Viel hilft viel ...
Klimaforscher Jack Hall (Dennis Quaid), der auf Grund seiner Arbeit
zu wenig Zeit mit Frau (Sela Ward) und Sohn (Jake Gylenhaal) verbringt, sieht
es bereits kommen: Die Klimakatastrophe, von der seit Jahrzehnten geunkt
wird, steht vor der Tür und lässt sich nicht mehr abwenden. Erste
Anzeichen sind schon zu erkennen: Fußballgroße Hagelkörner
über Tokio, ein Dutzend gleichzeitig wütender Tornados in Los Angeles,
Dauerregen in New York und dann ein Blitzeis von Minus 100 Grad Celsius
über Schottland, dass sogar Benzin gefrieren lässt. Doch außer
Hall und seinem britischen Kollegen Tery Rapson (Ian Holm) will niemand an
die nahende Katastrophe glauben.
Zwanzig Jahre nach seinem Regiedebüt Das Arche Noah Prinzip
(D 1984) greift der schwäbisch-amerikanische Regisseur Roland Emmerich
das Klimakatastrophen-Thema erneut auf. Gleich an beiden Stoffen ist der
warnende Gestus und die menschliche Schuld am eigenen Untergang. Unterschiedlich
ist jedoch die Ausführung. Denn Mitte der Achtziger Jahre standen dem
Regisseur keine 100 Millionen Dollar Produktionsbudget zur Verfügung,
sondern nur 1 Millionen D-Mark zur Verfügung. Das hatte Konsequenzen
für die Story, die ausgefeilter sein musste und die Effekte, die schlechter
sein durften. Bei The Day After Tomorrow ist es genau anders
herum.
Emmerich hat seit seiner Emigration in die USA aber auch seine Handschrift
geändert. Nach seinen Erfolgen mit dem Arche Noah Prinzip und
ein paar Anschmeichelungen an us-amerikanische Produktionen (Joey
von 1985 und Moon 44 von 1990) emigrierter er Anfang der 90er Jahre
und wurde zum rundum amerikanischen Regisseur, was vor allem der Patriotismus
seiner Filme verrät: Star Gate (1994), Independence Day
(1996) und Der Patriot (2000) strotzen nur so von nationalem Pathos.
Das hat Emmerich nicht nur hierzulande schnell das Attribut "nervig" verschafft.
Doch sein Stil wurde nicht nur durch die politischen Subtexte beeinflusst,
sondern vor allem auch durch die größeren Budgets. Emmerich verlagerte
sein Schaffen vom Erzählen aufs Zeigen; seine Storys wurden immer obsoleter,
dafür wurden seine Optiken immer opulenter.
Das zeigt sich nun auch in The Day after Tomorrow. Sicher,
das Erfolgsprinzip "Katastrophenfilm" beherrscht Emmerich. Er schafft es,
im Desaster des ganz Großen das wieder gefundene Glück des ganz
Kleinen zu platzieren und liefert seinen Zuschauern so eine Story, die zwar
nicht Originalität, aber doch Kohärenz zwischen all den
Untergangsbildern vermittelt. Die Geschichte vom Wissenschaftler-Vater, der
sich durch Eis und Schnee auf die Suche nach seinem Sohn macht und dessen
adoleszentes Erwachen, bei dem er sich zum ersten Mal als verantwortungsbewusst
zeigt und prompt mit einer Teenqueen belohnt wird - das sind auch nur
Story-Module aus dem Hollywood-Baukasten.
In der Inszenierung des Untergangs, darin, zu zeigen, wie die
Klimakatastrophe über die Nordhalbkugel rollt, hat der Film seine unleugbare
Stärke. Das ist es, was der Kinogänger sehen will und Emmerich
hat sowohl das Geld als auch die notwendige Naivität (im positivsten
Wortsinne), ihm das auch genauso zu präsentieren ... und dieses Mal
sogar fast ohne nationales Pathos.
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