Francois Ozon: Unter dem Sand (Sous le Sable, Frankreich
2000) |
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VÖ: 06.06.2004
Regie: Francois Ozon
Darsteller: Charlotte Rampling, Bruno Cremer, Jacques Nolot, Alexandra Stewart,
Pierre Vernier, u.a.
Jump-Cut- Kritik:
Maries Heilung scheint eingesetzt zu haben, scheint sich fortzusetzen: sie
fährt zurück ans Meer, sieht sich die Leiche an, die an Land
gespült worden ist (ein Blick, den Ozon dem Zuschauer nicht zumutet).
Doch, zuletzt, wehrt sich Marie erneut, akzeptiert die massiven Indizien
nicht. Enigmatisches Schlussbild: Sie ist wieder am Strand, erblickt eine
Gestalt in der Ferne. Sie lacht, läuft darauf zu. Vielleicht aber, die
Perspektive ist nicht eindeutig, auch daran vorbei. Was hat sie gesehen?
Wir wissen es nicht, der Film blendet ab. |
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DVD-Informationen |
Francois Ozon: Unter dem Sand (Sous le Sable, Frankreich 2000)
Ein bürgerliches, schon etwas reiferes Ehepaar macht Urlaub in einem
Landhaus in Küstennähe. Als der Gatte Jean (Bruno Cremer) zum Baden
ins Meer steigt, bleibt sie, Marie (Charlotte Rampling), am Strand zurück.
Als Jean noch nach Tagen spurlos verschwunden bleibt und auch die
Küstenwache keinen Leichnam zu bergen konnte, sieht Marie sich gezwungen,
den Urlaub verstört abzubrechen und nach Hause zu reisen. Traumatisiert
kompensiert sie den Verlust im privaten Alltag mit Imaginationen ihres Ehemanns,
überschreitet dabei aber regelmäßig die Grenzen von Innen-
und sozialer Welt, wenn sie beispielsweise Freunden und Vertrauten, die von
dem verschollenen Gatten wissen, von ihrem Ehealltag erzählt, als wäre
nichts geschehen. Auch eine intime Affäre vermag sie nicht auf den Boden
der Realität zurückzubringen. Die Frage, ob die beiden Eheleute
wirklich eine so gute Beziehung geführt haben, wie Marie sie sich
imaginiert, lässt schließlich Zweifel aufkommen, ob der Gatte
ertrunken ist, oder ob er nicht anderswo ein neues Leben aufgebaut hat. Selbst
mit harten Fakten konfrontiert, übt sich Marie weiterhin in beharrlicher
Realitätsverweigerung ... |
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Familien und deren Geheimnisse sind das bestimmende Motiv in Francois
Ozons Werk. Das Geheimnis in Unter dem Sand entwickelt sich vor allem
aus der Vorgehensweise des Films, den Zuschauer im Unklaren zu lassen, wie
es um den Realitätsgrad der Bilder bestellt ist, ohne dabei lediglich
verwirrende Manierismen abzuspulen. In der Tat wirkt dabei aber einiges,
zumal für den filmgeübten Zuschauer, mit der Zeit leicht ersichtlich
und durchschaubar: Der Film ist somit eher als Portrait einer traumatisierten
Frau und ihres Unvermögens, sich den veränderten Bedingungen ihrer
Existenz zu stellen, denn als Vexierspiel zu verstehen. Dennoch gelingt es
ihm, unter Verweigerung der Aufklärung der "blinden Flecken" in Maries
Psyche und Biografie, ein Gefühl des Unbehagens und der
Orientierungslosigkeit zu schaffen. Vieles erscheint dabei rückblickend
wie eine vorsichtige Fingerübung für Ozons späteren Film
Swimming Pool, dem ein in weiten
Teilen ähnliches Konzept zugrunde liegt, dieses aber letztlich effektiver
für sich zu nutzen weiß.
Mit der Reihe "Filmklassiker" tritt einer der interessantesten und vielseitigsten
Arthouseverleihe Deutschlands, Alamode Film, erstmals auf dem Homevideo-Markt
auf und legt ein qualitativ gelungenes Debüt vor. Geplant ist offenbar
eine langfristig angelegte Reihe mit Arthousefilmen der letzten Jahre im
einheitlichen Design-Konzept, das auch einen stabilen und schön anzusehenden
Pappschuber vorsieht. Gleichzeitig erschien auch der Film Antonias Welt (siehe
unsere Besprechung).
Die Reihe beginnt vielversprechend: Bild und Ton der DVD fallen sehr gut
aus, allein die deutsche Synchronisation wirkt etwas lustlos erstellt und
klingt lediglich wie übergepfropft. Eine kleine Fundgrube für den
Ozon-Freund stellt das Zusatzmaterial dar: Hier finden sich frühste
Super8-Filme des Regisseurs, in denen er - wie sollte es anders sein - vor
allem seine Familie in Szene setzt.
Thomas Groh |
Technische Details
Bild: 1,85:1 anamorph
Ton: Deutsch (DD 5.1), Französisch (DD 2.0)
Untertitel: Deutsch
Regionalcode: 2/PAL
Laufzeit: ca. 92 Minuten
Zusatzmaterial
3 Kurzfilme von Francois Ozon: Mes parents un jour d'été, Les
doigts dans la ventre, Photo de famille |
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