Schwerpunkt Korea: Im Kwon-taek: Chihwaseon (Südkorea 2002)

.

Jump Cut Filmkritik
__________________
Magazin für Film & Kritik:
Rezensionen und News.

Impressum

 

 

Videos bei Amazon
Videos & DVDs bei Amazon

.

Im Kwon-taek: Chihwaseon (Südkorea 2002)

Im Kwon-taek im Kleinen Lexikon der asiatischen Regisseure

.

Im Kwon-taek: Chihwaseon (Südkorea 2002)
Kritik von Ekkehard Knörer

zum Südkorea-Schwerpunkt

In kaum einem anderen Genre oder Subgenre macht das Kino eine unglücklichere Figur als in dem der Künstlerbiografie. Das gilt für Hollywood - wo man der Tatsache der eigenen industriellen Fertigung gerne genieästhetische Emphase entgegensetzt - wie für unabhängigere Produktionen, die den fatalen Kurzschluss vom Leben aufs Werk durch Rücknahme des Sentiments vielleicht nur umso deutlicher ins Bild setzen. Und sind die eingeführten Kürzel der Veranschaulichung schriftstellerischer Zeugungsakte schon schlimm genug, wird es so recht fatal, wenn in gänzlich falscher Anschaulichkeit die Bilder des Kinos die vermeintlichen Sichtbarkeiten der bildenden Kunst zu illustrieren versuchen.

Nahe liegt's, die Bilder zu filmen und den Künstler in der Situation, die zu den Bildern führen. Hier, scheint man zu glauben, ist das Genie zu fassen, in seinem Tun, das doch die Wirkung einer Ursache sein muss. Leider, wie man in Chihwaseon nun mit ansehen kann, ist auch der koreanische Kunstfilm gegen das Hineintappen in die Fallen der biographical fallacies nicht gefeit. Auch hier reduziert sich die Komplexität des Werks (der Künstler, dessen Legende hier verbreitet wird, ist Jang Seung-up, gelebt hat er im zwischen chinesischen und japanischen Herrschaftsgelüsten geschüttelten Korea des späten 19. Jahrhunderts) wie von selbst aufs Klischee, das allemal den Vorzug der Darstellbarkeit hat. Ja, es scheint kaum eines ausgelassen. Der Maler ist ein hochfahrender Mann, der mit seinem Genie kaum zu Rande kommt, sich besäuft und rumvögelt ohne Rücksicht auf Verluste. Auch mal vors Haus geht und rumschreit, weil er's nicht mehr aushält oder rittlings auf dem Dach sitzt, die Flasche in der Hand. Wäre es ein europäischer Film, der Held würde unfehlbar von Bruno Ganz gespielt.

Ins Bild gesetzt wird das Hohelied aufs asoziale Künstlertum in einer Ästhetik, die ihr eigenes Künstlertum denkbar akademisch versteht: als Produktion schöner Bilder, an denen freilich auf den zweiten Blick vor allem die gedankliche Leere atemberaubend ist, die sie verdecken sollen. In farblich vorzüglich abgestimmten Landschaften (gelegentlich auch im floralen Detail) finden wir den Künstler unterwegs, in jener Ruhelosigkeit, die dem Naturell des Genies entspricht. Im Kwon-taek erzählt die Geschichte, immerhin, im Verzicht aufs Epische, als Skizze in Sprüngen eines Lebenswegs, der sich, trotz Ellipsen, am Ende doch zur Künstlerbiografie rundet. Gipfel und unangenehmer Höhepunkt des Ganzen: ein Beischlafakt, bei dem - natürlich ist das alles eine höchst misogyne Veranstaltung - die Frau darum bettelt, dem Genie einen Sohn zu gebären. Er möge zu diesem Zweck tief in sie eindringen, stößt sie hervor. Im Kwon-taek filmt den Vorgang als - freilich gewaltsam unterbrochenen - hieros gamos und bestätigt darin noch einmal die kaum zu fassende Gläubigkeit, mit dem er dem Gegenstand seiner Darstellung begegnet.

zur Jump Cut Startseite

.

Suche


powered by crawl-it
.

Newsletter

Anmelden zum Jump Cut Newsletter mit wöchentlichen News und Updates

Powered by KBX7

.

Jump Cut Partner

DVDs & Videos
Suchbegriffe:



In Partnerschaft mit Amazon.de

.

Internet Movie Database


Filmtitel Person
Powered by www.IMDb.com