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Crazy |
Regie: Hans-Christian Schmid
D 2000
Mit Robert Stadlober, Tom Schilling, Dagmar Manzel |
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Hans-Christian Schmid:
Crazy
Kritik von Ekkehard Knörer |
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Crazy hat nichts Außergewöhnliches
zu erzählen. Es ist die in fast jedem Aspekt längst ganz
und gar topische Geschichte des Teenagers als Außenseiter (physisch
markiert hier durch die Behinderung, aber so richtig notwendig wäre
das gar nicht), der nicht für die Schule (hier das Internat) lernen
will, sondern fürs Leben. Nur so ganz unterscheidbar ist beides nicht.
Das Mädchen, in das er sich verliebt, ist eine Mitschülerin. Der
Konkurrent um das Mädchen ist sein Mitbewohner und bester Freund. Und
keiner von beiden kriegt sie. Es gibt dumme Sprüche, cooles Gehabe,
peinliches Liebeswerben, adoleszente Philosophie, den Ausflug ins Striplokal,
einen Wichs-Contest und den so fortgesetzten wie erfolglosen Kampf gegen
die Mathe-Sechs. Nichts fehlt, nichts ist neu.
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Das Gewöhnliche aber,
das der Film erzählt, erzählt er außergewöhnlich gut.
Hans-Christian Schmid, der mit Nach Fünf im Urwald und 23
bereits zwei hervorragende Filme gemacht hat, frischt die Klischees durch
die Beiläufigkeit auf, mit der er sie in Szene setzt. Crazy ist
in gewisser Weise ein Dogma-Film, wenngleich (Musikeinsatz, 35mm-Film etc.)
ein gänzlich undogmatischer. Die Handkamera tut erst gar nicht so, als
habe sie es mit Charakteren und Dispositionen von großer Bedeutsamkeit
zu tun, sie geriert sich quasi-dokumentarisch und schaut einfach zu. Die
Szenen sind nicht sorgfältig aufgebaut (oder: sie tun jedenfalls nicht
so, als wären sie es), sondern von nonchalanter Pointenlosigkeit. Es
gibt abrupte Einstiege, Ellipsen und Abbrüche. Slices of Life.
Wie in den beiden Vorgängern sind die Schauspieler wieder hervorragend
geführt. Sage keiner, es sei keine Kunst, jugendliche Darsteller Jugendliche
so spielen zu lassen, dass es aussieht, als sei es keine Kunst. Außer
Jacques Doillon, Noemie Lvovsky und Abbas Kiarostami kenne ich keinen Regisseur,
der das so gut kann wie Schmid.
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Überhaupt: es ist wunderbar zu sehen, dass
es in Deutschland endlich einen Regisseur gibt, der Alltag auf eine Weise
darzustellen vermag, die Belang aus der genauen Beobachtung zieht, aus der
akribischen Recherche auch, aus dem Nicht-Zuende-Erklären der Figuren
(in Crazy vor allem: Troy und Janosch) - und eben einer famosen
Sensibilität für den richtigen Ton. Hans-Christian Schmid wird
uns noch sehr viel Freude machen.
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