...

Klimaforscher Jack Hall (Dennis Quaid), der auf Grund seiner Arbeit zu wenig Zeit mit Frau (Sela Ward) und Sohn (Jake Gylenhaal) verbringt, sieht es bereits kommen: Die Klimakatastrophe, von der seit Jahrzehnten geunkt wird, steht vor der Tür und lässt sich nicht mehr abwenden. Erste Anzeichen sind schon zu erkennen: Fußballgroße Hagelkörner über Tokio, ein Dutzend gleichzeitig wütender Tornados in Los Angeles, Dauerregen in New York und dann ein Blitzeis von Minus 100 Grad Celsius über Schottland, dass sogar Benzin gefrieren lässt. Doch außer Hall und seinem britischen Kollegen Tery Rapson (Ian Holm) will niemand an die nahende Katastrophe glauben.

Zwanzig Jahre nach seinem Regiedebüt Das Arche Noah Prinzip (D 1984) greift der schwäbisch-amerikanische Regisseur Roland Emmerich das Klimakatastrophen-Thema erneut auf. Gleich an beiden Stoffen ist der warnende Gestus und die menschliche Schuld am eigenen Untergang. Unterschiedlich ist jedoch die Ausführung. Denn Mitte der Achtziger Jahre standen dem Regisseur keine 100 Millionen Dollar Produktionsbudget zur Verfügung, sondern nur 1 Millionen D-Mark zur Verfügung. Das hatte Konsequenzen für die Story, die ausgefeilter sein musste und die Effekte, die schlechter sein durften. Bei The Day After Tomorrow ist es genau anders herum.

Emmerich hat seit seiner Emigration in die USA aber auch seine Handschrift geändert. Nach seinen Erfolgen mit dem Arche Noah Prinzip und ein paar Anschmeichelungen an us-amerikanische Produktionen (Joey von 1985 und Moon 44 von 1990) emigrierter er Anfang der 90er Jahre und wurde zum rundum amerikanischen Regisseur, was vor allem der Patriotismus seiner Filme verrät: Star Gate (1994), Independence Day (1996) und Der Patriot (2000) strotzen nur so von nationalem Pathos. Das hat Emmerich nicht nur hierzulande schnell das Attribut "nervig" verschafft. Doch sein Stil wurde nicht nur durch die politischen Subtexte beeinflusst, sondern vor allem auch durch die größeren Budgets. Emmerich verlagerte sein Schaffen vom Erzählen aufs Zeigen; seine Storys wurden immer obsoleter, dafür wurden seine Optiken immer opulenter.

Das zeigt sich nun auch in The Day after Tomorrow. Sicher, das Erfolgsprinzip "Katastrophenfilm" beherrscht Emmerich. Er schafft es, im Desaster des ganz Großen das wieder gefundene Glück des ganz Kleinen zu platzieren und liefert seinen Zuschauern so eine Story, die zwar nicht Originalität, aber doch Kohärenz zwischen all den Untergangsbildern vermittelt. Die Geschichte vom Wissenschaftler-Vater, der sich durch Eis und Schnee auf die Suche nach seinem Sohn macht und dessen adoleszentes Erwachen, bei dem er sich zum ersten Mal als verantwortungsbewusst zeigt und prompt mit einer Teenqueen belohnt wird - das sind auch nur Story-Module aus dem Hollywood-Baukasten.

In der Inszenierung des Untergangs, darin, zu zeigen, wie die Klimakatastrophe über die Nordhalbkugel rollt, hat der Film seine unleugbare Stärke. Das ist es, was der Kinogänger sehen will und Emmerich hat sowohl das Geld als auch die notwendige Naivität (im positivsten Wortsinne), ihm das auch genauso zu präsentieren ... und dieses Mal sogar fast ohne nationales Pathos.

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