Yukiguni (Schneeland) ist die Verfilmung eines der berühmtesten
japanischen Romane des 20. Jahrhunderts, sein Autor Yasunari Kawabata erhielt
1968 den Nobelpreis (der Roman stammt aus dem Jahr 1947 und spielt am Ende
der 30er Jahre). Literaturverfilmung steht dem Film, leider, auch ins Gesicht
geschrieben. Visuelle Metaphern markieren den Beginn: ein Zug in einem Tunnel,
er nähert sich dem Licht, außen dann ist es grell weiß:
Schneeland ist der Name für einen Ferienort in den Bergen,
unaufhörlich - mit Ausnahme einer Rückblende in die Sommermonate
- fällt der Schnee, meterhoch türmt er sich auf den Straßen
des Dorfes. Die andere Metapher ist eine Spiegelung: Shimamura, ein wenig
erfolgreicher Maler, kehrt mit dem Zug zurück in den Ort, im Fenster
spiegelt sich das Gesicht einer jungen Frau.
Beides - der Tunnel und die Spiegelung - sind keineswegs Ideen des
Films, sondern als Metaphern (im Fall der Spiegelung gar mit dem Verweis
auf das Filmische des Bildes) schon vom Buch vorgegeben. Hier wie im weiteren
ist der Film eine brave Angelegenheit. Die Geschichte (mit nur leichten
Variationen zum Roman): Shimamura ist ein erfolgloser Maler (im Buch:
Schriftsteller), der in Tokio lebt und verheiratet ist und sich im Sommer
ins Feriengebiet zurückzieht (davon erzählt die Rückblende).
Dort lernt er die junge Komako kennen, gerade in der Ausbildung zur Geisha,
sie haben eine Affäre. Im Winter kehrt er zurück, Komako ist nun
eine Geisha, eine zweite Frau ist im Spiel, Yoko. Sie ist Komakos Halbschwester
und die Frau aus der Spiegelung: sie hat Yukio, den sterbenden Stiefbruder,
aus Tokio mitgebracht, ein Dreiecksverhältnis, das Shimamura aufsprengt,
ohne dass eine Lösung möglich wäre.
Der Film beschränkt sich weitgehend aufs Kammerspiel zwischen
Shimamura und Komako, ein Hin und Her der kaum ausgesprochenen Gefühle,
dessen postulierte Intensität sich nie überzeugend darstellt. Selbst
die klaustrophobische Atmosphäre aus Helligkeit und Schneemassen
überträgt sich nicht, zu sauber abezirkelt sind die Einstellungen
in Innenräumen, zu bieder ist alles in Szene gesetzt. Am Ende verliert
der Film Rhythmus und Konzentration, die Ereignisse schlagen mit einem
großen Feuer vom Psychologischen ins Äußerliche um: dahin
aber ist kein Bogen gespannt, im parataktischen und dann.. der
Erzählbewegung des Films ist das nicht die Auflösung einer Spannung,
sondern nichts als beflissene Abfilmung der Romanvorgaben. |